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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Geschäfte eines Reeders erforscht hatte, für Demaratos von Belang sein konnte; vielleicht würde ihn aber die Tatsache fesseln, daß der Athener lange mit einem persischen Fürsten gesprochen hatte, von dem es hieß, er habe das Ohr des Großkönigs.
    Als er den Bericht– drei Sprachen und dreierlei Schriftzeichen wild durcheinander– beendet hatte, rollte er den Papyrosfetzen zusammen, schob ihn in sein letztes Tonröhrchen, fand im Herd noch ein wenig Glut unter der Asche, zündete einen Span, dann ein Öllämpchen an, erhitzte Wachs und versiegelte das Röhrchen.
    Dann ließ er sich auf den Strohsack sinken, Apamas Bettstatt. Er streckte die Hand nach der länglichen Tasche aus ungegerbtem Bocksleder aus, in der die Flöten steckten, berührte den aufgenähten Beutel für die Zungenblättchen, seufzte und nahm das Barbiton zur Hand. Die selbstgebaute Lyra hatte er schon in Syrakus zerbrochen, als er zum erstenmal wirkliche Musiker erleben durfte. Mit den Metallstückchen des Persers war sie genauer zu stimmen gewesen als fast alle anderen, die er in den zwei Jahren seit Karchedon gehört hatte; aber was war schon der schärfere Grundklang verglichen mit den Tönen, die richtige Musiker aus ihren Instrumenten hervorzaubern konnten– Instrumenten, die nicht nur ein eiförmiger Holzbogen waren, sondern Schallkästen hatten, angefertigt von besten Handwerkern, die die Wege der Töne kannten? Das armlange Barbiton, ein kleiner Schallkasten aus Buchsbaum mit zwei langen, hornartig einwärts gebogenen Armen, die das Joch der Saiten trugen (Steg nannte er nun jene Erhöhung unten am Schallkasten, oberhalb des Befestigungsplättchens, die die Saiten vom Körper des Instruments abhob), war nicht so gut zu stimmen, hatte aber mehr Klang. In seinem Reisebeutel verwahrte er immer noch die eisernen Wirbel und den Stimmschlüssel. Allerdings wußte er, daß er sehr viele Münzen würde ausgeben müssen, um weitere Wirbel für mehr als vier Saiten anfertigen zu lassen und ein Instrument zu finden, bei dem sich der Aufwand lohnte. Das Barbiton hatte fünf Saiten, die er zerstreut zupfte, während er über die nächsten Tage nachdachte.
    Aber seine Gedanken irrten immer wieder ab, kehrten zurück zum vorigen Abend in der Schänke am Hafen, in der Apama arbeitete. Dort hatte er zum erstenmal einen Kitharisten gehört– oder eine Kithara, denn der Musiker war nicht besonders gut gewesen. Aber das Instrument– sieben Saiten zum Spielen, vier weitere zur Verstärkung der Klänge, ein gewaltiger Schallkasten, und welch kümmerliche Musik! Was müßte einer, der schnellere Finger und eine tiefere Seele besaß, damit anfangen können! Der Mann hatte die üblichen Dinge gespielt und schlecht dazu gesungen, was ihn nicht nur zu einem jammervollen Kitharisten, sondern auch noch zu einem schäbigen Kitharoden machte, den nicht einmal die Fischer lange anhören mochten. Die üblichen Dinge– feierliche Hymnen auf Götter, an die keiner so richtig glaubte; heldische Paiane für Schlachten, in die keiner ziehen mochte; trübe Elegien auf Verstorbene, die keiner betrauerte; einen schrägen Hymenaios-Hymnos für eine Prunkhochzeit, wie sie keiner der Zuhörer je erleben würde. Dann war ein Fischer aufgestanden, Philodemos mit Namen, und hatte eines jener Liedchen gesungen, wie man sie in jedem Hafen hören konnte, und es war eine Erholung gewesen, vor allem, weil der Kitharist sich weigerte, sein hehres Instrument als Begleitung für derlei Unfug einzusetzen.
    Dymas lächelte bei der Erinnerung daran; mit den Fingern der Rechten zupfte er die Saiten, mit denen der Linken veränderte er die Tonhöhe, indem er von rückwärts in die Saiten griff und so ihre Länge und die Dauer der Schwingungen beeinflußte. Wenn sie nicht frei schwangen, sondern gegriffen, klangen sie dumpf oder schnarrten; es mußte eine bessere Möglichkeit geben. Er spielte die Melodie des Liedes, murmelte die Worte dazu und pries noch einmal in Gedanken Philodemos, der die Trauermusik des Kitharisten beendet hatte.
    Mancher bezahlt ein Talent für eine Nummer dem Mädchen, vögelt beklommen verklemmt, ganz ohne Wonne und Lust.
    Ich bezahl eine Drachme für fünfe bei Lysianassa,
    fick ein ersprießliches Kind, gräm mich auch gar nicht dabei. Entweder bin ich bescheuert, oder man sollte dem andren
    mit einem blitzenden Beil endgültig kappen den Sack.
    In Korinth hatte er an einem Abend drei Stücke des unsterblichen Aristophanes gesehen, zusammen mit einem alten

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