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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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erster an die Befestigung heran und fiel nach deren Zerstörung über die thebanische Bewachung her. Ihm folgte Amyntas, Sohn des Andromenes, und führte seinerseits die eigene Abteilung vor, als er sah, daß Perdikkas bereits in die Befestigung eingedrungen war. Sobald Alexander dies merkte, führte er den Rest des Heers heran, damit jene beiden nicht abgeschnitten durch die Thebaner in Gefahr gerieten. Er gab Bogenschützen und Agrianen das Zeichen, anzugreifen und ebenfalls in die Verschanzungen einzubrechen, hielt sich aber mit den übrigen Hypaspisten vorerst noch außerhalb.
    Inzwischen drängte Perdikkas energisch nach, um auch die zweite Verschanzung zu durchstoßen, wurde jedoch durch einen Speer getroffen, stürzte nieder und mußte schwerverwundet ins Lager gebracht werden. Nur mit Mühe überstand er seine Verletzungen. Seine Leute schlossen nun die Thebaner ein, wobei sie Unterstützung durch die Bogenschützen erhielten. Aber während sie den Thebanern nachsetzten, wandten sich diese plötzlich zum Gegenstoß, und nun war es an den Makedonen, sich zurückzuziehen. Dabei fielen der Kreter Eurybotas, Führer der Bogenschützen, und siebzig seiner Leute. Die übrigen flohen zur Leibtruppe und Hypaspisten zurück.
    Alexander erkannte, daß zwar seine Leute davonliefen, sich bei der Verfolgung jedoch auch die Ordnung der Thebaner aufgelöst hatte; so fiel er über sie mit der geschlossenen Phalanx her, und diese drängte die Gegner wieder in die Stadt hinein. Dabei gelangten auch Makedonen in die Stadt. Die Mauern zu besetzen, hatte man wegen der großen Zahl aufgestellter Vorposten unterlassen. So kamen die einen von außen an die Kadmeia heran, vereinigten sich mit deren Besatzung und stiegen gemeinsam in die untere Stadt hinab; die anderen stiegen über die Mauern, die inzwischen von den mit den Fliehenden in die Stadt gelangten Leuten besetzt worden waren, und stürmten zum Marktplatz. Kurze Zeit noch hielten sich die Thebaner. Als aber die Makedonen von allen Seiten herandrängten und auch Alexander bald hier, bald dort zu sehen war, liefen die thebanischen Reiter auseinander und galoppierten aus der Stadt. Wer zu Fuß war, suchte sich zu retten, so gut es ging.
    Nun aber begannen in ihrem Zorn weniger die Makedonen als vielmehr Phoker, Plataier und die anderen Boioter wahllos die Thebaner niederzuhauen, obwohl diese bereits den Widerstand aufgegeben hatten. Dabei machte man keinen Unterschied zwischen denen in den Häusern, in die man einbrach, anderen, die sich noch zur Wehr setzten, und wieder anderen, die als Schutzflehende zu den Heiligtümern geeilt waren. Und weder Frauen noch Kinder wurden verschont.
    Diese Katastrophe erschütterte wegen der Bedeutung der eroberten Stadt, der Schnelligkeit, mit der das alles geschah, und nicht zuletzt wegen der Ungewöhnlichkeit der Vorgänge die übrigen Hellenen nicht weniger als die unmittelbar Beteiligten.
    Den Thebanern legte man die voreilige und völlig unüberlegte Abfallbewegung wie auch die Besetzung als Folgen göttlichen Zornes aus, und dies nicht ganz ohne Grund, ähnlich wie auch das Gemetzel seitens der Stammesgenossen, das die Folge uralten Hasses war. Und nicht ganz zu Unrecht führte man die völlige Versklavung der Stadt, die ja an Stärke und Kriegsruhm zu dieser Zeit alle anderen überragte, auf den Zorn der Gottheit zurück; denn dies sei nach langer Zeit die Rache für den Verrat Thebens im Perserkrieg und zugleich auch für die Einnahme von Plataiai trotz vorher abgeschlossener Verträge, wobei man die Stadt vollkommen versklavt hatte.
    Die an der Eroberung der Stadt beteiligten Bundesgenossen, denen Alexander die Regelung der thebanischen Angelegenheit übertrug, beschlossen, die Kadmeia weiterhin besetzt zu halten, die Stadt selbst aber zu zerstören und ihren Landbesitz mit Ausnahme der heiligen Stätten den Bundesgenossen zu übertragen. Frauen, Kinder und was an Männern noch übrig war, sollten in die Sklaverei verkauft werden, ausgenommen Priester, Priesterinnen und Gastfreunde Philipps oder Alexanders sowie anderer Makedonen. Das Haus des Dichters Pindar sowie dessen Nachkommen ließ Alexander aus Verehrung für diesen bewahren.
    Als bekannt wurde, was den Thebanern zugestoßen war, verurteilten die Arkader, die den Thebanern ursprünglich hatten zu Hilfe kommen wollen und schon aufgebrochen waren, eiligst alle die zum Tode, von denen sie zu solcher Unterstützung veranlaßt worden waren; die Eleer nahmen ihre Verbannten wieder

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