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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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klug, ein guter Kämpfer, gesund. Und er wurde von einer orestischen Mutter geboren. Nicht von einer Epeirotin.«
    » Amyntas.« Heromenes kniff die Augen zusammen. » Er wird sich zum König machen lassen– wer würde sich weigern? Aber was ist mit Alexander? Wenn Philipp stirbt…«
    » …wird Alexander von Philipps Freunden, von Parmenion und Antipatros und dem Heer, zum König erhoben. Er hat Pella gut gelenkt, als Philipp im Feld war. Er hat die Schlacht von Chaironeia gewonnen. Er hat Athen in den Bund gebracht– geredet. Die Krieger küssen den Boden unter seinen Füßen.«
    » Also keine Aussichten für Amyntas, solange Alexander lebt.« Heromenes’ Stimme klang dumpf; er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und sprach durch die Zähne.
    » Solange Alexander lebt.« Arrhabaios hob den Becher.
    Heromenes trank ihm zu, stumm.
    » Aber das können wir nicht allein.« Arrhabaios stand auf und ging durch den Saal, zur Tür, machte kehrt. » Es sei denn, wir wollten nicht leben. Es wird Gold kosten. Sehr viel Gold.«
    Heromenes schob die Unterlippe vor. » Wieviel, meinst du, wird es wert sein?«
    Arrhabaios blieb stehen; er stemmte die Fäuste in die Hüften. » Kommt drauf an. Kommt drauf an, wen du fragst.«
    » Demosthenes, zum Beispiel. Und– den Großkönig.«
    » Hah.« Arrhabaios ließ sich in seinen Sessel sinken. » Natürlich. Auflösung des Bundes von Korinth. Freiheit für die hellenischen Staaten. Einfluß für die Fürsten der Berge. Kein Krieg gegen Persien. Ja, es müßte Demosthenes und Arses einiges wert sein.«
    » Was verlieren wir?« Heromenes beugte sich vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, das Kinn in der rechten Handfläche. » Sind wir sicher, daß ein schwacher König stark genug ist, um dafür zu sorgen, daß Illyrer und Paionen nicht zu schnell erstarken?«
    » Man kann… Verträge schließen. Sie werden ebenfalls nicht undankbar sein, wenn Philipp ausfällt.«
    Sklavinnen und Sklaven, unter der Aufsicht von Admetos, schleppten Packen, Bündel und Truhen aus den Gemächern der Königin. Zimmerleute, von Archelaos abgestellt, zerlegten das große Bett aus geschnitztem Holz mit Elfenbein und Leder. Andere Diener rollten Bärenfelle und feine Teppiche ein. Die Körbe mit Kleidern und Tüchern, am Vortag von Dienerinnen unter Leitung der stummen Thrakerin gepackt, wurden hinausgetragen. Gegenüber, im Bad, bauten Handwerker des Palasts die kostbaren Becken aus.
    Olympias stand im Nebenzimmer, in dem einmal die Kinder geschlafen hatten. Sie trug das lange, goldverzierte weiße Kleid, die mit bunten Steinen und Silberknöpfen besetzten Reisestiefel und den Purpurumhang. Die Schlange hatte sich um den Hals geringelt, wiegte den Kopf hin und her und zischte. Alexander, am Fenstersims lehnend, schien die gespaltene Zunge zu beobachten. Er hatte die Arme verschränkt, die Hände weit unter die Achseln geschoben: als ob er sich zusammenhalten müßte, um nicht zu bersten oder zu zerfallen. Sein Gesicht war bleich.
    Aristandros trat beiseite, als Admetos erschien, um einen großen Weidenkorb mit Rollen, Tintenfläschchen, Schreibhalmen und anderen Kleinigkeiten zu holen. Der Seher wirkte gelassen wie meistens; in seinen Zügen waren allenfalls Entschlossenheit und ein wenig Unbehagen zu lesen.
    » Es ist der Wille der Götter«, sagte er mit flacher Stimme.
    » Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn!« Olympias kreischte beinahe. Sie reckte die Arme, als wollte sie mit ihren roten Nägeln Aristandros’ Augen auskratzen. » O welcher Wahnsinn! Ich habe Ammons Gefäß geboren, und nun wirft Philipp mich hinaus wie ein altes benutztes Tuch. Keine Macht, kein Reichtum, kein Einfluß. Und mein Sohn, Ammons Gefäß, wird in Pella festgehalten, an der kurzen Leine, statt losziehen und sein Schicksal erfüllen zu können, wie es dem Nachkommen des göttlichen Achilles zusteht. Welch ein Wahnsinn!« Sie schüttelte die immer noch tiefrote Mähne; die Schlange pendelte und zischte.
    Alexander lehnte reglos am Sims, wie eine Statue aus Eis. Nur seine Wangenmuskeln lebten.
    Aristandros versuchte, die flackernden Augen der Königin mit dem Blick festzuhalten. » Der Wille der Götter.« Seine Stimme klang etwas schärfer. » Ich habe es dir so oft gesagt, Olympias. Macht, Reichtum, göttliche Ehren, was immer du begehrst– all dies ist nichts, nur ein Stäubchen in der Sonne, verglichen mit dem Willen der Götter.«
    Alexander sagte, fast unhörbar: » Und was genau ist der Wille der Götter– deiner

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