Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Philipps abflauendem Zorn, vom knospengleich schwellenden Bauch der neuen Königin, von der Entsendung des halben Heers nach Asien, von Parmenion und Attalos, die beide jenseits des Hellespont vordrangen, um die hellenischen Städte vom persischen Joch zu befreien und den Boden für Philipp vorzubereiten. Von der Ruhe in Hellas, Ruhe ohne Bruderkriege; und von Olympias, die in Epeiros am Hof ihres Bruders Alexandras Gift sprühte und Fäden sponn.
    » Ich weiß.« Alexander sprach sehr leise. » Sie verfolgt mich mit Briefen, sogar hier. Komm zu uns. Hilf mir, den Krieg gegen Philipp zu bereiten. Wo bleibst du? Warum bist du nicht gleich hergekommen. Hast du auch genug zu essen. Du solltest häufiger schreiben, wenn du schon nicht kommst. Schreib mir, wann du kommst. Wie viele Krieger brauchen wir, um Philipp angreifen zu können.« Er seufzte, ohne seine Lage zu verändern, aber der sehnsüchtige Ausdruck war verhaltenem Zorn und etwas anderem gewichen– Abwehr, Ekel? Demaratos war nicht sicher.
    » Und?« Der Korinther sagte nur dieses eine Wort.
    Alexander wandte ihm das Gesicht zu; es wirkte hart und entschlossen. » Krieg gegen meinen Vater? Gegen meine Freunde und Waffenbrüder? Mit ein paar Molossern und Barbaren gegen das beste Heer der Oikumene?« Er hob die Brauen. » Es wäre Wahnsinn. Und Frevel. Man kann mit den Göttern hadern, das Schicksal verfluchen, den Eltern trotzen; aber es ist unmöglich, den Willen der Götter zu wandeln, Moira zu rühren, Vater und Mutter nicht zu ehren. Sie sind Teil des Ganzen, das uns ausmacht. Ich kann nicht Zeus mit einem Blitzstrahl vernichten. Ich kann nicht meine Mutter schänden. Ich kann nicht Krieg gegen Philipp führen.«
    » Philipp… hatte zu gewissen Zeiten andere Vorstellungen.«
    Alexander lachte halblaut. » Er hat das Land von einem Raubtier, einer giftigen Riesenschlange befreit, die längst nicht mehr seine Mutter war. Die seinen Vater und seinen ältesten Bruder und viele andere getötet hatte. Ich…« Er zögerte, schluckte, trank Wasser und räusperte sich. » Ich würde, wenn es zu einer solchen Lage käme, das gleiche tun. Das Andenken meiner Mutter ehren und das Ungeheuer töten. Besser ist es aber, dafür zu sorgen, daß ein solches Ungeheuer sich nicht entwickeln kann. Oder… einen Käfig bauen.«
    Ptolemaios schnitt eine Grimasse. » Bist du denn so sicher, daß das Ungeheuer nicht schon da ist?«
    » Gekränkter Stolz, gehemmte Herrschsucht, verquere Eitelkeit.« Alexander klang wie ein alter, weiser, über den Zustand der Menschen betrübter Mann. » Mehr nicht. Vielleicht ist darin, dahinter, ein Ungeheuer; man muß dafür sorgen, daß es nicht herauskommt.«
    Demaratos blähte die Wangen und ließ die Luft mit einem leisen Knall entweichen. » Du sagtest vorhin, am Nachmittag, Philipp hätte euch vielleicht einen Gefallen getan…«
    Alexander antwortete nicht; Laomedon warf seinem Bruder Erigyios einen auffordernden Blick zu.
    » Ich glaube, was Alexander meint… Also, der König hat ihn und uns verbannt, wegen eines Streits, um Alexander aus dem Weg zu haben, während er die Belange des Königreichs neu ordnet, die Gebietsfürsten neu an sich bindet, all dies. Gleichzeitig«– Erigyios faßte wieder nach dem Ohrläppchen– » hat er uns gezwungen, das Beste aus uns und der Lage zu machen. Es ist eine Erprobung, eine Prüfung.«
    Demaratos nickte langsam. » So ist es, meine Freunde. Eine schwere Prüfung sollte es werden. Philipp weiß, was ihr hier tut…«
    » Woher?« Harpalos fuhr auf und kniff die Brauen zusammen.
    » Philipp weiß fast immer, was diejenigen tun, an deren Wohl ihm liegt oder deren Ränke er zeitig durchschauen will. Philipp unterhält Spitzel in Athen und Theben, aber auch in Susa und Pasargadai. Und in Parsa– das ist Persepolis. Wie könnte er da versäumen, sich über euch Gedanken zu machen? Er ist zufrieden.«
    » Warum? Womit?«
    » Weil ihr tut, was er erhofft hatte. Er ist zufrieden mit den Zeichnungen, Maschinen und Bauwerken von Nearchos; mit der Art, wie Harpalos die Schätze eures kleinen Reichs mehrt; mit Laomedons Forschungen in Sprache und Gebräuchen; mit Erigyios’ Jagd- und Verführungskünsten; mit den Waffen und Waffentaten des Ptolemaios; mit der Art, wie Alexander all das tut, was jeder einzelne von euch macht, und wie er alles zusammenhält.«
    Er betrachtete sie. Sie sagten nichts, aber die Mienen hatten sich verändert; Demaratos las Fragen, Staunen, Anflüge von Ärger, Neugier.
    »

Weitere Kostenlose Bücher