Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Aufstellung, die sechs Taxeis der Phalanx, gab kaum ein Fünftel dieser Länge her. Die Zange der persischen Flügel war nicht zu vermeiden, gleichgültig, ob die Makedonen angriffen oder sich auf eine Verteidigung beschränkten.
Alexander und Parmenion hatten alles erwogen. Man wußte von vornherein, daß die Perser ihre gewaltigen Mengen an Reitern in die erste Reihe stellen würden – zum Angriff, unterstützt von Streitwagen und Elefanten. Die Fußkämpfer, darunter die hellenischen Söldner, bildeten die zweite Reihe. Die Perser mußten gezwungen werden, schnell anzugreifen; die Fußkämpfer würden nicht so schnell folgen können, Lücken würden aufreißen. Würde, könnte, sollte, müßte. Den Angriff sollte Parmenion auffangen, der den linken Flügel befehligte. Er bestand aus zwei der sechs Taxeis, beide unter Krateros, den hellenischen und thessalischen Reitern, achaiischen Hopliten und kretischen Bogenschützen.
Alexander übernahm den rechten Flügel: zur Mitte hin die vier übrigen Taxeis unter Polyperchon, Meleagros, Perdikkas und Koinos, daneben die Hypaspisten, daneben die Hetairenreiter, vor ihnen Agrianen, makedonische Bogenschützen, Speerwerfer. Und überall die Männer mit den Dreizack-Speeren, in kleinen Gruppen verteilt. Zwischen Polyperchons und Krateros’ Taxeis sollte eine Lücke aufreißen, geplant, aber für den Gegner würde es aussehen, als wäre es ein Erfolg des Angriffs.
Hier kam der erste der beiden kühnen Züge Alexanders, die selbst Parmenion die Sprache verschlagen hatten: Hinter der Phalanx stand eine zweite, aus Söldnern, verstärkt durch einige makedonische Ilen. Sie schirmten die Karrenburg ab; und wenn die persische Flügelzange sich um die scheinbar gespaltene Phalanx schloß, würde diese zweite Phalanx wiederum die Perser einschließen.
Zurückgebogen wie Haken standen hinter den makedonischen Flügeln noch einmal Leichtbewaffnete, Speerkämpfer, Bogenschützen, Reiter: neben Alexander Paionen, Agrianen, Söldnerreiter, neben Parmenion Hellenen, Odrysen, Thraker.
Sie rückten vor, als die Sonne vom Osten in den Südosten wanderte und stieg; sie blendete die Makedonen, wie die Perser es gewollt hatten, aber Alexander wußte, daß es bald ohne Bedeutung sein würde. Sie rückten immer schneller vor, schräg, bis der linke Flügel – Parmenion – fast gegenüber der persischen Mitte stand und Alexanders Flügel dem von Bessos befehligten linken Flügel der Perser nahte. Parmenion war jedoch doppelt so weit von den persischen Reihen entfernt wie Alexander; wenn die Perser jetzt nicht handelten, verloren sie das letzte Stück der vorbereiteten Ebene, und die Makedonen würden in die Hügel eindringen, wo die Vielzahl der Reiter kaum noch Vorteile brachte und die Streitwagen nicht eingesetzt werden konnten. Jetzt mußten sie angreifen. Und sie griffen an.
Ptolemaios erinnerte sich, daß er in diesen lähmenden Momenten der Stille, ehe das Chaos losbrach, überlegt hatte, was wohl in Dareios vorgehen mochte. Der Großkönig wußte, daß die Hetairenreiter die Besten der Besten waren, der Angriffskeil, der die beiden großen Schlachten ebenso entschieden hatte wie vor Jahren den Kampf bei Chaironeia. Diese schärfste Angriffswaffe war nun weit vorgerückt, weit rechts (oder links, von Dareios aus), nicht imstande, die Unsterblichen um den Großkönig sofort anzugreifen, was zu erwarten gewesen wäre, sondern dem wuchtigen Angriff der Panzerreiter des Bessos ausgesetzt. Er malte sich aus, wie Dareios und seine Berater versuchten, einen Sinn darin zu suchen, und auch darin, daß die Makedonen zwar den größten Teil der Ebene hinter sich gelassen, dann aber darauf verzichtet hatten, anders als gegen die blendende Sonne vorzurücken, was am Anfang möglich gewesen wäre.
Aber die Sonne hatte fast eine Stunde Zeit gehabt, sich des betauten Bodens anzunehmen. Als Bessos den Angriffsbefehl erhielt, dauerte es nur Momente, bis Staub aufwirbelte, die Sonne verfinsterte und die Blendung nahm. Die Staubwolken behinderten Perser und Makedonen; mehr jedoch die Perser, deren überdehnte Reihen nicht mehr zu überblicken waren.
Die Skythen und Baktrier des Bessos. Ein vieltausendköpfiger Wirbelsturm in einer Staubwolke. Sie sollten die Hetairen zerschmettern, aber da stiegen andere Wolken auf: Pfeile und Lanzen; dazu rückten die Hetairen plötzlich ein wenig nach links vor und boten den Angreifern die Flanke.
Und dies war Alexanders zweite Kühnheit, die entscheidende, und die
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