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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wuchtige Schritte näher; Philipps Stimme brüllte: » Weib– Fürstin– wo bist du?« Plötzlich stand er im Bad, lachte, breitete die Arme aus. Sie legte die Hände an seine Wangen, hielt sich an seinem Hals fest, fühlte sich umschlungen und an den harten Körper des Königs gepreßt, schloß die Augen, spürte seine Lippen, seine Hände, seine Muskeln, empfand jene köstliche Schlaffheit in den Knien, roch die Kraft und die Pferde und das Lederzeug und wie ein Echo die Schärfe befleckter Waffen und den Schweiß und die Tage des Reitens und das Blut und den Wein und die Weite, einen Hauch von Winter und Nordwind und erstürmten Pässen und harzigem Holz und Brand. Mit fliegenden Händen half sie ihm, den Gürtel zu öffnen, und während er den Chiton zerriß, den über den Kopf zu streifen ihm die Geduld fehlte, und die Reitschuhe mit schlenkernden Bewegungen löste und durchs Bad fliegen ließ und den stinkenden Schurz zerfetzte, nahm sie den Schwamm und tauchte ihn ins Badewasser und kniete und wusch sein ragendes Glied und den harten haarigen Beutel und die Lenden, und er ächzte und knurrte und riß ihr den Schwamm aus der Hand und preßte ihn zwischen seine Hinterbacken, und sie wollte das Trockentuch nehmen und nahm doch den Mund, und dann hob er sie auf und trug sie über den Gang in ihr Schlafgemach und zum Lager und schleuderte den Überwurf irgendwohin und fand die kydonischen Äpfel und Kitros und Kassia und Rosenöl und folgte den Spuren mit der Zunge, und wahrscheinlich schloß die Thrakerin die Tür zum Gang.
    Als Olympias am nächsten Morgen spät erwachte, fühlte sie sich einen Moment fremd und verirrt. Sie setzte sich aufrecht und begriff, daß sie in Philipps Gemach war, im Bett des Königs. Ihr Kopf schmerzte wie eine gepreßte Frucht; Zunge und Gaumen waren aus einzelnen Bastfasern gemacht und schmeckten nach schalem Wein und Lammbraten und zu vielen Gewürzen. Sie erinnerte sich mühevoll an das Festmahl, die Trankopfer und Trinksprüche und Getränke und Trünke und den Rausch; an die lederbezogenen Liegen vor den weißen Wandflächen, die das Flackern der tausend Fackeln und Lampen widerspiegelten und mit den Farben der Wandgemälde vermengten. Sie entsann sich nackter Tänzerinnen und Turner; war da nicht ein Feuerschlucker gewesen, vor dessen Mund Philipp mit röhrendem Gelächter eine gemästete, abgezogene, aufgespießte Bilchmaus hatte braten wollen? Musiker; ein Kitharist, der einen Sänger begleitete; eine seltsame Melodie, zu der dieser Verse von Homer sang, passend zur Gelegenheit: von der Heimkehr des Odysseus, und wie bei seinen Worten Penelopes Knie weich wurden und ihr Herz aufging und sie die Arme um seinen Hals schlang, und wie sie sich reichlich der ersehnten Liebe erfreuten. Sie streckte sich und ächzte, weil ihre Lenden wund und hohl waren, und erinnerte sich der anderen Dinge– Philipp, wie er Berge von Speisen und Meere von Wein zu sich genommen hatte, ohne an Wucht und Kraft zu verlieren; wie er am Schluß über den Tisch sprang und den Sieger der Ringer, einen muskelbepackten ölglänzenden Kreter, mit wenigen Griffen bezwang und zu Boden schleuderte; und wie er dann, als viele längst lallten oder schnarchten, Olympias treppauf trug und durch die Gänge in seine Gemächer.
    Sie lächelte, daß die zerbissenen Lippen schmerzten. Langsam stand sie auf, sammelte ihre Kleider, mußte sich nach dem Bücken einen Moment an der Tischkante festhalten und preßte die Hände gegen die pochenden Schläfen.
    Später am Vormittag bat Admetos, vorgelassen zu werden. Sie hörte ihn schweigend an und nahm den Beutel entgegen, in dem noch immer acht Bällchen waren– er habe dem kleinen Jungen nur zwei geben können, dann sei eine Amme erschienen. Olympias entließ ihn mit dem Hinweis, derlei Bällchen ließen sich auch nach Epeiros übermitteln, etwa nach Tekmon. Als er gegangen war, warf sie die übrigen in ihr kopron und spülte mit dem restlichen Badewasser des Vortags nach. Dann schnappte sie nach Luft, lief ins Kinderzimmer und schärfte Alexanders Betreuerinnen ein, nur ja darauf zu achten, daß kein Fremder dem Kleinen etwas zu essen gäbe; dabei hielt sie ihn in den Armen und zerdrückte ihn fast.
    Philipp war früh ausgeritten, um eine Söldnerunterkunft am Seehafen zu besichtigen. Nachmittags schickte er einen Diener, der Olympias zu einer Besprechung in den großen Beratungsraum bat. Als sie eintraf, sah sie zunächst nur Antipatros, Parmenion, den Arzt Drakon und

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