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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Treppe hinauf und blieb unterhalb von Kleitos stehen: Alexandras der Lynkeste. Ein leises Raunen, mehr ein Hauch als ein Flüstern, lief über den Hof. An der Seite, wo sich Küche und Speisekammern befanden, drehten sich die Bratspieße; während der Feier versuchten die Köche und Küchensklaven, leise zu sein, was nicht immer gelang.
    Nach dem Opfer trat Medios vor, der Älteste der Fürsten. Aristoteles, am Fenster des Beratungsraums, spürte neben sich eine Bewegung und drehte sich um. Drakon und Demaratos hatten den Raum betreten und kamen zu ihm. Beide wirkten müde, übernächtigt; aber auch zufrieden. Der Korinther erinnerte nicht mehr an einen feisten watschelnden Lüstling; Aristoteles blickte die beiden fragend an.
    » Alles in Ordnung.« Drakon gähnte, hielt die Hand vor den Mund und rekelte sich kurz. » Er wird es machen.«
    » Seid ihr sicher?«
    Demaratos rümpfte die Nase. » So sicher, wie man sein kann.«
    » Was ist geschehen?«
    Drakon wandte sich ab und starrte aus dem Fenster; Medios’ Stimme hallte über den Platz. Er sprach von den Vorzügen tugendhafter und starker Könige, die sich zum Besten des Volks um Kraft und Wohlstand bemühen und kluge Söhne hinterlassen, wenn die Götter sie abrufen.
    Demaratos verschränkte die Arme und trat einen Schritt zurück. » Wir haben ihn nicht aus den Augen gelassen. Wir haben gesehen, was er gesehen, gehört, was er gehört, vernommen, was er gesagt hat. Wir wissen, ungefähr, was er gefühlt und gedacht haben mag, und wir waren immer nah genug, um notfalls helfen zu können. Es war nicht nötig.«
    Aristoteles schnaubte. » Ein esoterischer Vortrag, mein Freund. Kannst du es nicht ein wenig exoterischer machen?«
    Demaratos lachte. » Später. In ein paar Jahren. Oder Jahrzehnten. Vielleicht schreib ich es für dich auf. Mal sehen. Jedenfalls…«
    Er unterbrach sich. Medios hatte seine Rede beendet; die Versammelten stampften rhythmisch mit den Lanzenschäften.
    Antipatros trat vor und hob die Hände. » Keine lange Rede von mir, Freunde, Fürsten der Makedonen, Herren des Landes, Hüter des Friedens, Krieger und Gefährten. Philipp war euer König, ein gewaltiger Kämpfer, ein großer Mann. Groß in der Schlacht, groß und weise im Gericht, mächtig und unüberwindbar im Gelage– ebenso furchtbar in seinem Zorn wie herrlich in seiner Freundschaft. Ist es so?«
    Ein vieltausendstimmiges » So ist es!« dröhnte durch den Hof.
    » Viele von euch waren Ziegenhirten, Bauern, Tagelöhner. Und Tagediebe.«
    Gelächter.
    » Es ist kaum zwanzig Jahre her. Philipp hat euch aus den Bergen geholt, er hat euch bewaffnet, gekleidet, genährt. Ist es so?«
    » So ist es!«
    » Makedonien war ein Trümmerhaufen, zerrissen von innerem Streit, ein Spielball für Fremde, für Hellenen und Barbaren. Philipp hat uns geeint, er hat uns stark gemacht, er hat uns die Kraft und den Stolz gegeben. Ist es so?«
    » So ist es!«
    » Der König wurde ermordet, von einem Mann, dem er sein Leben anvertraut hatte. Aber dieser Mann war nicht allein; es gab mehrere Verräter. Sie werden nicht lange leben– zwei habt ihr bereits gerichtet, in Aigai. Die übrigen werden leben, bis wir alles von ihnen erfahren haben, was wir wissen müssen. Wir, und der König der Makedonen, der entscheiden soll, was mit ihnen geschieht. Entscheiden, und bestrafen. Ist es so?«
    » So ist es!«
    » Ihr, Freunde und Gefährten, vor allem ihr, die ihr siegreich wart in den Bergen Illyriens, in den Steppen Thrakiens, auf den Feldern Boiotiens, vor den Toren Athens, ihr seid das Schwert Makedoniens, das Schwert des Königs! Ist es so?«
    » So ist es!«
    » Und dies«– er reckte das alte große Schwert der Könige– » ist das andere Schwert. Ihr kennt es, ihr, die ihr das eine Schwert seid. Wer soll diese beiden furchtbaren Waffen tragen? Wer soll diese beiden herrlichen Schwerter führen, für uns, für euch, für alle? Wer anders als der rechtmäßige Erbe, ein großer Kämpfer, der euch zum Sieg bei Chaironeia geführt hat– ein gerechter Herrscher, dessen Klugheit Pella genoß, als Philipp im Feld war? Wer außer ihm? Dies ist Philipps Sohn, Alexander. Wer außer ihm wäre stark genug, beide Schwerter zu halten? Wer klug genug, beide Schwerter zu führen? Wer mächtig genug, diese Bürde zu tragen? Wollt ihr ihm beide Schwerter geben?«
    » Wir wollen!«
    Antipatros und Medios hielten das Königsschwert hoch, Aristandros berührte den Griff. Alexander nahm das Schwert entgegen und zeigte es

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