Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
guten Oresten keineswegs nach sechs Jahren vergessen ist. Nun wird es heikel.«
    Perdikkas schaute Alexander an, beinahe flehend; der König schloß die Augen und nickte kaum sichtbar.
    » Wie du meinst. Einer deiner Zunftbrüder, Aristoteles… ein wandernder Denker namens Hermokrates…«
    » Sprich ruhig weiter. Er taugt nichts.« Der Philosoph lächelte schwach.
    Demaratos räusperte sich. » Hermokrates war ein paar Tage in Pella. Mit Olympias hat er die Höhle des Dionysos aufgesucht. Später, soweit ich weiß, hat er lange mit Pausanias geredet. Weiter, Perdikkas.«
    » Hermokrates soll ihm gesagt haben, Ruhm sei das einzige, was erlittene Schande aufheben kann. Ruhm, und Rache. Am besten Ruhm durch Rache. Pausanias hat gefragt, wie er, als Fürstensohn, aber letzten Endes doch einfacher Kriegerführer, zu unsterblichem Ruhm gelangen könne; Hermokrates soll ihm gesagt haben, indem du entweder unsterbliche Ruhmestaten tust oder einen tötest, der schon unsterblich berühmt ist. Dann wird man deinen Namen immer mit dem seinen zusammen nennen. Und wenn du ganz sicher sein willst, tu es, wenn die ganze Oikumene zusieht.«
    » Welcher König eher als Philipp, welcher Tag besser als jener in Aigai?« murmelte Antipatros.
    » Pausanias…« Perdikkas brach ab; wie hilfesuchend starrte er den Korinther an. » Die letzten Schreiber sollten gehen.«
    Demaratos verzog das Gesicht. » Muß ich die unangenehmen Dinge sagen?« Er wartete, bis die Schreiber den Raum verlassen hatten. » Nun gut. Pausanias hat seit Jahren mit deiner… Olympias das Lager geteilt.«
    Alexander regte sich nicht; er hielt die Augen geschlossen, atmete nicht schneller, zuckte mit keinem Muskel. Nur seine Nase trat stärker hervor: Sie wurde blaß.
    Perdikkas übernahm wieder. Mit monotoner Stimme berichtete er von den Dingen, die Heromenes und Arrhabaios ausgesagt hatten, ehe man sie hinrichtete. Von Gesprächen; von Briefen nach Athen und Persien; von persischem Gold und Verheißungen des Demosthenes; von Gesprächen mit Olympias und Pausanias; vom Wunsch der Bergfürsten, den übermächtigen Schatten des Königs durch neues Licht zu tilgen. Von Briefen an Attalos, Onkel der neuen Königin, Schwiegersohn und Stellvertreter Parmenions als Befehlshaber in Asien.
    » Wenn sie nicht gelogen haben; aber das glaube ich nicht, nicht in der Lage.« Mit einer Grimasse betrachtete er seine Hände. » Arrgh. Sie, und zumindest Attalos, wahrscheinlich auch Persien und Demosthenes, wollten Philipp töten, Amyntas zum König machen, fertig. Pausanias wollte Philipp töten, um Ruhm zu erringen und die Schande zu tilgen. Olympias… wollte Philipp beseitigen, um dich zum König zu machen. Damit du den Willen der Götter erfüllst. Und damit sie durch dich Macht und Unsterblichkeit erlangt. Zwei verschiedene Pläne, Alexander. Aber– wo kommen sie zusammen? Wer hat sie verknüpft? Wer hat dafür gesorgt, daß wir von der, ah, den Begegnungen zwischen Pausanias und den Lynkesten erfahren?«
    Demaratos beugte sich vor. » Es gibt da noch etwas.«
    Aristoteles warf ihm einen warnenden Blick zu; Drakon legte die linke Hand auf den Arm des Korinthers.
    Alexander öffnete sehr langsam die Augen und sah Demaratos an, sah Drakons Hand, sah Aristoteles’ Gesichtsausdruck. Er lächelte traurig.
    » Keine Schonung– Freunde. Wer hat Hermias verraten? Wer hat Demosthenes die Möglichkeit gegeben, Hermias an die Perser zu verraten? Alles nur, damit das Gefäß des Ammon ungehindert und unvermindert all das tun kann, was Ammon gefällt?« Er biß die Zähne zusammen und atmete tief. » Nun denn. Das Gefäß des Ammon ist zerbrochen. Was machen wir mit Amyntas?«
    Antipatros grunzte. » Ich dachte schon, du würdest das Naheliegende vergessen. Willst du gelegentlich ruhig schlafen? Ach, ich vergaß, du schläfst ja nicht.«
    Perdikkas stand auf; er schien von einer schweren Last befreit und zu großen Dingen entschlossen. » Ich muß etwas tun«, sagte er durch die Zähne. » Amyntas? Vergiß ihn, Alexander. Es hat ihn nie gegeben. Wenn du willst.«
    Alexander blickte ihn an, dann Seleukos. » Ich will ihn vergessen– gründlich.« Er zog sein Messer, hielt es an der Klinge und reichte es Perdikkas. » Ich danke dir, Freund. Seleukos, geh mit. Und… danach setzt euch mit Archelaos zusammen, der alles weiß und alle kennt. Wer könnte noch beteiligt sein. Amyntas’ engste Freunde. Attalos’ wichtigste Freunde und Verbündete.– Ich werde selbst mit Kynnane reden–

Weitere Kostenlose Bücher