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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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lautlos fluchend stieg ich aus und suchte das bisschen Werkzeug im Kofferraum zusammen, das ich besaß. Das Schloss war tatsächlich neu und leider wirklich von bester Qualität. Der kleinere Schraubenzieher gab schon beim ersten Versuch nach und bog sich wie ein dickes Stück Draht. Ich warf ihn ins Gebüsch und versuchte es, nun schon etwas lauter fluchend, mit dem größeren. Der ließ sich zwar nicht verbiegen, aber das war auch alles. So sehr ich zog, drückte und hebelte, es war hoffnungslos. In einer finalen Anstrengung zerrte ich mit aller Kraft. Der Schraubenzieher rutschte ab und landete – ich weiß bis heute nicht, wie – mit seiner Spitze in meiner linken Handfläche. Es blutete sofort und beeindruckend kräftig.
    Theresa, die mich bisher mit klugen Ratschlägen unterstützt hatte, stieg aus und untersuchte meine Verletzung. Im Stillen formulierte ich eine karrierevernichtende Schlagzeile nach der anderen. Mein Rücken schmerzte von Minute zu Minute heftiger, die Hand jetzt natürlich ebenfalls. Theresa holte den Verbandskasten aus dem Wagen und verband mich, so gut es ging.
    Nun stand ich mit dick eingewickelter Hand und einem nutzlosen Schraubenzieher in der anderen vor der Schranke. Auch meine Hose war hinüber, entdeckte ich jetzt. Das linke Bein war voller Blut. Und das blöde Schloss glänzte noch immer herausfordernd.
    »Ich könnte das Revier in Wiesloch anrufen«, schlug ich vor. »Du versteckst dich im Wald, ich erzähle den Jungs irgendwas, und später hole ich dich ab.«
    Theresa missfiel mein Plan. Stirnrunzelnd sah sie sich um und entdeckte schließlich wenige Schritte entfernt im Graben eine etwa einen Meter lange, kräftige und übel verrostete Baustahl-Stange. Mit deren Hilfe und vereinten Kräften und der Energie zunehmender Verzweiflung gelang es uns schließlich, zwar nicht das Schloss zu knacken, aber immerhin die Lasche von der Schranke zu brechen, an der es hing. Wir waren gerettet und fuhren zurück.
     
    »Haben Sie sich einen Hexenschuss eingefangen, Herr Kriminalrat?«, wollte meine Sekretärin am Mittwochmorgen besorgt wissen. »Wird abends langsam doch ein bisschen kühl, gell? Da erwischt’s einen leicht mal.«
    Den Zusatz »in unserem Alter« ersparte sie mir rücksichtsvoll.
    »Und was ist mit Ihrer Hand passiert?«, fragte sie stattdessen erschrocken, nachdem sie auch noch den Verband entdeckt hatte.
    Ich murmelte etwas von »Sportverletzung« und flüchtete in mein Büro.
    Dort erwarteten mich schon meine Mitarbeiter. Ich war über eine halbe Stunde zu spät. Es war äußerst umständlich und sehr zeitraubend, seine eigene Hand zu verbinden. Meine Töchter hatte ich nicht um Hilfe bitten wollen, weil ich absolut keine Lust auf ihre neugierigen Fragen hatte.
    Vernünftigerweise hatten meine Leute schon ohne mich angefangen.
    »Hattest du was anderes erwartet?«, meinte Vangelis gerade. »Wer soll sich denn nach fast drei Monaten noch an einen kleinen Jungen erinnern, der irgendwann mal irgendeine Straße langgefahren ist?«
    »Wir haben alle befragt, die in der Gegend wohnen, wo Gundram angeblich zuletzt gesehen wurde«, klärte Balke mich über das Thema auf.
    »Die Kolleginnen und Kollegen haben an jeder Tür im Umkreis von einem Kilometer geklingelt«, ergänzte Vangelis. »Wir haben in ganz Bad Schönborn Plakate aufgehängt und Handzettel verteilt. Was ist denn mit Ihrer Hand passiert?«
    Balke rieb sich das Gesicht mit beiden Händen und gähnte. Ich hörte das Kratzen der Bartstoppeln aus zwei Metern Entfernung. Im Gegensatz zu ihm wirkte Klara Vangelis wie immer beneidenswert frisch und konzentriert. So etwas wie Launen oder schlechte Tage schien sie nicht zu kennen.
    »Ich für mein Teil bin überzeugt, dass dieser sogenannte Zeuge die ganze Geschichte erfunden hat«, brummte Balke. »Er ist der Einzige, der das Kind da gesehen haben will. Außerdem: Verrät mir mal bitte jemand, wie der Junge fünf Kilometer eine viel befahrene Bundesstraße langradeln kann, ohne dass er irgendwem auffällt? Der hätte doch den Verkehr behindert!«
    »Den längsten Teil der Strecke gibt es einen parallelen Radweg«, gab Vangelis zu bedenken. »Außerdem war es sehr heiß an dem Tag. Da wird vielleicht nicht so viel Verkehr gewesen sein.«
    Ich bemerkte, dass die beiden mich auffordernd ansahen. Man erwartete, dass ich etwas Kluges sagte.
    »Schaffen Sie mir den Zeugen her«, stöhnte ich, »und dann werden wir sehen.«
    »Was ist mit Ihrem Rücken?«, fragte Balke, als die

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