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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Voraussetzungen. Dann war er nicht mehr König. Und Pella war und blieb die Hauptstadt des Reichs, wie weit es sich auch ausdehnen mochte; was wollte er dann mit diesem Alexandreia, an der ägyptischen Küste, angelegt als Hauptstadt und Hauptumschlagplatz? Wenn er als Sohn eines ägyptischen Gottes, dessen Wesenseinheit mit Zeus eine Behauptung der Priester war – und Priester behaupten viel –, jetzt Ägypter werden wollte, mit einer ägyptischen Hauptstadt und vielleicht einem Ausflug zu den persischen Grenzbergen, fein; sie würden die Beute genießen und mit Parmenion in die Heimat marschieren, denn sie waren keine Ägypter, sondern Makedonen. Dies zuerst und vor allem.
    Ptolemaios wußte, weil es seine Aufgabe war; die Männer mochten ihn und hatten keine Geheimnisse vor ihm. Er fragte sie auch nicht aus, nannte keine Namen, gab nur Einschätzungen der Stimmung weiter. Allerdings hätte er keinen Augenblick gezögert, in einer wirklich gefährlichen Lage einen wirklichen Aufrührer oder Rädelsführer mit eigener Hand zu töten.
    Er wußte auch, daß Alexander alles wußte. Sie hatten es beredet; obwohl man es nicht wirklich »beredet« nennen konnte. Drakon, Kleitos, Demaratos, Ptolemaios und Alexander – es war ein Berichten gewesen, ein Fragen ohne genaue Antworten. Ein Rätselraten über den uralten persischen Plan, über Kurush und Bagoas und das Amulett, über die Hintergründe des Entschlusses in Karchedon, die stärkste Flotte der Oikumene nicht zum Schutz der Mutterstadt Tyros einzusetzen. Auch nach der Verstärkung der Makedonen durch übergelaufene phönikische Einheiten hätte Karchedons Flotte alle Alexander unterstehenden Schiffe innerhalb eines Tages von der See fegen können. Aber vielleicht – es gab da viele »vielleicht« – wollten sie der Mutterstadt nicht helfen, um einen Wettbewerber im Handel loszuwerden, und Geld zählte mehr als Gefühle; vielleicht rechneten sie damit, Alexander könne die Perser zurückwerfen, aber kein dauerhaftes Reich errichten, so daß die östlichen Küsten des Meers bald politisch und wirtschaftlich frei und für Karchedon unbeschränkt zugänglich wären; vielleicht wollten sie sich einfach heraushalten; vielleicht hatten sie eigene Probleme; vielleicht hatten sie den Entschluß der Tyrer, Alexander nicht in den Tempel zu lassen, für Dummheit gehalten, deren Folgen die Tyrer selbst zu bewältigen hätten, oder sie hatten angenommen, Tyros werde keinesfalls lang genug Widerstand leisten können und beim Eintreffen einer Hilfsflotte schon untergegangen sein, oder Tyros sei uneinnehmbar, oder oder oder.
    Alexander hatte die Erörterungen beendet, indem er sich dem Versorgungswesen zuwandte. Nachschub für das Heer, neue Pferde, Getreide, Metall für Waffen, Holz, Leder ... Eine seltsame Anweisung war dabei: an die Satrapen Ägyptens. Sie sollten im kommenden Jahr anlegen – und durch Zahlungen an Kyrene auch dort anlegen lassen – riesige Getreidevorräte, mehr als eine Million Medimnen, zur Lieferung an Hellas. In Hellas gab es aber keinerlei Hungersnot; und wenn, dann würde die Lieferung, die frühestens im folgenden Herbst erfolgen konnte, nicht mehr helfen.
    Dieser rätselhaften Besorgnis um künftige Dinge in Hellas stand gegenüber eine fast vollkommene Loslösung von Europa. Was in Alexanders Geist vorging, ließ sich nicht sagen; er gab selbst keine Antworten, wenn jemand ihn zu fragen wagte, außer vielleicht Hephaistion, dessen Auskünften Ptolemaios jedoch ebenso mißtraute wie den zurechtgeschneiderten Mitteilungen, mit denen Kallisthenes Athen und Umgebung versorgte. Bei aller Veränderung, allem gottgleichen Brüten, dem zunehmenden Weingenuß – Alexanders Geist war scharf, vielleicht schärfer denn je. Seine Anordnungen für die größte aller Schlachten hatten in ihrer Klarheit, Kühnheit und wahrhaft göttlichen Kälte selbst Parmenion den Atem geraubt. Seine Maßnahmen und Schritte, ob er diese nun allein bedachte oder im Kreis der Berater, berücksichtigten die winzigste Kleinigkeit und verfolgten wie immer mehrere Ziele gleichzeitig, größtmögliche Sparsamkeit des Aufwands und höchste Wirksamkeit. Vielleicht war er tatsächlich ein Gott, unfehlbar, durch nichts aufzuhalten. Gerade deshalb hätte Ptolemaios mehr als den linken Arm gegeben, wenn Alexander bereit gewesen wäre, über die letzten Ziele des Kriegszugs zu sprechen, über das Amulett, überhaupt über Dinge, die in ihm vorgingen.
    Und zu gern hätte er gewußt, wie sich

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