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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Vor allem wollte er wissen, wie es mit der Treue steht, mit der Verläßlichkeit.« Der Korinther fuhr sich mit der Hand über die Augen. Es wurde nun schnell dunkel. Und kühl; er fröstelte und zog das Fell enger um die Schultern.
    » Er sagte mir: › Wenn ich Alexander mit seinen Freunden verbanne, und der Junge geht nicht zu seiner Mutter, rüstet kein illyrisches Heer gegen Makedonien aus, obwohl er beides könnte und dies beweist– dann kann ich ihm in Krieg und Frieden, in der Schlacht und in den Staatsgeschäften meinen Rücken anvertrauen.‹ Und– er ist zufrieden, mit euch allen.«
    » Was kommt als nächstes?« sagte Alexander.
    » Wie meinst du das?«
    » Ich kenne meinen Vater. Er tut nichts, ohne mindestens eine dreifache Absicht dabei zu haben.«
    Demaratos lachte. » Das ist wahr. O wie wahr, Sohn meines Gastfreundes.« Er beugte sich vor. » Du und ich, wir beide reiten morgen. Er braucht dich. Die anderen bleiben hier. Und zwar aus mehreren Gründen. Philipp sagt, wenn einige Illyrer besseres Leben gekostet haben, werden sie nicht so leicht wieder zu schlechten Waffen greifen, um die Grenzen anzutasten. Philipp sagt, wenn sie Fortschritte erleben, können sie zu Freunden und Verbündeten werden. Philipp will, daß ihr eure Arbeit fortsetzt. Und daß ihr, wenn er euch ruft, später, im Sommer, oder spätestens im nächsten Jahr, daß ihr ihm dann gut ausgebildete, gut bewaffnete Bundesgenossen mitbringt.«
    Es dauerte lange, bis der Korinther die erregten Reden und Gegenreden, die Entrüstung und Enttäuschung so weit beschwichtigt hatte, daß er fortfahren konnte.
    » Außerdem– sicher ist sicher. Im Krieg und beim Herrschen gibt es keine Freunde. Wie ihr wißt. Es gibt vor allem Nutzen; Fragen der Nützlichkeit und der Erfordernisse. Philipp ist ein kluger Mann. Und ein sehr listiger Herrscher. Er hat euch und andere aus Pella verbannt, aufgeteilt, um euch zu prüfen und den Nutzen für Makedonien zu mehren.«
    » Welche anderen?«
    Demaratos blickte Alexander von der Seite an. » Oh, diesen und jenen. Philotas ist bei Parmenion, in Asien; Krateros in einer Festung in den lynkestischen Bergen; Koinos in Thessalien. Alle erledigen ihre Aufgaben bestens– und alle sind fern von Pella.«
    » In den lynkestischen Bergen?« Alexanders Stimme klang verträumt. » Ich dachte es mir…«
    » Die Grenzen gegenüber Epeiros.« Demaratos legte den Kopf in den Nacken; die ersten Sterne waren am Himmel. » Du hast es dir gedacht, wie? Wenn er dich prüft, wird er Alexandros keinesfalls blind vertrauen, zumal nicht dann, wenn Olympias bei ihm ist und ihm Gift ins Ohr träufelt. Nein, er sieht sich vor, zu unser aller Wohl. Und dies ist das einzige, was noch zu tun bleibt, ehe er nach Asien gehen kann.«
    » Was hat er vor?«
    » Epeiros fester an sich binden. Alexandros so fest an sich binden, daß Krateros und die anderen abgezogen werden können. Daß die Grenzen ewig sicher sind.«
    Alle starrten ihn an.
    » In wenigen Monden, im Frühsommer, wird er deine Schwester Kleopatra mit deinem Onkel Alexandros vermählen.«
    Wut und Wein forderten ihre Opfer. Nach und nach verschwanden alle in ihren Häusern. Demaratos und Alexander blieben zurück; und die Illyrerin, die Alexanders Lager teilte.
    » Du hast kaum getrunken. Magst du meinen Wein nicht?«
    Alexanders Zähne blitzten im Widerschein des Feuers, das am Rand der Terrasse brannte. » Doch, er ist gut.«
    Demaratos sah zu, wie die Illyrerin, die das Feuer neu angefacht hatte, geräuschlos und beinahe gleitend zu ihrem Schemel zurückkehrte. Ein Schatten unter den Schatten. » Ist es Philipps Schatten?«
    Alexander betrachtete ihn aufmerksam. » Du bist sehr scharfsinnig, Demaratos. Ja. Gegröle in der Nacht; die ewigen Streitereien zwischen ihm und Olympias, die nur halb so schlimm waren, wenn keiner etwas getrunken hatte.« Er starrte ins Dunkel und sprach halblaut weiter. » Bewußtlosigkeit, weißt du. Ich habe mich beobachtet, und andere, nach zuviel Wein. Es ist wie Schlaf, ohne zu schlafen. Man sagt Dinge, die man nicht meint. Man tut Dinge, die man sonst nicht täte. Wer traurig ist, wird noch trauriger, wer munter ist, noch munterer. Andere, die freundlich sind, werden plötzlich zu giftigen Tieren. Die dunkle Innenseite, oder Unterseite… Dämonen. Es ist schlimm genug, daß keiner weiß, wer er ist, und daß jede Nacht, im Schlaf, ein völlig Fremder da liegt. Es muß nicht durch Wein herbeigeführt werden.«
    Demaratos seufzte leise. »

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