Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Meinung nach, Seher?«
    Aristandros wandte sich dem jungen Mann zu, aber Olympias sprach schneller. » Daß du Ägypten eroberst und befreist, Ammons Herrschaft wiedererrichtest, dein Schicksal erfüllst, mein Sohn. Und ich werde der Mond sein, du die Sonne, Helios. Je heller du strahlst, um so mehr Licht ist mein.« Jäh war ihre Stimmung umgeschlagen; nun lächelte sie. Dann überzog wieder eine Wolke ihr Gesicht– eine Mischung aus Stolz und Gier, Widerwillen und Empörung.
    Alexander schien sich selbst zu umarmen; er schauderte. » Ist das alles so?« Er wandte sich Aristandros zu.
    Der Seher breitete die Arme aus. » Mehr oder weniger. Ammon hat dich auserwählt. So sagen es die Sterne, alle Orakel, und auch der heiligste und älteste Tempel von allen– Ammons Heiligtum in Siwah, in der Wüste.«
    Leise, fast zischend sagte Alexander: » Habe ich denn keinen eigenen Willen? Bin ich eine Puppe an seltsamen Fäden, die ins Nichts und in die Ewigkeit führen, in die Schwärze, wo die Götter und meine Ahnen an ihnen zupfen? Bin ich denn nur ein Schauspieler, der Achilles darstellen muß, mit Wörtern und Bewegungen, die ein anderer erdacht hat? All dies nur, weil Achilles einer meiner frühen Vorfahren ist?«
    » Das tut doch nun gar nichts zur Sache.« Olympias starrte Aristandros an, der etwas hatte sagen wollen. » Philipp hat einen Teil des Heers nach Asien geschickt, um den Weg zu bereiten– seinen Weg. Es ist nicht der deine, Sohn. Parmenion führt dieses Heer, und er wird entweder siegen oder untergehen. Wenn er mit dem Heer untergeht, verlierst du viele gute Männer, die du brauchst, um das zu tun, was zu tun ist. Wenn er gewinnt, verlierst du sie auch, denn dann werden sie nicht deinen Zielen dienen, sondern denen von Philipp und Parmenion. Philipp hat mich entehrt und verstoßen– mich, die Mutter von Ammons Gefäß!«
    » Entehrt?« Alexander hob eine Braue. » Immerhin gibt er dir seine Leibtruppe als Geleit. Pausanias wird dich schützen und ehren, bis du in Epeiros bist.«
    Olympias hob die Hände, fast beschwörend. » Weniger Ehre für mich, Sohn, als Berechnung. Philipp wird die Nichte von Attalos zur Frau nehmen– zur rechtmäßigen Gemahlin und neuen Königin. Pausanias haßt Attalos und seine Tochter. Es ist besser, wenn sie nicht zusammentreffen. Ehre, pah! Sie ist Makedonin, und Philipp ist keineswegs zu alt, um noch neue Kinder zu zeugen. Bedenk es, Alexander! Wenn Kleopatra ihm einen Sohn gebiert, wird er Makedone sein, reiner Makedone, was du nicht bist. Wer wird Philipps Thron und Macht erben? Bedenk es, Alexander! Und– komm mit, komm mit mir, nach Epeiros! Hier bist du verloren, oder du wirst es bald sein. Alexandras, mein Bruder, dein Onkel, König in Epeiros– Alexandras wird helfen– dir, mir, uns!«
    Aristandros schloß die Augen. Er murmelte etwas, hob dann die Hände zum Himmel.
    Alexander starrte die Schlange an, mit schmalen Augen. » Du… denkst, was ich befürchte? Du willst das Land mit Krieg überziehen? Gegen Philipp und sein mächtiges Heer, das Hellas bezwungen hat? Gegen meine Freunde und Waffenbrüder, gegen Parmenion und Perdikkas und Hephaistion und die anderen?« Er stöhnte dumpf auf. » Du wirfst einen bösen Schatten auf meine Seele. Du erstickst mein Feuer.«
    Olympias kam zu ihm, mit schnellen, trippelnden Schritten; sie legte die Hände auf seine Schultern. » Vergiß sie. Vergiß sie alle, auch… deinen Lustknaben Hephaistion! Komm mit, Sohn Ammons. Dies hier ist nicht länger deine Heimat.«
    Alexander schüttelte sie ab. » In Athen habe ich einen Altar gesehen, geweiht Dem Unbekannten Gott«, sagte er, fast verträumt. »Es kann oder muß einen geben, der all die anderen Götter beherrscht und lenkt, der sie bindet. Wie kannst du sagen, ich darf mir nicht aussuchen, welchem Gott ich dienen will? Wie kannst… wer bist du, daß du sagen kannst, mein Platz ist hier oder da?«
    » Ich bin deine Mutter!«
    » Und Philipp ist mein Vater.«
    » Nein. Philipp ist nicht dein Vater, Alexander.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich. » Was sagst du da?«
    » Philipp ist nicht dein Vater. Philipp war nur– ein Werkzeug. Dein Vater ist Ammon.«
    Alexander zögerte; dann lachte er grimmig. » Sehr gut. Zwischen Vätern und Söhnen gibt es ja oft Streit. Ich brauche diesen Kampf also nicht gegen Philipp zu führen, sondern kann meinen Zorn an Ammon auslassen .«
    Aristandros schüttelte den Kopf; sehr ruhig sagte er: » Das ist lästerlich, Alexander.«
    Er hob die

Weitere Kostenlose Bücher