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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schloß die Augen. » Ich habe getötet, Aristoteles. Zweimal auf Schiffen, als ich ohne das Messer niemals an Land gekommen wäre. Dreimal an Land, als ich ohne das Messer nie wieder Sterne gesehen hätte. Es hat aber keine Bedeutung. Bedeutung«– er öffnete die Augen, blickte Tekhnef an und lächelte langsam– » hätte es, wenn die darin verwickelten Menschen wichtig gewesen wären. Wichtig für mich. Sie waren dies nicht, ich hatte sie nie zuvor gesehen. Es waren keine Feinde im guten Sinn– alte Vertraute, deren Haß man jahrelang gehegt hat. Sie kamen einfach so vorbei, wollten meine Kehle und den Gurt mit Münzen zertrennen. Einer wollte Tekhnef mit Gewalt nehmen.«
    Aristoteles nickte. » Dann ist es gut. Ich hatte gefürchtet, du seiest einer jener Sänger, die vielleicht von Blut reden, aber beim Klang der Schwertermusik in Ohnmacht fallen. Wirst du das Gemetzel besingen?«
    » Ich weiß es nicht. Vielleicht komme ich nicht nahe genug heran, um es wirklich zu sehen. Vielleicht reißt es mich so sehr hin, daß ich die Kithara um ein Schwert eintausche und nur noch kämpfe, statt zu singen. Wer weiß.«
    » Du könntest drüben Bagoas treffen.«
    Dymas grunzte. » Ich hoffe es. Ich will ihn noch dies oder jenes fragen. Vielleicht wäre es nicht schlecht, die Kithara einzutauschen; mit einer Schwertspitze an der Kehle würde er vielleicht antworten.«
    Er sprach nicht weiter, auch nicht, als Aristoteles nach den möglichen Fragen fragte. Tekhnef räusperte sich und sagte leise:
    » Manchmal spricht er im Schlaf. Von Kleonikes Leichnam und dem ins Fleisch gebrannten Amulett. Hat es etwas damit zu tun, Liebster?«
    Dymas seufzte. » Ich wußte nicht, daß ich nachts spreche. Ich weiß nicht einmal, ob es Dymas ist, der dann spricht; vielleicht sind wir ja nachts andere Menschen. Aber es stimmt, damit hat es etwas zu tun.«
    Aristoteles lächelte verhalten. Er beugte sich vor und nestelte an seinem Hals; dann hielt er das Amulett in der Hand und ließ es pendeln. Mond und Feuer sammelten sich im Auge des Horos.
    » Woher hast du es?«
    » Von einem sterbenden Händler, der zuvor Seefahrer war. Er hat einmal eine Botschaft aus Ägypten in den Norden gebracht.«
    Dymas lauschte mit unbewegtem Gesicht, Tekhnef mit weit geöffneten Augen, während Aristoteles berichtete, was er von den Reden des Mannes behalten hatte– von Ammons neuem Gefäß, das aus dem Norden kommen sollte, um die Perser zu zerschmettern und Ammons Herrschaft neu zu errichten.
    » Das Amulett«, murmelte der Musiker schließlich. » Kleonike hat von den Reden der Ammonspriester gesprochen. Bagoas sagte, es sei das Zeichen der Gegner des Großkönigs– von Karchedon über Ägypten und Tyros bis Babylon. Hamilkar habe ich nicht danach fragen können; seit meinem Gespräch mit Bagoas habe ich den Karchedonier nicht mehr gesehen. Demaratos wußte vom Amulett, konnte mir aber auch nicht mehr sagen. Oder wollte nicht; vielleicht, um mich nicht in Gefahr zu bringen.« Er hob die Hände, streckte sie wie abwehrend aus. » Irgend etwas stimmt an dieser ganzen Geschichte nicht. Wenn Bagoas das Haupt aller Spitzel der Perser ist und in dieser Eigenschaft Artaxerxes und Arses und dem neuen Großkönig Dareios gedient hat beziehungsweise dient; wenn Hamilkar das Haupt der Spitzel und Nachrichtenbeschaffer von Karchedon ist, wie vorher Adherbal; wer ist dann Demaratos? Nur ein korinthischer Händler? Was hat er in Aigai und Pella getan?«
    Aristoteles hob die Schultern. » Ich weiß es nicht, Dymas. Vergiß nicht, er war seit vielen Jahren ein guter Freund, Gastfreund Philipps, und hat mit ihm Geschäfte gemacht. Es muß gar nicht mehr sein; er hatte einfach Philipps Ohr.«
    Tekhnef blinzelte. » Du lügst, Aristoteles. Du lügst sehr geschickt, aber du lügst.«
    Dymas lachte. » Schönste Gazelle der nächtlichen Auen meines Gemüts– zweifellos hast du recht, aber es ist unziemlich, dem edlen Philosophen, der unser Gastgeber ist, derlei ins Gesicht zu sagen.«
    Aristoteles machte eine wischende Handbewegung. » Ich hatte das Gesicht eben abgewandt; die herkömmlichen Sitten wurden nicht beschädigt. Aber du warst noch nicht fertig, Musiker.«
    » Ja. Es ist da noch etwas. Wenn all dies so ist, gleichgültig, wer Demaratos in Wahrheit sein mag, korinthischer Händler oder Haupt aller geheimen Freunde Makedoniens, bleiben mehrere Fragen. Kleonike gegenüber habe ich nie von Bagoas gesprochen, weil sie die Perser haßte. Hamilkar, Demaratos und Bagoas

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