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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Schiff, das Steine geladen hatte und von billigen alten Sklaven bemannt war, nach Nordwesten. Ein Sturm, von dem niemand sonst etwas weiß, soll das Schiff versenkt haben; zufällig gelang es dem Kapitän, der– wie mir von Fischern versichert wurde– einen Brustschutz aus der Rinde der Korkeiche trug, den Untergang zu überleben und an Land zu schwimmen. Da aber eine Ladung Steine und ein paar ertrunkene Sklaven für niemanden von Belang sind, wurde gesagt, es sei eine kostbare Ladung gewesen, gehütet von guten Seeleuten. Eben jene Ladung, die von den Seeleuten, zu denen unser phönikischer Gast gehört, in Milet gelandet und dort mit Gewinn verkauft wurde.«
    Hagnias blinzelte. » Eine schöne Geschichte. Wieviel, sagtest du, soll nun das Haus des Apollonios für das angeblich verlorene Warenvermögen zahlen?«
    » Neun Talente.« Apollonios betrachtete aufmerksam das Gesicht von Eubulos; es war eine Steinmaske.
    Agathon räusperte sich. Ein alter Mann, stark und groß, mit kalten Augen. » Nun ja, in einem großen Handelshaus, das zahllose Schiffe unterhält, kann man nicht jede einzelne Bewegung überschauen. Nicht, daß ich etwa diese Geschichte für mehr als eine hübsche Erfindung hielte.«
    Eubulos lächelte überaus freundlich. » Ach, man könnte ihr an der einen oder anderen Stelle mehr Glaubwürdigkeit und Gewicht verleihen.«
    Agathon schob die Unterlippe vor. » Gewicht? In welcher Gewichtseinheit etwa? Scheffel, Talente oder was?«
    » Neun Talente Gewicht.« Demosthenes schien seine Fingerspitzen zu zählen. » Vielleicht auch zehn, weil es eine weniger heikle Zahl ist.«
    » Zehn?« Agathon kniff ein Auge zu. » Der Verzicht auf neun und die Zahlung von einem Talent?«
    » Zum Beispiel.« Eubulos gähnte. » Das wäre, wenn man die Wahrheit der Geschichte voraussetzt, eine gute Lösung für einen Teil der Fragen. Es blieben aber noch andere.«
    » Welche?« Agathon starrte an die Decke des Raums; ein Astloch in einem der Querbalken schien ihm besonders gut zu gefallen.
    » Betrug«, sagte Hagnias. » Erpressung. Mord.«
    Eubulos hob die Hände. » Abscheulich. Mord kommt aber kaum in Frage– immerhin waren es nur Sklaven. Sagen wir: leichtfertiger Umgang mit gebrauchten Handelsgütern.«
    » Ein Talent an Demosthenes?« Agathon ergriff seinen Becher und roch am Wein, trank aber nicht. » Es müßte die Reisekosten ersetzen, oder? Mehr als das. Der Rest wäre die Dankbarkeit des Händlers Agathon für eine erbauliche und lehrreiche Geschichte, wie man sie in diesen trüben Zeiten nur noch selten zu hören bekommt.«
    » Ein halbes Talent für Demosthenes«, sagte Eubulos sanft. » Und ein halbes für den Schatz der Stadt– als hochherzige Gabe. Zum Ausgleich der Kosten, die die Reden und Unternehmungen deines Schwagers Zaleukos verursacht haben, Handelsherr.«
    » Ah.« Agathon richtete sich auf und setzte den Becher ab. » Ist das der Preis für die anderen möglichen Folgen, die sich aus den erfundenen Vorwürfen ableiten ließen?«
    » Der Preis ist Zaleukos.« Eubulos verschränkte die Arme. » Er hat sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht; ich finde, wir sind ihm Dank schuldig und sollten ihn entlasten. Er soll sich unbehelligt von schwierigen politischen Fragen in Zukunft ganz dem Wohl seiner Familie und dem Gedeihen seiner Geschäfte widmen.«
    Agathon seufzte. » Es wird ihm nicht gefallen– ihr wißt ja, er hat diese lobenswerte Neigung, sich für das Gemeinwohl aufzuopfern. Aber ich werde mit ihm reden. Ich glaube, in letzter Zeit läßt seine Gesundheit zu wünschen übrig.«
    Hagnias leerte seinen Becher und stand auf. » Die Amtsgeschäfte… Ich bin, glaube ich, hier nicht mehr nötig. Und mein Gedächtnis läßt nach. Wovon hatten wir eben geredet?«
    Agathon trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. » Wir sprachen von einem kleinen Geschenk, das unsere Freundschaft erhalten und fördern soll.«
    Hagnias nickte und lächelte. » Genau, davon sprachen wir. Ich wünsche Wohlergehen und gedeihliche Geschäfte.«
    Eubulos begleitete sie bis zum Ausgang. Er hielt Demosthenes einen Moment zurück. » Komm morgen früh zu mir. Wir haben einige Dinge zu beraten. Ich bin zufrieden.« Die letzten Wörter sagte er sehr leise.

6 .
    Dymas
    » Woher kommst du und was kannst du?« Der feiste Kaufmann griff zu einem ellenlangen Stäbchen, das in einem krummen Elfenbeinfinger endete, schob es vom Nacken abwärts unter den naßgeschwitzten Chiton, kratzte sich den Rücken und

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