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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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die Woche ins Bordell«, überlegte ich und entging haarscharf einer schweren Kopfnuss.
    »Den Mietvertrag musst natürlich du unterschreiben. Stell dir vor, mir flattert eine Nebenkostenabrechnung ins Haus, und Egonchen bekommt sie in die Finger!«
    Dieser Satz beantwortete ganz nebenbei die Frage, die mich beschäftigte, seit wir uns kannten: ob ihr Mann etwas von unserem Verhältnis ahnte oder gar wusste. Offenbar ahnte und wusste er nichts.
    »Dann werde ich also demnächst die Wohnungsanzeigen studieren.« Ich begann schon, mich auf das Projekt zu freuen. Vielleicht würde das ja ganz romantisch werden, zusammen in einer Wohnung, wo alles uns gehörte. Die wir einrichten konnten, wie es uns gefiel. Und wer wusste, was sich sonst für neue Möglichkeiten ergaben? Zum Beispiel könnte man dort das eine oder andere Wochenende in kuscheliger Zweisamkeit verbringen …
    Theresa stellte den Aschenbecher zur Seite und rückte wieder näher. Sie hatte noch nicht genug. Augenblicke später lag sie auf mir und begann, mich wohlig seufzend zu streicheln und abzuküssen.
    »Und bis wir was gefunden haben«, schnurrte sie in mein linkes Ohr, »tun wir, was alle tun. Wir gehen ins Hotel.«
     
    »Paps, hast du eigentlich schon die Frau Weberlein angerufen?«, fragte Louise am Donnerstagmorgen beim Frühstück.
    »Ist das eure neue Französischlehrerin?«, fragte ich versuchsweise.
    »Quatsch! Wegen Tim natürlich!«
    Richtig, dieser kleine Junge, der sich angeblich in Luft aufgelöst hatte.
    »Du hast es vergessen.« Sarah klang, als hätte sie nichts anderes erwartet.
    »Nein, ich bin einfach nicht dazu gekommen. Ihr macht euch keine Vorstellung, was bei uns zurzeit los ist. Seit wann soll dieser Tim noch mal verschwunden sein?«
    »Das …« Betreten sahen sie sich an. »… wissen wir auch nicht so genau.«
    »Okay. Das kann ich ja dann die Nachbarin fragen. Wie alt ist er?«
    »Vier. Im Januar wird er fünf.«
    »Falls er nicht längst tot ist, natürlich.« Louise schien keine große Hoffnung in meine Fähigkeiten als Kriminalist zu setzen.
    »Wer weiß, vielleicht ist es sogar der gleiche Mörder, der auch den anderen Jungen umgebracht hat?«
    »Bisher hat niemand irgendjemanden umgebracht!«, fuhr ich die beiden an. »Und es ist in meinen Augen äußerst unwahrscheinlich, dass Tim entführt wurde. Sonst hätten sich die Eltern doch längst bei uns gemeldet.«
    »Du hättest ja trotzdem wenigstens anrufen können«, maulte Louise.
    »Es ist immer das Gleiche mit dir«, meinte Sarah. »Du nimmst uns nicht ernst.«
    »Heute«, versprach ich, um die Diskussion zu beenden. »Sobald ich im Büro bin, rufe ich diese Frau an.«
     
    Über Nacht war der Krieg ausgebrochen. Selbst Sönnchen hatte ihre sonst so unverwüstliche Heiterkeit verloren. Ich kann bis heute nicht sagen, wer geredet hatte. Wie meine gestrigen Gespräche hatten an die Öffentlichkeit dringen können. Aber irgendwer hatte es ausgeplaudert, dass wir plötzlich Gundrams Eltern unter die Lupe nahmen.
    »Liebekind hat auch schon nach Ihnen gefragt.« Meine niedergeschmetterte Sekretärin wagte kaum, mir in die Augen zu sehen. »Und außerdem haben schon ungefähr zehntausend Journalisten angerufen. Und die Staatsanwaltschaft natürlich …«
    Liebekind war ein Chef, wie man ihn sich wünscht. Nie launisch, selten aufbrausend. Er ließ einen ausreden und dachte nach, bevor er urteilte. So wie heute hatte ich ihn noch nie gesehen. Für einen Moment fürchtete ich wieder einmal, er hätte herausgefunden, wo seine Frau zweimal die Woche ihre Abende verbrachte. Aber schon seine ersten Worte beruhigten mich.
    Zumindest in diesem Punkt.
    »Sie haben schon die Zeitungen gesehen?«, fuhr er mich an, bevor wir uns die Hand gereicht hatten.
    »Nein«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Warum?«
    »Darum.« Er warf mir die Rhein-Neckar-Zeitung über den Tisch.
    Wir hatten es wieder einmal auf die Seite Eins geschafft.
    »Eltern des Entführungsopfers Gundram S. unter Mordverdacht?«, lautete die Schlagzeile. Und daneben mein Bild.
    »Erklären Sie mir das bitte.« Sein Ton gefiel mir ganz und gar nicht.
    Ich erzählte von unseren neuen Überlegungen und meinen gestrigen Gesprächen. »Aber damit eines klar ist«, schloss ich, »ich habe niemandem gegenüber einen derartigen Verdacht auch nur angedeutet. Mir ist völlig schleierhaft, wie jemand meine Fragen so interpretieren kann.«
    »Wie auch immer«, brummte mein Chef nur halb überzeugt. »Wir müssen sofort in die

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