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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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er in Wirklichkeit von etwas ganz anderem lebt?«
    Balke schnaubte so befriedigt, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. »Soll ich mal versuchen, auf dem kleinen Dienstweg vom Finanzamt ein paar Zahlen zu bekommen? Ich kenne da zufällig wen …«
    Balke hatte fast überall zufällig weibliche Bekannte aus der Zeit, als er seine Bettgenossinnen noch so häufig gewechselt hatte wie die T-Shirts. Merkwürdigerweise sprachen die meisten dieser ehemaligen Freundinnen noch mit ihm.
    »Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass morgen nichts davon in der ›Bild‹-Zeitung steht.«
    »Joannah ist kein Plappermaul. Und sie ist auch nicht sauer auf mich, keine Sorge.«
    Er nahm sein Smartphone ans Ohr und ging hinaus. Wenig später war er wieder da.
    »Dauert zwei, drei Minuten.« Kaum hatte er Platz genommen, klingelte sein hypermodernes Handy wie eines dieser altertümlichen Bakelittelefone. Er hörte kurz zu, bedankte sich herzlich, versprach, sich demnächst ganz bestimmt mal zu melden. Dann sah er triumphierend auf.
    »Nach seiner Steuererklärung hat Schillers Klitsche im vergangenen Jahr achtzehntausend Euro Gewinn gemacht.«
    »Und davon finanziert er ein Haus in bester Lage, zwei teure Autos …«
    Wir nickten uns zu. Balke und Vangelis leuchtete das Jagdfieber aus den Augen.
    Die erste SMS von Rolf Runkel piepte pünktlich um elf: »Alles ruhig. In den meisten Zimmern brennt Licht. Vom Stromsparen hat der Herr anscheinend noch nichts gehört.«
    Ich behielt das Handy in der Hand und wählte die Nummer von Schillers Büro in Frankfurt. Seine Sekretärin gab sich kundenfreundlich.
    »Was kann ich für Sie tun, Herr Dr. Kleinschmidt?«, flötete sie.
    »Ich … ähm … also, ich hätte ein wenig Geld anzulegen und bin auf der Suche nach … ähm.«
    »Da gebe ich Ihnen am besten gleich den Chef persönlich. Sie haben Glück, Herr Schiller ist im Haus, hat aber leider gerade eine Besprechung mit einem unserer großen Kunden. Dürfte er Sie später zurückrufen?«
    »Das wäre … ähm … nett. Ja.«
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis mein Handy brummte. Schiller gab sich beglückt.
    »Ich kann Ihnen da ganz bestimmt den einen oder anderen guten Vorschlag unterbreiten, Herr Dr. Kleinschmidt. Am besten, wir setzen uns mal zusammen. Das Jahresende naht, wir sollten es vielleicht nicht allzu weit in die Zukunft verschieben. Die Steuer, Sie verstehen?«
    Ich sah sein Augenzwinkern durchs Telefon.
    »In Ihr … ähm … Büro möchte ich aber vorerst nicht …«
    »Selbstverständlich komme ich zu Ihnen, ich bitte Sie, Herr Dr. Kleinschmidt. Sie sind der Kunde, und der Kunde ist bei der Frankfurt Invest König.«
    »Mir wäre es lieber … auf … ähm …«
    »Auf neutralem Boden?« Er lachte verständnisvoll. »Des Kunden Wunsch ist uns immer Befehl. Nennen Sie einen Ort und einen Zeitpunkt, und ich werde da sein, wenn es mir irgend möglich ist.«
    Ein Kunde, der so geheimnisvoll tut, will Schwarzgeld anlegen. Daher die Begeisterung. Ich schlug das »Zapata« vor, ein Restaurant im Hauptbahnhof.
    »Ich wohne nicht weit von Heidelberg«, log ich munter weiter. »Und das mit dem Jahresende habe ich mir auch schon … ähm. Wäre es vielleicht … heute schon möglich? Eventuell sogar jetzt gleich? Ich bin nämlich zufällig … Würde Ihnen das passen?«
    Wir einigten uns auf zwölf Uhr. Schiller war begeistert von zwölf Uhr.
    »Bisschen sportlich, von Frankfurt nach Heidelberg in der Zeit. Aber zum Glück fahre ich ein flottes Auto. Und ich mag nun mal Männer, die Nägel mit Köpfen machen. Wir schwingen auf einer Welle, das merke ich schon. Ich freue mich darauf, Sie persönlich kennenlernen zu dürfen, Herr Dr. Kleinschmidt.«
    Und ich freute mich darauf, auf Kosten meines frischgebackenen Anlageberaters zu Mittag zu essen.
    Um Viertel vor zwölf machte ich mich auf den Weg. Zum Hauptbahnhof konnte ich bequem zu Fuß gehen. Nach wenigen Metern piepte mein Handy: »Er ist unterwegs. Ich bleib dran.«
    Wie es sich gehörte, war Wolfram Schiller schon da, als ich das fast leere »Zapata« betrat. Er trug einen silbermetallicfarbenen Anzug zu rosa Hemd, giftgrüner Krawatte und garantiert handgenähten schwarz glänzenden Halbschuhen. Wir drückten herzlich Hände, und er wies mit übertriebener Geste auf einen freien Tisch an der tiefgezogenen Fensterfront, die zum Bahnhofsvorplatz ging. Er schob mir den schweren Stuhl aus dunkelbraunem Holz zurecht, nahm erst Platz, als ich ordentlich und sicher saß.
    »Schön,

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