Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Totschlag. Vielleicht nicht mal das. Vielleicht werden Sie nur wegen schwerer Körperverletzung angeklagt. Der Kollege ist am Leben.«
    »Ja, aber der Schiller …«
    »Mit dem habe ich doch erst vor drei Stunden …«
    Mir kam ein furchtbarer Gedanke.
    »Sie sind … Sind Sie etwa noch mal da gewesen?«, fragte ich heiser.
    Und wieder nickte Ludwig Langhoff, dieses Mal, ohne den Blick abzuwenden. »Bei der Betriebsleitung hab ich schon angerufen, dass ich nicht mehr komm. Die Wellensittiche nimmt eine Nachbarin. Er liegt gleich hinter der Tür. Ich hab sie einen Spalt offen gelassen, die Tür. Damit Sie sie nicht kaputt machen müssen. Ist ja nicht nötig, dass die Sachen kaputt gemacht werden.«
    Er streckte sich mühsam auf seinem Stuhl, griff in die Hosentasche und legte einen kleinen verchromten Revolver auf den Tisch.
    »Bitte schön«, sagte er dazu. »Ich denk, den werden Sie brauchen.«
    Dann sah er mich an wie ein viel zu oft getretener Hund. »Das mit Ihrem Kollegen tut mir leid. Ehrlich.«

32
    Samstag, der vierundzwanzigste Dezember. Seit drei Wochen war Lea verschwunden. Theresa relaxte seit gestern in der Schweiz, irgendwo in der Nähe von St. Moritz und tausend Meter über den Wolken. Sönnchen saß zusammen mit ihrer neuen Liebe im Flugzeug auf dem Weg auf die Kanaren. Ich betrat morgens um Viertel vor acht die Polizeidirektion.
    »Ich weiß, wie er es gedeichselt hat«, rief Balke, der mich auf der Treppe atemlos einholte. Wie fast an jedem Tag war er von Schlierbach mit dem Rad in die Stadt gefahren. »Er hat sich bei der letzten Runde vertreten lassen.«
    Wir betraten mein Büro, ich machte Licht, aufatmend fiel er auf einen der Besucherstühle, streckte triumphierend die muskulösen Beine von sich. Dann erst bemerkte er meinen ratlosen Blick.
    »Eigentlich hätte Langhoff ja noch eine Runde fahren müssen. Aber er hat einen Kollegen angerufen, mit dem er ein bisschen befreundet ist, und hat gesagt, ihm ist schlecht und ob er ihn ablösen kann. Das Rad hat er schon am Tag davor bei der Endhaltestelle deponiert.«
    »Und dann ist er zu Schillers Haus geradelt …«, fügte ich langsam hinzu.
    »Wie bekloppt muss einer sein, um sich ein derart dämliches Alibi auszudenken?«
    »Es war ihm wohl ziemlich egal, ob er erwischt wird oder nicht.«
    Inzwischen war Balke wieder zu Atem gekommen. »Wie geht’s eigentlich Rübe?«, fragte er.
    »Unverändert. Ich wollte gestern Abend noch mal bei ihm vorbeischauen. Hat aber nicht geklappt.«
    »Grüßen Sie ihn von mir und Evalina«, sagte Balke ernst. »Und er soll so einen Unfug bitte nicht noch mal machen.«
    »Sie mögen ihn, nicht wahr?«
    Balkes Blick wanderte irgendwohin. »Er hat seine Macken und außerdem ein sagenhaftes Talent, immer in die Scheiße zu treten. Aber, ja, ich mag ihn.«
    Es klopfte. Klara Vangelis und Evalina Krauss kamen zur morgendlichen Fallbesprechung.
    Schillers Leiche hatten wir genau so vorgefunden wie von seinem Mörder beschrieben. Der Anlageberater hatte Langhoff offenbar völlig arglos die Tür geöffnet, und der Straßenbahnfahrer hatte abgedrückt, ohne eine Sekunde zu zögern. Ein einziger Schuss in die Stirn aus nächster Nähe. Dann hatte er die Tür so weit zugezogen, dass das Schloss gerade nicht einschnappte, war wieder auf sein Mountainbike gestiegen und nach Hause geradelt.
    »Eines ist für mich jedenfalls klar«, eröffnete ich die kleine Runde, während es vor den Fenstern allmählich hell wurde. »Schiller hat zwar ein Verhältnis mit Lea gehabt, aber mit ihrem Verschwinden hat er nichts zu tun. Ich sehe einfach kein Motiv.«
    Und so unsympathisch er mir war, so glaubhaft hatte leider seine Geschichte geklungen.
    »Gröwer passt da schon eher ins Raster.« Balke kratzte sich an der Nase. »Wenn ich nur endlich wüsste, ob er am zweiten Dezember in Straßburg war oder nicht. Was halten Sie davon, wenn wir einen Aufruf an die Presse geben, ob ihn jemand im Zug …«
    »Bloß nicht«, unterbrach ich ihn. »Bisher ist noch niemand auf die Idee gekommen, wir könnten etwas mit seinem Tod zu tun haben. Und das soll bitte schön auch so bleiben.«
    »Und wenn sie noch mehr Liebhaber gehabt hat?«, grübelte Krauss mit müdem Blick und hochgezogenen Brauen.
    »Na klar«, meinte Balke gallig. »Einer Frau, die sich gleichzeitig drei Typen warmhält, kommt es auf einen mehr bestimmt nicht an.«
    Klara Vangelis folgte der lustlosen Unterhaltung schweigend.
    »Was haben wir noch?«, fragte ich.
    »Nichts«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher