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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Streife auf den Weg, um das Gerät abzuholen.
    Am späten Vormittag piepten innerhalb weniger Sekunden gleich mehrere Mails. Die kürzeste kam vom kriminaltechnischen Labor des LKA in Stuttgart: Bei den gelben Pillen aus Hennings Schreibtisch handelte es sich um ein Ecstasy-ähnliches Rauschgift. Es folgten chemische Fachbegriffe, die mir allesamt nichts sagten. Ich wählte die Nummer, die am Ende der Mail stand.
    »Ganz ordentliche Qualität«, erklärte mir ein junger Laborant selbstbewusst und mit einer Stimme, als stünde er noch mitten im Stimmbruch. »Jedenfalls nicht dieses Dreckszeug aus dem Osten, das wir in letzter Zeit immer öfter auf den Tisch kriegen.«
    »Wo kann der Junge die Pillen herhaben?«
    »Kriegen Sie heutzutage praktisch überall. In Discos, in den passenden Kneipen. Auf dem Schulhof …«
    Auf dem Schulhof.
    »Bei der Menge?«
    »Sie denken, er hat mit dem Mist gedealt?«
    »Bei der Menge!«
    »Der überwiegende Teil der Ware kommt immer noch aus Holland. Zunehmend aber auch aus dem Osten. Und das Zeug macht uns echt Kopfzerbrechen. Das, was Sie mir geschickt haben, ist saubere Ware. Das kommt aus einer ordentlichen Quelle, wenn man so sagen kann.«
    Absender der restlichen vier Mails war ein gewisser Dr. Dario Rotella, der irgendeine höhere Position an der Präfektur von Straßburg bekleidete. An seinen Mails hingen lange Anhänge – siebenunddreißig Megabyte Videomaterial aus öffentlichen Überwachungskameras, die in der Straßburger Innenstadt montiert waren. Videos, die sich nun ganz vorschriftswidrig im Besitz der deutschen Polizei befanden und vor keinem Gericht Beweiskraft haben würden. Aber das sollten sie ja auch nicht.
    Ich leitete das komplette Paket, begleitet von einigen warmen Worten, an Klara Vangelis weiter. Sie würde eine Weile damit beschäftigt sein.
    »Das ist nicht Leas Laptop!«, erklärte Sarah nach einem flüchtigen Blick auf das Gerät, das ich auf dem Küchentisch platziert hatte. »Das ist nicht der, den Chip ihr geschenkt hat.«
    Unter Sönnchens Beifall hatte ich heute sehr früh Feierabend gemacht, um zu packen. Mit Theresa hatte ich vereinbart, dass wir gegen halb vier aufbrechen würden. Jetzt war es kurz vor drei.
    »Bist du sicher?«
    »Paps.« Ich erntete einen mitfühlenden Blick. »Der da ist doch voll die alte Gurke! Chip hat ihr ja seinen alten geschenkt, weil sie bloß so eine Uraltkiste gehabt hat. Wahrscheinlich läuft da sogar noch XP drauf.«
    Mit einem Mal war mir klar, was der Zweck von Hennings Einbruch in Lassalles Haus gewesen war: Er hatte den Laptop zurückgeholt, den er Lea vermacht hatte, um ihre E-Mails oder Facebook-Nachrichten zu lesen. In seinem Rucksack hatten die Kehler Kollegen jedoch keinen Laptop gefunden. Wo war er dann? Hatte er ihn Lea ausgehändigt? Oder war er geklaut worden wie die Jeans und der Pullover?
    Versuchsweise schalteten wir Leas alten Klappcomputer ein. Er funktionierte noch, aber wir fanden keine Daten, die jünger als vier Monate waren. Die zuletzt gespeicherten Dateien trugen das Datum neunter August, fand Sarah mit wenigen Handgriffen heraus. Das war etwa zwei Wochen nachdem Lea ihr Zimmer im Haus des ungeliebten Vaters bezogen hatte. Und vier Wochen bevor sie zum ersten Mal das Helmholtz-Gymnasium betreten hatte.
    Ich setzte mich auf einen der Küchenstühle. »Weißt du noch, Sarah?«, sagte ich. »Louise hat neulich gemeint, dass Henning Lea sicher noch von früher kennt, denn niemand verschenkt einen fast neuen Computer an jemanden, den er erst vor ein paar Tagen kennengelernt hat.«
    Nun wurde auch Sarah nachdenklich. »Ist das irgendwie wichtig?«
    Ich zuckte die Achseln und erhob mich. »Das weiß ich noch nicht. Jetzt ist es Zeit zum Packen.«
    »Paps, ich hab ein bisschen an Leas altem Laptop rumgefummelt«, verkündete Sarah, als ich Minuten später mit einem kleinen Koffer aus dem Schlafzimmer trat. »Ich glaub, ich bin da auf was gestoßen. Wo fährst du überhaupt hin?«
    »Nach Straßburg. Mit Theresa. Ihr kommt doch allein klar?«
    Sie nickte abwesend.
    »Wo steckt eigentlich Louise?«
    »Unterwegs.«
    »Ist es bei uns nicht mehr üblich, Bescheid zu sagen, wenn man weggeht?«
    »Erstens hast du mir ja auch nichts gesagt, sondern ich musste dich fragen. Zweitens ist Loui nicht weggegangen. Sie ist nach der Schule gar nicht erst heimgekommen. Und drittens musst du sie fragen und nicht mich.«
    »Hat sie Stress mit ihrem Freund?«
    Sarah rollte die Augen. »Paps, bitte!«
    »Sie hat einen

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