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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Sie wollte zweitausend. Ich habe ihr fünfhundert gebracht und gesagt, wenn sie mir noch einmal unter die Augen kommt, dann braucht sie einen verdammt guten Schönheitschirurgen.«
    »Später haben Sie sie nicht mehr gesehen? Sie hat nicht vielleicht versucht, Sie noch einmal zu erpressen?«
    Entschiedenes Kopfschütteln.
    »Paar Tage vorher ist dieses Bürschchen hier aufgetaucht«, sagte Schiller halblaut, als er aufsprang, um uns zur Tür zu begleiten. »Ein Freund von Lea, wenn ich sein Gemeckere richtig verstanden habe.«
    »Mit einem Motorroller?«, fragte ich ahnungsvoll.
    Schiller grinste schon wieder. »Sie kennen den Pimpf?«
    »Was wollte er von Ihnen?«
    »Ich soll die Finger von seiner Lea lassen. Das hat er gesagt: seine Lea.« Schiller lachte kurz. »Wenn der wüsste. Das Mädel war heiß. Heiß wie die Hölle. Ich habe in diesem Feld meine Erfahrungen, das können Sie mir glauben. Wenn der Junge wüsste …«
    »Ich fürchte, er hat es nur zu gut gewusst«, sagte ich mühsam beherrscht und wandte mich zum Gehen, bevor mir womöglich noch die Hand ausrutschte.
    »Denken Sie, er sagt die Wahrheit?«, fragte Balke, während wir auf der Römerstraße in Richtung Norden fuhren.
    »Ich denke, er ist zu faul, um zu lügen.«
    Balke saß hinter dem Lenkrad und sah mit mahlendem Kiefer nach vorn. »Wir wissen immer noch nicht, ob Gröwer auch in Straßburg war und der kleinen Lea ebenfalls eine Spende überreicht hat.«
    »Ist ja im Grunde jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Für mich schon«, erwiderte er leise.
    Er machte sich Vorwürfe. Natürlich. Hätte er Angelina Ferrini nicht zu uns geschleppt, dann würde Gröwer noch leben. So etwas steckt niemand leicht weg.
    Eine Weile fuhren wir schweigend. Die Kasernen der US-Army blieben hinter uns. An der Abzweigung zur Lessingstraße zwang ein Bus Balke zum Bremsen. Wieder einmal regnete es. Schließlich öffnete Balke den Mund.
    »Sie hat ihre Stecher reihum angerufen und versucht, sie abzukochen. Warum sollte sie bei Gröwer eine Ausnahme machen? Der hatte doch am meisten zu verlieren, als Politiker.«
    Die Ampel an der Kreuzung Speyerer Straße schaltete auf Rot. Vor uns stand ein gepflegter cremefarbener Mercedes der Hunderttausend-Euro-Klasse mit der Aufschrift »Hauptschulabschluss 99« auf der Heckscheibe.
    »Was meinen Sie, hat sie die Videos von Anfang an nur gemacht, um die Typen später damit zu erpressen?«, fragte Balke.
    »Schwer zu sagen.« Ich nahm die Brille ab und massierte meine Augen. »Ich vermute aber, die Idee mit der Erpressung ist ihr erst später gekommen.«
    »Was für ein Früchtchen!«, stieß Balke hervor, als die Ampel auf Grün schaltete und der Mercedes vor uns atemberaubend schnell kleiner wurde. »Wie gut, dass sie mir nicht über den Weg gelaufen ist.«
    »Sie wären auf sie reingefallen?«
    »Wer weiß. Sie nicht?«
    Ich schüttelte entschieden den Kopf und setzte die Brille wieder auf. »Lea könnte meine Tochter sein.«
    »Es laufen genug Typen herum«, sagte Balke mit gepresster Stimme, »die genau das scharf machen würde.«
    In meinem Vorzimmer erwartete mich ein uniformierter Kollege mit der Mütze in der Hand. Unter seiner Nase prangte ein dunkler Schnurrbart.
    »Es ist wegen diesem Fahrrad«, begann er, als wir uns gegenübersaßen. »Hab gedacht, ich komm lieber direkt zu Ihnen. Bevor da irgendwas anbrennt.«
    »Das weiße Mountainbike?«
    »Es ist nämlich …« Er stockte, sah zum Fenster. Dann gab er sich einen Ruck. »Ein Kumpel von mir hat so eines. Ein Cannondale. Ein weißes. Wir kennen uns vom Fußballverein. Früher haben wir jede Woche zusammen gekickt. Damals sind wir Nachbarn gewesen. Und irgendwie auch Freunde, fast jedenfalls. Wie seine Frau dann das viele Geld geerbt hat, sind sie weggezogen und haben sich das schöne Haus in Nußloch draußen gekauft. Seither haben wir nicht mehr viel Kontakt. Ich wohn ja immer noch im Pfaffengrund. Meine Frau hat leider keine Erbschaft gemacht.« Er schnaufte gequält.
    »Und dieser Beinahefreund hat also ein weißes Cannondale?«, half ich ihm auf die Sprünge.
    »Ein Rize 140. Ich hab ihn vor ein paar Wochen in der Stadt getroffen. Und da hat er’s dabeigehabt und mir gezeigt. Funkelnagelneu. Ganz stolz ist er gewesen. Aber irgendwie … ein bisschen komisch auch. Erst wollt er nicht mit der Sprache raus, aber dann hab ich erfahren, was mit seiner Edelgard … Aber das fragen Sie ihn vielleicht besser selber.«
    »Dazu müssten Sie mir noch den Namen verraten.«
    Der

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