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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hochzeitsfeiern. Die Vermählung hatte bereits stattgefunden; Gesandte der wichtigsten hellenischen Städte– außer Sparta– hatten Philipp goldene Kränze und Kronen gereicht. Demades, der mit Aischines und Hypereides aus Athen gekommen war, hatte Philipp den Ehrenrang eines Schutzbefohlenen Gastfreunds der Stadt verliehen. Hypereides war als einziger der Makedonenfeinde in den Norden gereist; Philipps Einladung hatte auch Männern wie Lykurgos gegolten, selbst Demosthenes wäre willkommen gewesen, aber sie hatten sich für unpäßlich, unabkömmlich, reiseuntüchtig erklärt.
    Die meisten Gäste trugen Blumenkränze und hatten ihre besten Kleider angelegt; es waren mehr als zwanzigtausend Menschen im Theater versammelt. Demaratos, in einem langen, goldbestickten Chiton und purpurgesäumten Umhang, stand neben Aristoteles und Kallisthenes, dessen bissige Bemerkungen von den Umstehenden teils mit Gelächter, teils mit Schweigen oder bisweilen auch Zischen verfolgt wurden. Die Musiker, die den Tag beginnen sollten, hielten sich noch hinter der Bühne auf.
    Kallisthenes deutete auf den rechten Eingang; sie standen in einem der mittleren Ränge und konnten wie die meisten anderen sehen, was in der unmittelbaren Umgebung des Theaters geschah.
    » Da müßten sie gleich kommen. Wo bleibt der dreizehnte Gott? Die anderen zwölf sind vermutlich abwesend.«
    Wunderbar gearbeitete Statuen der olympischen Gottheiten schmückten den Eingang; sie waren aus Elfenbein und Gold und mit kostbaren goldenen Kränzen geschmückt. Philipp hatte zum Zeichen seiner Würde und Macht sein eigenes Bild als dreizehntes zu ihnen stellen lassen.
    » Mäßige deine Zunge. Es könnte sein, daß dich der Blitz des Zeus erwischt«, sagte Aristoteles halblaut.
    Kallisthenes lachte. » Oder ein donnernder Furz des Dreizehnten.«
    Vom Palast her näherte sich der Festzug; im Theater stiegen einige auf die Sitze, um besser sehen zu können. Vor dem Eingang standen ausgewählte Männer, die edelsten von Philipps Leibwache. Aristoteles erkannte einige seiner Schüler– Perdikkas, Leonnatos, Attalos, Hekataios. Sie waren geschmückt, mit hellen Umhängen, roten und goldenen Schulterspangen, goldenen oder vergoldeten Waffengurten, aber sie trugen keine Schwerter, nur die bekränzten Lanzen, die sie senkrecht vor sich hielten. Ebenso weitere Wachen im Eingang und an der Innenseite, neben und auf der Bühne. Die frühe Sonne glitzerte auf den Spitzen der Lanzen, füllte das Theater mit weichem Licht, belebte die tausend Farben der Gewänder und Kränze, leuchtete golden auf Philipps Kopfschmuck.
    Der König trug ein schlichtes weißes weites Gewand, keine Waffen, keinen Panzer. Rechts von ihm ging Alexander, links der neue Schwiegersohn, Schwager und Verbündete, König Alexandros von Epeiros. Beide waren ebenfalls ganz in Weiß gekleidet, mit Gold bekränzt und waffenlos. Ein paar Schritte hinter ihnen folgte ein Trupp der königlichen Leibwache, angeführt von Pausanias; sie trugen Festgewänder mit leeren Waffengurten und hatten nicht einmal Lanzen, anders als die Wächter am und im Theater.
    Danach, von den Rängen noch kaum zu sehen, kam die Gruppe der Frauen– Kleopatra, die Braut, die andere Kleopatra, Philipps hochschwangere Königin, die edlen Fürstinnen der Makedonen.
    » Sieht er nicht süß aus?« sagte Kallisthenes. » Seine Glatze ist frisch beworfen worden, glaube ich.« Er deutete auf Antipatros, der vor der Bühne wartete, zusammen mit einigen der wichtigsten Berater, Freunde und Offiziere. An diesem Tag trug nicht einmal Antipatros einen Helm. Antigonos der Einäugige, gleich neben ihm, hatte seinen wilden Bart gestutzt und sich in Purpur gehüllt.
    Aus der Schar der Geschmückten vor dem Eingang trat ein Mann vor und rief Philipp etwas zu. Im erwartungsvollen Geraune der Gäste war nichts zu hören, es schien aber ein Scherzwort zu sein, denn der König lachte und blieb stehen. Mit einer Handbewegung bedeutete er den anderen, sie sollten weitergehen und ihre Plätze einnehmen. Alexander und Alexandros traten in den Eingang. Der Thronfolger war blaß in seinem weißen Gewand.
    » Wie frischer Käse«, sagte Kallisthenes. Er kicherte. » Wie eine magere Made in frischem Käse. Alexander, die makedonische Königsmade. Oder Larve. Käseraupe.«
    Demaratos seufzte und stieß ihn mit dem Ellenbogen an; Aristoteles wandte sich nicht um, aber seine Stimme war ungewöhnlich scharf. » Halt doch endlich dein dummes Maul, Neffe.«
    Der Mann,

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