Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands
Wissen.«
Aristoteles bemerkte ein leichtes Unbehagen bei Alexanders jungen Gefährten; sie tauschten Blicke, als müßten sie einander versichern, daß dies dort Alexander sei. Nur Hephaistion schien ungerührt.
Kleitos betrachtete Alexander mit einem offenen, fast herzlichen Lächeln. » Ich habe dir einmal gesagt, ich würde dir überallhin folgen. Hast du es vergessen– König?«
» Ich habe es bewahrt und gehütet, Freund. Sprich.«
Kleitos nickte; sein Gesicht wurde ernst. » Es sind Boten gekommen; ich habe seit dem Morgengrauen mit ihnen geredet. Und– ein Schnellsegler vom Hellespont.«
Alexander runzelte die Stirn. » Das sollten wir später besprechen. Die wichtigsten Dinge… Zuerst andere. Alexandros, wann reist du heim?«
Der König von Epeiros hob die Schultern. » Bald. Morgen. Es sei denn, du brauchst mich.«
Alexander wandte sich an die Schreiber. » An Olympias, Mutter des Königs, Schwester des Königs von Epeiros und so weiter. Die üblichen Dinge, mit großer Freude; ich bitte sie, nach Pella heimzukehren und sende ihr Verehrung. Drei Ausfertigungen. Kannst du eine mitnehmen und ihr geben?«
Alexandros’ Mundwinkel zuckten. » Wenn du willst… Aber ein Bote wäre schneller.«
» Es ist nicht so eilig.« Alexander lächelte grimmig. » Dazu später mehr. Demaratos, hast du Geschäfte in Illyrien?«
Der Korinther grinste. » Diesmal nicht. Schick einen Boten.«
» Gut. Drei Ausfertigungen. Einer mit einem verläßlichen Boten. Die üblichen Anreden, Meldung von der Ermordung und dem neuen König, dessen Befehl an Ptolemaios, Nearchos, Harpalos, Erigyios und Laomedon, sofort heimzukehren. Desgleichen an Koinos, Krateros, Philatos– ah, Hephaistion, übernimm du das. Du weißt, wen ich haben will. Nimm einen Schreiber mit; macht alles fertig, ich unterschreibe selbst. Alexandras, du auch– Schreiber und Anweisungen für den Aufbruch an deine Leute.«
Der König von Epeiros, Hephaistion und zwei Schreiber verließen das Beratungszimmer; Alexandras’ Gesicht war beinahe empört.
» Demaratos.«
Der Korinther zeigte keine Gemütsregung. » Ich habe schon mit Kleitos gesprochen; unsere Leute melden alle das gleiche. Laß ihn reden.«
Alexander nickte nur. Kleitos räusperte sich; seine Augen zeigten, daß er immer noch überrascht war.
» Es ist zu früh, um ganz sicher zu sein, aber es wird Unruhen geben. An allen Grenzen, Alexander.«
» Außer Epeiros, vermutlich.«
» Außer Epeiros, ja. Was ist mit den Hellenen?«
Kleitos sah Demaratos an. Der Korinther lächelte.
» Was erwartest du? Thessalien ist treu– bis auf ein paar Orte im Süden. Theben ist unruhig seit der Nachricht von Philipps Tod, aber die makedonische Besatzung der Burg reicht– noch. Vielleicht solltest du mehr Männer in die Kadmeia schicken. Nicht sofort, aber bald. In den anderen Städten des Bundes sieht es ähnlich aus. In Athen hat Demosthenes mit der neuen Wühlarbeit begonnen. Es heißt, er habe ein paar Stunden nach Philipps Tod, als er noch nichts davon wissen konnte, bereits darüber gesprochen.«
» Es würde zu anderen Dingen passen.« Alexander zog die Brauen zusammen. » Später kommen wir darauf zurück. Was ist mit dem Heer in Asien?«
Kleitos bückte sich und hob einen Beutel hoch, der unterm Tisch gelegen hatte. Er enthielt Schriftrollen.
» Günstige Winde– sie haben es nach drei Tagen gewußt. Attalos muß sich sehr schnell entschieden haben. Er schickt dir einige… anregende Briefe. Parmenion weiß offenbar nichts von ihrem Inhalt. Er legt dir sein Schwert zu Füßen und versichert dich der Treue und Zuneigung aller.«
» Wir können nicht zu lange warten. Parmenions Treue ist so sicher wie die Wiederkehr der Sonne an jedem Morgen, aber andere könnten wanken. Was ist an Truppen verfügbar?«
Antipatros schwieg; er hatte die Arme verschränkt und die Augen geschlossen. Antigonos und Kleitos wechselten einen Blick; der Einäugige deutete auf Rollen, die vor ihm lagen.
» Einige der besten Verbände sind in Asien, mit Parmenion und, äh, Attalos. Wir haben ungefähr fünfzehntausend Mann Fußtruppen und dreitausend Reiter. Dazu die Leute in den Grenzfestungen und die Söldner, die überall verteilt sind. Nicht sehr viel.«
Alexander nickte. » Wahr, und wir werden sie aufteilen müssen, um allen Gefahren zugleich begegnen zu können. Denn die Gefahren werden sich gleichzeitig ergeben. Es muß sein. Leonnatos, Eumenes. Nehmt einen Schreiber und bereitet vor. Ich unterschreibe
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