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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Herr Dr. Kleinschmidt, dass es so schnell geklappt hat«, erklärte er strahlend. Seine Hände waren perfekt manikürt. Die Augenbrauen vermutlich gezupft.
    Ich studierte die Speisekarte, konnte mich nicht entscheiden, wählte schließlich Flammkuchen. Schiller fand Flammkuchen eine geradezu geniale Idee und schloss sich an.
    Das Lokal war groß und gediegen. Viel dunkles Holz, gemütliche Beleuchtung, an der Wand Audrey Hepburn.
    »Ein Gläschen Sekt vorweg?«, fragte Schiller energiegeladen. »Ich darf Sie doch einladen, auch wenn das hier – hm, ja – nicht gerade das ist, was ich als First-Class-Etablissement bezeichnen würde.« Er sah mit hochgezogenen Brauen um sich. »Beim nächsten Mal erlauben Sie, dass ich das Lokal auswähle?«
    Dieses Mal konnte ich sein verschmitztes Augenzwinkern in natura bewundern. Schiller roch nach einem für meinen Geschmack zu aufdringlichen Aftershave. Und er hatte blitzwache, unruhige Augen.
    Sekt? Warum nicht. Schließlich war bald Weihnachten. Und damit Urlaub.
    »Ich kann mir denken, dass Sie bessere Lokale gewohnt sind«, sagte ich leise. »Aber aus gewissen … ähm … Gründen ist es mir lieber …«
    »Wenn wir zum Abschluss kommen, lieber Herr Dr. Kleinschmidt, woran ich nicht zweifle, dann holen wir das Essen in einem richtigen Edelschuppen nach. Auf Kosten der Firma selbstverständlich. Ist das ein Vorschlag?«
    »Ich hoffe, ich bin bei Ihnen richtig.«
    Er beugte sich zu mir herüber, damit ihm nichts entging.
    »Ich muss aus bestimmten Gründen … ähm … gewissen Wert auf Diskretion legen.«
    »Diskretion ist das Lieblingswort der Frankfurt Invest.« Schiller sah mich an mit der Miene eines hungrigen Wolfs, der an einem fetten Hasen schnuppert. »Wir bleiben aus guten Gründen klein, wissen Sie«, dozierte er großspurig. »Je mehr Angestellte Sie haben, desto größer das Risiko, dass einer den Mund nicht halten kann. Klein, aber fein, das ist unsere Devise.«
    »Und einer der Gründe, weshalb ich Sie … ähm … kontaktiert habe.«
    »Sie sind auch mit anderen Firmen im Gespräch?«
    »Natürlich. Ich … ähm. Nein. Bisher noch nicht.«
    »Das sollte auch so bleiben. Geldangelegenheiten sind ja nun mal immer und vor allem Vertrauensangelegenheiten.«
    Angeblich betrug die Summe an Privatvermögen, die seine Firma betreute, weit über fünfhundert Millionen.
    »Unsere Kundschaft ist handverlesen«, verriet er im Verschwörerton und rückte noch ein wenig näher. »Sie befinden sich in allerbester Gesellschaft, sozusagen. Unternehmer, Chefärzte, sogar bekannte Politiker. Dr. Gröwer zum Beispiel, der Anfang der Woche leider auf so tragische Weise …«
    »Der war auch Ihr Kunde?« Dieses Mal war mein Staunen echt.
    »Ein sehr guter sogar. Eigentlich dürfte ich Ihnen das ja gar nicht verraten. Aber jetzt …« Er hüstelte. »… wo er tot ist …«
    Ich gab mich beeindruckt.
    Unser Sekt kam. Wir stießen an.
    »Darauf, dass Sie am Ende mehr als zufrieden mit uns sind«, sagte Schiller mit breitem Lächeln. »Zufrieden allein genügt uns nicht. Die Frankfurt Invest möchte, dass Sie mehr als zufrieden sind.«
    »Trinken wir darauf, dass Sie eine ordentliche Verzinsung für mich herausschlagen«, konterte ich kleinlaut.
    Dann erlosch Schillers Grinsen.
    »Darf man wissen, über welchen Betrag wir sprechen? Ungefähr?«
    Verschämt zeigte ich fünf Finger.
    »Fünf Mio?«, fragte er lautlos.
    Ich nickte.
    »Sechs bis acht Prozent halte ich durchaus für realisierbar«, behauptete er nach kurzem Nachdenken. »Falls Sie ein wenig Risiko nicht scheuen, vielleicht sogar zehn.«
    »Das ist aber viel!«, staunte ich. »Das wären ja dann … ähm … fünfzigtausend im Jahr?«
    »Nehmen Sie es ruhig mal zehn«, korrigierte er nachsichtig. Der Hase war nicht nur fett, er konnte nicht mal rechnen. »Abzüglich unserer Provision natürlich.«
    »Wie hoch ist die üblicherweise?«
    »Hängt von der Art der Anlage ab.« Schiller versuchte, noch ein wenig näher zu kommen, um noch leiser sprechen zu können, wurde jedoch vom Tisch zwischen uns behindert. »Die klassische Anlage in festverzinslichen Wertpapieren ist heutzutage ja völlig veraltet. Bei Aktien muss man derzeit sehr genau wissen, was man tut, und fällt trotzdem leicht auf die Nase. Obwohl wir gerade hier durchaus über gewisse Möglichkeiten verfügen …«
    »Sie verfügen über – wie sagt man – Insiderinformationen?«
    In meiner Hosentasche piepte das Handy. Runkel stand jetzt vermutlich auf dem

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