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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf, weil diese Alexander genehm waren, während die Aitoler Gesandte, jeder Stamm für sich, zu Alexander schickten, um sich zu entschuldigen, weil sie ebenfalls bei der Nachricht vom thebanischen Aufstand den Abfall versucht hätten.
    In Athen feierte man gerade die Großen Mysterien, als einige thebanische Flüchtlinge unmittelbar aus dem Gemetzel dort eintrafen. Vor Schreck ließ man Mysterien Mysterien sein und brachte aus dem offenen Land seine Habe in die Stadt in Sicherheit. Die Volksversammlung wählte auf Antrag des Demades zehn Gesandte, um sie zu Alexander zu schicken, und zwar Leute, von denen man wußte, daß ihnen Alexander gewogen war: Sie sollten ihm die Glückwünsche des athenischen Volkes zu seiner unversehrten Rückkehr aus dem illyrischen und triballischen Krieg sowie für die Bestrafung des thebanischen Abfallversuches überbringen. Er gab der Gesandtschaft eine freundliche Antwort, verlangte unter anderem aber durch ein Schreiben die Auslieferung von Demosthenes, Lykurgos, Hypereides, Polyeuktos, Chares, Charidemos, Ephialtes, Diotimos und Moirokles. Sie nämlich seien verantwortlich für die Katastrophe Athens von Chaironeia und auch für das, was man später bei Philipps Tod verbrochen habe; auch nannte er sie am Abfall der Thebaner nicht weniger schuldig als die Aufständischen in Theben selbst.
    Die Athener lieferten diese Männer nicht aus, sondern schickten eine zweite Gesandtschaft zu Alexander mit der Bitte, er möge seinen Zorn gegen die zur Auslieferung Verlangten fahren lassen. Das tat Alexander denn auch, vielleicht weil ihm der Zug nach Asien wichtiger war und er keinen Grund zu bösen Gedanken unter den Hellenen zurücklassen wollte.
    Nachdem dies geregelt war, zog Alexander heim nach Makedonien und brachte dem olympischen Zeus Opfer dar. Auch veranstaltete er Spiele in Aigai; es wurde sogar ein Wettkampf zu Ehren der Musen abgehalten. Um diese Zeit gab das Standbild des Orpheus in Pierien Schweißwasser von sich, was die Seher jeder in seiner Art auslegten. Aristandros aus Telmessos sprach Alexander Mut zu, denn es sei offenkundig, daß Epiker und alle, die sich als Sänger mit künstlerischer Verklärung beschäftigten, gewaltig zu tun haben würden, Alexander und seine Taten in Worten und Tönen zu besingen.

19 .
    Aufbruch
    Hilf mir, Muse, die Taten des Mannes zu singen,
    den es nach Trojas Zerstörung so weit umhertrieb.
    Vieler Völker Städte und Wesen erfuhr er,
    litt auch auf den Meeren vielerlei Qualen
    um die eigene Rettung, die Heimkehr der Freunde.
    Aber die Freunde vergingen trotz all seiner Mühen,
    durch Vergehen und Frevel gingen sie unter,
    Narren, da sie die Rinder des Sonnengotts fraßen.
    Drum schien Helios nie auf den Tag ihrer Heimkehr.
    Hilf mir auch hiervon zu singen, himmlische Muse …
    » Hilf, schwarze Göttin, mir, ihn zum Schweigen zu bringen!« Aristoteles hob in gespielter Verzweiflung die Hände und lächelte Tekhnef an. Sie beugte sich vor und schob das Tympanon über den Tisch, bis es in einer Pfütze Mondlicht ruhte; die Schellen klirrten kurz.
    Dymas ließ die Kithara sinken. » Was mißfällt dir, Herr der Gedanken?«
    » Vieles, Sklave der Saiten. Mein mißratener Neffe Kallisthenes wird, wenn die Götter ihm wohlwollen und Asien ihm genug Zeit läßt, meine begonnene Arbeit fortsetzen und eine heile, unverderbte Fassung der Gesänge des göttlichen Homer erstellen. Und nun kommst du– damit an.«
    Demaratos hatte dem Philosophen nicht alles, aber doch vieles über den Musiker erzählt. In jenem Herbst, da Alexander Theben zerstören ließ, schrieb Aristoteles an Dymas in Athen, er werde im Frühjahr dorthin kommen und eine Art Akademie einrichten; er hoffe, lange Gespräche über die Welt, die Musik und gewisse Vorfälle in Karchedon, Kanopos und anderswo führen zu können, um das schadhafte Wissen eines Philosophen durch die kundigen Äußerungen eines Musikers zu ergänzen.
    Dymas und Tekhnef hatten längst die Hoffnung aufgegeben, mit den in Athen lebenden oder durch Athen reisenden Musikern ihre Träume verwirklichen zu können. Die einen waren allzu seßhaft und schreckten davor zurück, durch die gesamte Oikumene zu wandern; andere waren entweder nicht gut genug oder zu sehr auf bestimmte Formen festgelegt als daß sie Dymas’ Vermählung hellenischer, phrygischer, lydischer, ägyptischer und phönikischer Musik hätten vollziehen können. Es blieben Wanderlust, Überdruß hinsichtlich Athens, und dazu die Aussicht oder

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