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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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dessen alles tun!«
    Die Stimme des Sehers war laut, aber beherrscht; es klang, als hätten sie dies schon mehrmals besprochen, und als verlöre Aristandros demnächst die Geduld. » Es ist eine Möglichkeit, notwendige Dinge zu tun, und die Sicherung des Friedens der Grenzen dient nicht nur dem Volk und dem König, sie gefällt auch den Göttern.«
    » Ich bin müde, Aristandros– müde, alt und ungeduldig. All die Jahre ohne wirkliche Macht, ohne wirklichen Einfluß, ohne die Möglichkeit, die Dinge so zu gestalten, wie ich es für nötig und sinnvoll und unabdingbar halte. Neben einem Gemahl, der nicht auf mich hört. Nun habe ich alles getan, was ich tun konnte, um meinen Sohn an die Macht zu bringen, wo er Ammons Willen erfüllen kann. Und wo er mir jene kleine Macht geben könnte, die ich brauche, um die nötigen Dinge zu tun. Für die Götter und ihren Einfluß im Volk; für dich; für mich; für alle. Und jetzt? Jetzt sitzt er da oben im Norden, Antipatros hält mich von allem fern, und was ist mit dem Willen Ammons?«
    » Diese Dinge brauchen ihre Zeit. Um Ammons Herrschaft in Ägypten wieder zu errichten, braucht dein Sohn festen Halt unter den Füßen– ein sicheres Makedonien mit sicheren Grenzen. Am Schluß wird er gehen, wohin er gehen muß, weil die Götter und die Moira es so festgesetzt haben. Er wird nach Ägypten gehen, die Perser vertreiben, Ammons Herrschaft wieder errichten; er wird das Staunen der Welt sein und jung sterben, als von allen bewunderter Halbgott. Ist dir das nicht genug?«
    Olympias’ Stimme hallte herb und beißend durch den Tempel. » Nein, Aristandros, es ist mir nicht genug. Denn– was habe ich davon?«
    Aristoteles gab das Gespräch wörtlich wieder; dann sprach er von den Vorfällen in Hellas, die durch Alexanders Entschlossenheit und die betäubende Wucht seines Vormarschs endeten, ehe aus dem leichten Grollen ein schreckliches Beben werden konnte. Und von der Heimkehr des Philosophen nach Athen, ohne noch einmal mit dem König zusammengetroffen zu sein.
    » Drakon und Demaratos haben mir noch einige Briefe geschrieben; später natürlich Kallisthenes, mein Neffe. Und Dymas. Aber das war nach dem Übergang, aus Asien. Drakons Schreiben enthielten viele Dinge, die er nicht genau wissen konnte, sondern lediglich aus Anzeichen und Hinweisen erschloß. Und es gibt weitere Aufzeichnungen anderer, nicht nur von ihm und Demaratos. Nimm die Rolle dort, mit der abgerissenen Ecke.«
    Die letzten Opfer, die letzten Weihegaben in Pella. Ein Teil des Heeres war bereits in den letzten Wintertagen nach Osten gezogen; Alexander hatte die Dinge für Hellas und Makedonien geregelt und würde nun folgen, mit den anderen. Für Antipatros ließ er Anweisungen zurück, dazu zwölftausend Fußkämpfer und tausendfünfhundert Reiter. Und Olympias, ehrenvoll zu bewachen und außer Reichweite der Macht zu halten.
    Krieger, Offiziere, Palastbeamte, der Stab des Antipatros, Olympias und andere sahen zu, als der König und Aristandros, der ihn nach Asien begleiten würde, das letzte Opfer darbrachten.
    Drakon und Demaratos standen in der Nähe des Altars; sie hatten die kleinen Unstimmigkeiten bemerkt, die beim Opfer aufgetreten waren– Aristandros’ Zögern bei der Auslegung dessen, was die Leber des getöteten Widders bedeute; Alexanders schnelle, schneidende Worte, halblaut am Altar, die den Seher zwangen, bestimmte Dinge zu sagen.
    Als das Opfer beendet war und im Hof der Aufbruch der letzten Truppenteile begann, wandte sich Alexander noch einmal an seinen Seher. Drakon und Demaratos waren immer noch in der Nähe; Alexander hatte sie erblickt, schien sich aber nicht um sie zu kümmern.
    » Wir brechen nun alle zusammen nach Asien auf.«
    Aristandros nickte. » Wie ich sehr wohl weiß, Gefäß des Ammon.«
    Alexander verzog verärgert das Gesicht. » Du solltest mich in dieser Zeit nicht als Gefäß des Ammon betrachten, Priester, sondern als König der Makedonen und obersten Bundesfeldherrn aller Hellenen. Kannst du das?«
    Aristandros lächelte beherrscht. » Ich will es versuchen, König.«
    Alexander nickte. » Klingt schon besser. Wir haben das mehrmals besprochen. Falls du es vergessen hast oder nicht glauben mochtest, was ich sagte, laß es mich wiederholen. Unsere Ahnen glaubten an einen ganzen Haufen von Göttern, die sich mehr oder minder wie Wegelagerer benehmen. Der große Homer hat sie in Ketten gelegt, Ketten aus dem Erz seiner Verse. Der große Euripides hat, auch hier in Pella,

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