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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Anzug, den er trug. Heute war er auberginefarben. Dazu ein hellblaues Hemd und eine bunte Krawatte, mit der ich mich niemals an die Öffentlichkeit gewagt hätte. Zu meinem Ärger musste ich mir eingestehen, dass all das gar nicht schlecht aussah.
    Pretorius wandte mir den Rücken zu und murmelte einige Worte in den Hörer. »Genau«, sagte er schließlich lauter. »Sofort, bitte. Und bringen Sie uns bitte noch mal Kaffee.«
    Er sah mich fragend an. Ich nickte.
    »Für mich dasselbe, für meinen Gast einen Cappuccino.« Er legte auf und kam zurück.
    »Cappuccino war doch richtig?«
    Zwei Minuten später, die neuen Tassen standen eben auf dem Tisch, und noch hing das Parfüm der Sekretärin in der Luft, bimmelte ein Handy in Pretorius’ Jacketttasche. Der Klingelton erinnerte an den dieser uralten Bakelit-Telefone. Er fischte es heraus, drückte einige Tasten – »nicht dass Sie mir auf dumme Gedanken kommen« – und überreichte es mir.
    »Ja?«, hörte ich eine unsichere Männerstimme.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Klar. Was wollen Sie?«
    »Mich in Ruhe mit Ihnen unterhalten.«
    »Ich hab alles gesagt, was ich gesehen hab.«
    »Manchmal erinnert man sich auf einmal wieder an Dinge, die man vergessen hat. Oder bisher vielleicht nicht für wichtig gehalten hat.«
    »Ich hab kein’ Bock. Ich will nicht mit Ihnen reden. Hab genug Stress gehabt mit euch Typen.«
    »Ich verspreche Ihnen, Sie werden Ihre Belohnung trotzdem bekommen. Niemand wird erfahren, dass wir miteinander gesprochen haben. Ich gehe auf jede Ihrer Bedingungen ein, solange ich mich dabei nicht allzu strafbar mache.«
    Der Atem des Mannes ging ein wenig keuchend.
    »Sie müssten nicht mal Ihren Namen nennen«, lockte ich. »Ich mache keine Fotos, es wird nichts aufgezeichnet. Und Sie können anschließend gehen, wohin Sie wollen.«
    Ich musste lange auf die Antwort warten.
    »Scheiß drauf!«, stieß er endlich hervor. »Ich will aber nicht.«
    »Verbindung beendet«, stand auf dem Display, als ich Pretorius sein Handy zurückreichte. Ich sah auf die Uhr.
    »Und?« Es klang fast mitfühlend, wie er das sagte.
    »Erstens: Ihr Mann hat Atemprobleme, ist vermutlich übergewichtig oder Kettenraucher oder beides. Wenn es hoch kommt, hat er Hauptschulabschluss. Zweitens: Er stammt nicht aus der Kurpfalz, sondern eher aus der Umgebung von Bruchsal und vermutlich eher aus der Unterschicht. Drittens: Er hat mindestens ein Mal Ärger mit der Polizei gehabt. Und viertens: Er ist nicht der, den Sie im Fernsehen vorgeführt haben.«
    »Erstens: Respekt, Herr Kriminalrat.« Jetzt grinste der Detektiv wieder. »Zweitens bis viertens: Sie haben recht. Der Mann im Fernsehen war ein älterer Mitarbeiter von mir, weil der Zeuge sich absolut nicht vor eine Kamera setzen wollte. Und fünftens: Mit Ihren Überlegungen haben Sie den Kreis der Verdächtigen auf höchstens zehntausend eingeschränkt.«
    »Nicht mal hundert.« Jetzt grinste auch ich. »Ich kenne die Stimme. Ich bin sicher, ich habe mit dem Kerl schon mal zu tun gehabt.«
    Die Heiterkeit meines Gegenübers war wie ausgeknipst. »Werden Sie mir bloß nicht übermütig!«, stieß er hervor.
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich denke?« Ich leerte meinen Kaffee, der inzwischen so weit abgekühlt war, dass man sich nicht die Zunge verbrannte, und stemmte mich aus dem Polsterstuhl.
    »Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen.« Pretorius erhob sich ebenfalls.
    »Ihnen geht es nicht um das Kind. Ihnen geht es nur darum, möglichst viel Geld aus den Eltern herauszupressen und die Sache so lange wie möglich am Köcheln zu halten.«
    Petorius wurde blass. Die Hand, die er mir hatte reichen wollen, sank herab.
    »Das Leben des Kindes ist Ihnen völlig gleichgültig«, fuhr ich fort. »Ihre einzige Sorge ist, dass wir über Ihren merkwürdigen Zeugen etwas erfahren könnten, was die Sache zum Ende und Ihre wunderbare Geldquelle zum Versiegen bringt. Und danke für den guten Kaffee.«
    »Rufen Sie mich nie wieder an«, erwiderte er tonlos. »Vergessen Sie meine Nummer. Sie wollen Krieg, Sie können ihn haben. Möge der Bessere gewinnen.«
    »Nein. Möge das Kind überleben. Falls es nicht durch Ihre Schuld inzwischen tot ist.«
     
    »René Pretorius«, las Balke von seinem PDA ab. »Jahrgang siebenundsechzig, geboren in Altdorf bei Nürnberg. Abitur achtundachtzig, also schätzungsweise mindestens einmal sitzengeblieben. Dann Anstellung bei der Nürnberger Polizei. Die übliche Laufbahn im gehobenen Dienst. Nach vier

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