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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hornbläser? Wunderwerk eines halbgöttlichen Kriegskunstwerkers, der noch Boden, Wetter, Sonnenstand und Seelenlage des Gegners berechnet hatte?
    Oder als das, was es war, solange es währte: Blutrausch und Wut, ein Morden und Metzeln, Jubel und Ekel, der von geronnenem Blut zu Kügelchen verklebte Staub, geblendetes Hauen und Würgen und Schlitzen und Stechen, Leichenberge, Kot und Gedärme, durchgehende oder kreischend zusammenbrechende, schäumende Pferde, das Rasseln der Streitwagen mit ihren Sichelachsen, wütende und dann klägliche Trompetenstöße von Elefanten, die über die eigenen schleifenden Gedärme stolperten, aufgerissene Augen, weiße Augen, rote Münder, verzerrte Gesichter, ein Rasen und Hacken und Sterben? Weit über 2000 Makedonen gefallen, die Toten des Gegners nicht gezählt, später starben viele noch an den Wunden – Kallisthenes würde ohne Zweifel die eigenen Gefallenen auf ein Viertel der wirklichen Zahl vermindern und eine große Menge toter Gegner erfinden; fast alle Offiziere verwundet, zum Teil mehrfach, Alexander von drei Säbeln getroffen und wie durch ein göttliches Wunder nicht völlig zerschlitzt?
    Ptolemaios versuchte mehrmals, diese Unbeschreiblichkeiten zu beschreiben; schließlich gab er zähneknirschend auf und begnügte sich mit einer kühlen, rückblickenden Aufzählung von Einzelschritten. Er war bei Alexander gewesen, an der Spitze des Keils der Hetairenreiter, neben Philotas und Hephaistion und den anderen. Den Überblick gewann er erst hinterher.
    Die Aufklärer brachten Zahlen und Einzelheiten, noch ehe man den Tigris erreicht hatte. Zwanzig Zehntausendschaften aus allen Teilen des unermeßlichen persischen Reichs: Kamelkämpfer aus Baktrien, indische Krieger zu Fuß und mit Elefanten (sie sahen ähnlich aus wie die Riesentiere, die man aus Ägypten kannte, nur die Ohren waren anders, und der Geruch, ein seltsam breiiges Stechen), Krieger aus Arachosien, Skythen, Sogdianer, Meder, zahllose andere Namen, die hellenischen Söldner des Großkönigs, Hunderte Kampfwagen, schwer gepanzerte Reiter – allein von diesen soviel wie Alexanders ganzes Heer, das aus 40 000 Fußkämpfern und 7000 Reitern bestand. Aber sie hatten Alexander, und Parmenion; die drüben hatten Dareios in der Mitte, also nichts, auf dem linken Flügel Bessos, auf dem rechten Mazaios, den Satrapen von Babylonien.
    Die Perser lagerten zwischen den Hügeln, nordöstlich der Ebene. Diese Ebene, das Schlachtfeld, hatten sie ausgesucht und bestimmt, und sie hatten den Boden geglättet, wahrlich gekämmt, von Hindernissen befreit – für ihre Streitwagen, für die Elefanten, für die Tausende von Reitern. Jemand berichtete von Fallen, Fußangeln, anderen Dingen, die Makedoniens Reiter behindern sollten, aber das war Unsinn, denn es hätte ja auch die Perser straucheln lassen.
    Am westlichen Rand der Ebene, die fast zwei Parasangen durchmaß, lagen ebenfalls Hügel; dort gab es einige Quellen, Gras für die Tiere, der beste mögliche Lagerplatz. Dort ließ Alexander lagern – und zahlreiche Feuer entzünden. In der Nacht, noch recht früh, schickte er die Karren mit den Waffen und wichtigsten Vorräten, Heilkräutern, Verbänden vor, und das Heer. Die Männer hatten gegessen, redeten über einen Nachtangriff, um die vierfach überlegenen Gegner zu überraschen. Dort brach eine Art Panik aus; vermutlich schlief in dieser Nacht kein Perser – wohl aber die Makedonen, mit Waffen, auf blanker Erde, bewacht von vorgeschobenen Posten. Sie wären bei einem persischen Angriff sofort einsatzbereit gewesen, die Perser in ihrem ausgedehnten Lager umgekehrt nicht. Selbst Alexander schlief; morgens mußte man ihn wachrütteln.
    Die Karren mit den Waffen und Vorräten – weit vor dem eigentlichen Lager, wo der Troß blieb – wurden zu einer kreisförmigen Burg zusammengefahren; hierhin sollten sich Verwundete begeben oder bringen lassen, hier sollten Gefangene während des Kampfs abgeliefert werden, wenn es denn welche gäbe. Diese Karrenburg, nachts vorgeschoben, befand sich in der Mitte des von den Persern eingeebneten Landes, mitten auf dem vorgesehenen Schlachtfeld; und noch näher bei den Persern hatten die meisten Kämpfer geschlafen.
    Im Morgengrauen begann der Aufmarsch der Perser, das eigene Lager im Rücken, Hügel zur Rechten und zur Linken. Sie waren am Rand der Ebene; der betaute Boden blieb liegen, kaum stieg Staub auf. Die Reihe drüben wurde immer länger, immer länger; die Mitte der makedonischen

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