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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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neue Verträge zu schließen; daß wir die Schuldigen bestrafen.«
    Demosthenes knirschte mit den Zähnen, lachte aber dann. » Klingt gut, Eubulos. Und wenn Philipp in die Stadt reitet, wie viele Leichen willst du ihm zeigen?«
    Aischines hob die Hand. » Es ist nicht gesagt, daß Philipp selbst kommt. Vielleicht schickt er einen Gesandten. Parmenion. Antipatros. Oder seinen Sohn, Alexander.«
    » Antipatros ist von Pella unterwegs hierher«, sagte Demosthenes. Er grinste. » Wie meine, eh, Verbindungen mir sagen. Parmenion ist nach der Schlacht mit einem Teil des Heeres losmarschiert, Richtung Korinth und wahrscheinlich weiter nach Süden. Auf die Peloponnes– Sparta. Und Alexander? Ich habe ihn kennengelernt, vor, uh, acht Jahren. Damals war er ein Jüngelchen, ziemlich blöde, fast schwachsinnig.«
    Aischines kicherte. » Ich weiß. Ich kenne die Geschichte. Er hat sich geweigert, deine Flöte zu blasen, wie? Und du hast blöde ausgesehen.«
    Demosthenes zuckte mit den Schultern. » Spielt das eine Rolle?– Ihr wollt mich also den makedonischen Wölfen vorwerfen?«
    Eubulos verdrehte die Augen. » Zu gern. Aber das geht nicht. Wir müssen einen anderen opfern. Damit Philipp sieht, daß wir es ernst meinen– und wir müssen es so machen, daß alle begreifen, daß wir uns nicht in unsere inneren Angelegenheiten reden lassen. Du bist leider zu wichtig.«
    Aischines und einige andere ehrenwerte Männer gingen der Gesandtschaft entgegen. Sie kamen zurück, begleitet von Demades und Phokion. Alexander und Antipatros blieben vor der Stadt, im Lager, das die makedonischen Truppen am Rand der Straße nach Acharnai und Theben aufgeschlagen hatten.
    Demades und Phokion berichteten von den langen Unterredungen zunächst mit Philipp, dann während der Reise mit Antipatros und Alexander; es seien verschiedene Überlegungen ausgesprochen, zum Teil auch erörtert worden, aber niemand wisse genau, was der König und sein Sohn beabsichtigten. Die Truppen? Das sei nur ein Teil des Heers, aber ausreichend zum Sturm auf Athen; schnell aufzubauende Belagerungsmaschinen in Einzelteilen seien im Troß.
    Der Rat beschloß, die Tore offen zu lassen. Abends kam eine makedonische Reitertruppe zum Acharnai-Tor, hielt, ritt eine Weile die Mauern entlang. Die Stadt war unruhig; als Demosthenes sich in der Nähe der Agora zeigte, flogen ein paar Steine. Man schlief nicht gut in dieser Nacht; Demosthenes verbrachte sie im Haus der rhodischen Händler, wo er lange mit einem Fremden sprach, von dem es nur hieß, er habe einen gepflegten schwarzen Bart und sei gewiß kein Händler.
    Am nächsten Morgen erschienen makedonische Truppen vor den anderen Toren. Alle standen offen, wenn sie auch von Skythen und athenischen Wachmannschaften gehütet wurden, aber die Makedonen ritten nicht ein. Vormittags kam ein Offizier, als Bote; er wandte sich an den Vorsteher des Dionysos-Theaters: Der bedeutende Schauspieler Lyson und seine Leute wollten am folgenden Tag auf die Bitte des makedonischen Prinzen und zur Erbauung der Bürger Athens einige Stücke aus verschiedenen Werken ruhmreicher Athener aufführen. Nach kurzer Rücksprache mit dem Prytaneion wurde das Theater für diesen Zweck freigegeben. Allerdings rätselte man, weshalb es ausgerechnet dieser von allen in Frage kommenden Orten sein mußte. Warum nicht ein Platz, ein anderes Theater, ein Stadion? Das Dionysos-Theater war schäbig, heruntergekommen, mit unebenen Gängen und Sitzen aus morschem Holz.
    Nachmittags liefen Gerüchte durch die Stadt. Alexander sei bereits eingezogen. Alexander werde am folgenden Tag nach der Aufführung die Stadt besetzen lassen. Die Makedonen würden die Stadt überfallen, während alle waffenfähigen Bürger im Theater säßen. Demosthenes sei geflohen. Eine persische Flotte werde abends den Piräus erreichen. Nein, Philipp und Parmenion stünden mit dem Hauptheer nur wenige Stunden entfernt.
    Die Vorführung war für den mittleren Nachmittag angesetzt. Es war ein heißer, strahlender Sommertag. Mittags verließ ein langer Zug makedonischer Truppen das Lager und schien zu verschwinden. Die Athener, die in der Nähe des Acharnai-Tores gewartet hatten, wurden enttäuscht. Dann hörte man die Trompeten, von Westen: Die Makedonen hatten einen großen Bogen gemacht und näherten sich nun auf der Heiligen Straße. Sie ritten in die Stadt ein, in ordentlichen Reihen: Kataphrakten und leichte Reiter, kein einziger Fußkämpfer. Das Zaumzeug der Pferde, die Helme und

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