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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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zugeschlagen, informierte mich Sönnchen, in Ziegelhausen diesmal. Die Beute betrug etwas mehr als fünfhundert Euro, der Sachschaden war kaum erwähnenswert. Dieses Mal gab es wieder weder Zeugen noch Spuren.
    In den Zeitungen war Carsten Gröwers Tod immer noch das große Thema. Man fragte sich, wie ein Mensch, der alles hatte, was man sich vom Leben erhoffen kann, so tief fallen konnte. Spekulierte noch ein wenig darüber, ob bei dem Unfall vielleicht jemand nachgeholfen hatte. Da Gröwer als Toter nicht mehr recht als Sündenbock taugte, musste ein neuer her.
    In dem Boulevardblatt, das gestern noch mit solcher Verve über den Staatssekretär hergefallen war, hatte man als neuen Bösewicht plötzlich die geheimnisvolle Lea gewählt. Hatte sie Gröwer verführt? Vielleicht mit der finsteren Absicht, ihn später zu erpressen? War sie deshalb verschwunden, weil sie inzwischen bestens mit Schweigegeld versorgt war? Hatte sie vielleicht gar im Auftrag der Opposition gehandelt?
    Aber natürlich konnte auch Gröwers abwechslungsreiches Sex-und Partyleben nicht ganz außer Acht gelassen werden, und man musste tapfer immer neue pikante Details ausbreiten. Die Zahl der abgelegten Freundinnen schien kein Ende zu nehmen. Dass seine Frau plötzlich keine Interviews mehr gab, machte die Sache nur noch spannender.
    Ein Blatt verstieg sich zur Frage, ob hinter Gröwers plötzlichem Tod östliche Geheimdienste oder afghanische Gotteskämpfer steckten. Immerhin hatte er im Verteidigungsministerium gearbeitet, und das stank ja geradezu nach Spionage und frommen Auftragskillern. Die Firma seines reichen und berühmten Schwiegervaters, die dieser schon vor Jahren verkauft hatte, handelte zwar nur mit Industrieschmierstoffen, woran auch bei bösestem Willen nichts Verdächtiges zu finden war, aber wer konnte schon wissen … Sollte vielleicht gar die russische Ölmafia die schmierigen Finger im Spiel haben?
    Das Leben ohne E-Mails war herrlich. Zwar meldete sich das Telefon ein wenig öfter als sonst, aber dennoch arbeitete ich ohne die Versuchungen des weltweiten Netzes merklich schneller und effektiver als sonst. Zumindest kam es mir so vor. Manchmal testete ich, ob das Internet wieder funktionierte, und stellte jedes Mal erleichtert fest, dass ich immer noch von der Welt abgeschnitten war. Gegen neun machte sich eine merkwürdige Unruhe in meinem Bauch breit. Es war ein seltsames Gefühl, nicht zu wissen, was da draußen vor sich ging. Vielleicht war die Regierung zurückgetreten, und ich hatte keine Ahnung davon. Vielleicht hatte Amerika dem Iran den Krieg erklärt, oder …
    Beim tausendsten Versuch klappte es plötzlich, und ich musste dabei zusehen, wie mein Posteingang sich rasend schnell füllte.
    Sekunden später rief Sven Balke an.
    »Internet funzt wieder.«
    »Was war denn los?«
    »Das wollen Sie nicht wissen.«
    »Und ob ich will.«
    »Irgendwer hat gestern Abend versehentlich auf einen Link in einer Mail geklickt. Die Mail war angeblich von seiner Bank. Bis wir heute Morgen gemerkt haben, was los ist, war schon jeder zweite Rechner in unserem Netz mit einem Trojaner infiziert. Wir haben dann erst mal den großen Stecker gezogen und das Netz komplett lahmgelegt, damit er sich nicht weiter verbreiten kann. Ihrer war übrigens sauber. Jetzt haben wir alle, die nicht befallen sind, wieder ans Netz gehängt. Um den Rest kümmert sich später die Servicefirma.«
    »Und wer war der Volltrottel?«
    »So was kann jedem passieren«, erwiderte Balke unbehaglich. »Kommt in den besten Familien vor.«
    »Ich will den Namen.«
    »Chef …«
    »Ich will den Namen. Oder muss ich erst amtlich werden?«
    »Rübe.«
    Runkel. Schon wieder. Dieses Mal würde er nicht mit einer Ermahnung davonkommen.
    Um halb zwölf trillerte mein Handy.
    »Voss hier«, rief eine ausgeschlafene Frauenstimme. »Ich bin im Anflug. In einer Viertelstunde müsste ich Heidelberg erreichen.«
    Für eine frischgebackene Witwe war Verena Voss ausgesprochen gut gelaunt. Im Hintergrund hörte ich eine Arie aus einer Verdi-Oper, deren Name mir nicht einfallen wollte, und das gemütliche Brummen eines großvolumigen Motors.
    Vierzig Minuten später drückte ich einen blanken Messingknopf, der mit »Dr. C. Gröwer« beschriftet war. Die Vierzimmerwohnung des toten MdB und Staatssekretärs lag in einer Villa an der Uferstraße, nur wenige Meter von den Neckarwiesen entfernt. Der Türöffner schnarrte. Das Treppenhaus war ein Traum aus gediegenem Holz und

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