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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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spekuliert hat. Und dass er in den letzten Tagen komplett durch den Wind war.«
    »Wissen Sie was?« Entschlossen klappte ich meinen Laptop zu. »Jetzt rücken wir diesem Finanzgenie auf den Pelz. Er wird sich ein bisschen wundern, aber das schadet nichts.«

31
    »Herr Dr. Kleinschmidt!« Schiller schüttelte freudig meine Hand. »Darf ich Ihren Besuch als Zusage werten? Eine gute Entscheidung, eine sehr gute … Ach, Sie sind … in Begleitung?«
    Ich hielt ihm meinen Dienstausweis unter die Nase. »Gerlach, Kripo Heidelberg. Mein Kollege und ich haben ein paar Fragen an Sie.«
    Schiller erholte sich erstaunlich schnell von seiner Überraschung und gab unumwunden zu, dass Jan Korte sein Kunde gewesen sei.
    »Leider war er ein wenig zu gierig geworden«, sagte er, als wir in seinem großen und unpersönlich modern eingerichteten Wohnzimmer Platz nahmen. »Ich hatte ihn noch gewarnt, dass diese wundervollen Swaps, von denen er gelesen hatte, zwar schnelles Geld bringen können, aber auf der anderen Seite nicht ungefährlich sind. Wollen Sie hören, was er geantwortet hat?« Schiller beugte sich vor und sah mich bedeutend an. »No risk, no fun, hat er geantwortet. Tja. War wohl dann nichts mit Fun …«
    »Wie viel hat er investiert?«
    »Sie wissen, ich darf solche Informationen nicht ohne richterliche Genehmigung herausgeben, Herr Dr. Klein…, Herr äh … Gerlach.«
    »Mehr als eine Million?«
    Kopfschütteln.
    »Weniger?«
    Nicken.
    »Eine halbe?«
    Keine Reaktion.
    »Und wie viel hat er verloren?«
    Achselzucken.
    Korte hatte nach dem letzten, dünnen Strohhalm gegriffen, um seine untergehende Firma zu retten. Und hatte verloren.
    »Es tut mir natürlich leid, dass er sich so …« Schiller sah auf seine Hände. »Glauben Sie mir, ich habe ihn wirklich gewarnt. Ich habe ihm ausdrücklich abgeraten, das müssen Sie mir glauben.«
    Ich nahm meinen Laptop auf den Arm, startete – von Schiller erst überrascht, dann neugierig beobachtet – Leas Video, drehte den Bildschirm so, dass er ihn sehen konnte.
    »Was sagen Sie dazu?«
    Er starrte und schluckte. »Woher … haben Sie das?«
    »Das tut nichts zur Sache. Das sind doch Sie?«
    Er nickte ratlos, sah für Sekunden mit leerem Blick irgendwohin, straffte schließlich den Rücken.
    »Ich habe sie zu nichts gezwungen«, erklärte er kalt. »Sie ist erwachsen. Und sie hat auch ihren Spaß gehabt, das können Sie mir glauben. Ich weiß überhaupt nicht, wieso Sie mir diesen Mist hier zeigen. Lea hat es gewollt, verstehen Sie?« Er gestikulierte heftig und ohne mich anzusehen. »Sie hat es auf genau diese Tour gewollt. So versaut wie möglich. Sie … Sie wollte alles ausprobieren. Alles.«
    »Wann haben Sie zum letzten Mal von ihr gehört?«
    Schiller senkte den Blick und rechnete. »Anfang Dezember hat sie mich angerufen. Danach war Funkstille. Ich weiß nicht, wo sie steckt und wieso sie ihr Handy nicht mehr abnimmt. Ist ihr … Ist ihr was passiert?«
    »Worum ging es bei diesem Anruf Anfang Dezember?«, fragte Balke mit finsterem Blick.
    »Geld.« Schiller ignorierte meinen Mitarbeiter einfach und sah mir jetzt wieder ungeniert und sogar ein wenig aufmüpfig ins Gesicht. »Geld hat sie von mir verlangt, die kleine Schlampe.«
    »Geld wofür?«
    »Dafür, dass das hier …« Mit belustigter Miene wies er auf den Laptop. »… nicht im Internet landet.«
    »Und haben Sie bezahlt?«, wollte Balke wissen.
    Jetzt erst nahm Schiller seine Anwesenheit zur Kenntnis. »Warum sollte ich?«
    »Sie haben ihr also kein Geld gegeben?«, hakte ich nach.
    Schiller wandte sich wieder mir zu. »Wen interessiert dieser Scheiß? Soll sie das Zeug doch auf YouTube stellen, wenn’s ihr gefällt. Es ist ja nicht mal mein Gesicht zu sehen, und wen juckt’s, wenn mein Schwanz im Internet zu besichtigen ist? Im Gegenteil«, er lachte schrill und kurz, »die Tussen werden Schlange stehen, nachdem sie das hier gesehen haben.«
    Immer noch hielt er meinem Blick stand. Ich hätte ihn zu gerne ins Gesicht geschlagen. Stattdessen klappte ich den Laptop zu, klemmte ihn mir unter den Arm und sprang auf.
    »War auf dem Video ursprünglich Ihr Gesicht zu sehen?«, fragte ich mühsam beherrscht.
    Schiller zuckte die Achseln. »War es, klar. Aber noch mal: Wen juckt das?«
    »Zeugen haben Sie in der Nacht vom zweiten auf den dritten Dezember in Straßburg gesehen. Zusammen mit Lea.«
    Er musterte mich für Sekunden ausdruckslos. Dann wandte er den Blick ab und nickte. »Okay, ich bin da gewesen.

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