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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gefährlichste, denn sie verlangte blitzschnelle Entscheidungen immer im richtigen Moment. Er ließ den Angriff der Panzerreiter durch Pfeile und Lanzen ein wenig zur Seite lenken und schickte ihnen leichte Söldnerreiter entgegen, nach Zahl und Bewaffnung hoffnungslos unterlegen. Sie wurden zersprengt, zurückgedrängt; dann erschienen, im einzig möglichen Augenblick vor dem Zusammenbruch, die Paionen; als diese nicht mehr standhalten konnten, eine weitere Gruppe hellenischer Söldnerreiter. Dazu die Bogenschützen und Speerkämpfer, die vor den Hetairen gestanden hatten und nun Skythen und Baktrier sozusagen von unten angriffen. Der wuchtige Stoß der Panzerreiter des Bessos verschob sich immer weiter von der Phalanx weg, nach Süden und Südwesten. Und wo der linke persische Flügel an die von Dareios befehligte Mitte angegrenzt hatte, entstand eine Lücke.
    Was in den anderen Abschnitten geschah, erfuhr Ptolemaios erst später, in den Stunden und Tagen nach der Schlacht. Dareios ließ angreifen, weil er mußte – überall. Streitwagen rasten auf die Phalanx zu, in der sich plötzlich Gassen öffneten; Wagenlenker wurden mit Pfeilschüssen aus ihren Korbwagen geholt, Speerkämpfer töteten die Pferde, Wagen überschlugen sich oder rasten führerlos und außer Gefecht durch die Ebene. Elefanten, ohne Verbindung zu den indischen Fußkämpfern, die sie hatten abschirmen sollen, standen nicht, wie geplant, Reitertruppen gegenüber, deren Pferde durch die Trompetenstöße und vor allem den Geruch der Riesentiere in Panik geraten sollten; sie wurden vor der Phalanx abgefangen von den Männern mit Dreizack, die unter die Elefanten tauchten und mit den seltsamen Waffen die Bäuche zerschlitzten und die Beinsehnen durchtrennten. Der rechte Flügel der Perser, unter Mazaios, rückte vor, um Parmenions Flanke aufzurollen, aber da standen die leichten Truppen des zurückgebogenen Hakens und fingen den ersten Stoß auf. In der Mitte brachen persische Verbände durch die Phalanx, durchstießen sogar die zweite Linie, erreichten das Karrenlager und wurden dann von den Söldnern eingeschlossen und aufgerieben. Die Sarissenträger stemmten sich den Wellen asiatischer Reiterei entgegen – alle Taxeis waren nun im Kampf. Die unter Parmenion und Krateros fingen den gewaltigen Stoß des persischen Heers auf.
    Die vier Taxeis auf Alexanders Flügel und die Hypaspisten folgten den Hetairenreitern, die einen Keil bildeten, geführt von Alexander. Sie galoppierten in die Lücke, die durch Bessos’ weiten Vorstoß entstanden war; Hypaspisten und Hopliten strömten in den Trichter, erweiterten ihn, drängten immer schneller nach. Einen Moment lang glaubte Ptolemaios in dem Wahnsinn und Geschrei das angstverzerrte Gesicht des Großkönigs zu erblicken, zu sehen, wie das maskenstarre Antlitz der Hoheit in winzigen Schritten zerfiel zu Überraschung, Staunen, Furcht und schließlich Entsetzen. Denn seine Unsterblichen starben, wurden zerschmettert vom Keil der Hetairenreiter. Es war, als ob Alexanders Augen einen Kampf mit denen des fast in Reichweite auf seinem goldenen Streitwagen stehenden Dareios ausföchten. Dann drängten sich wieder persische Reiter zwischen die beiden; und als Ptolemaios seinen Speer aus dem Leib eines von allzu vielen Gegnern gerissen hatte und wieder sehen konnte, wendete Dareios den Wagen und floh.
    Die Fußkämpfer drängten die persische Mitte immer weiter zurück, preßten sie zu einem Knäuel, trieben sie gegen die Reihen der nun endlich eingesetzten asiatischen und hellenischen Fußtruppen, die sich mehr gegen ihre eigene Reiterei als gegen die Makedonen zu wehren hatten. Die Hetairen, Alexander an der Spitze, setzten nicht etwa dem fliehenden Dareios nach; dazu war alles noch viel zu unklar. Sie schwenkten nach rechts und fielen über den immer noch vorrückenden, immer noch kampffähigen Flügel des Bessos her. Dann kam der Meldereiter von Parmenion, der dringend um Hilfe bat, da die Phalanx zusammenzubrechen drohte. Noch wußten die vielen Zehntausende des Mazaios nicht, daß der Großkönig geflohen war.
    Später schrieb Kallisthenes, Alexander habe sich auf der Verfolgung befunden und sei ergrimmt gewesen, daß Parmenion ihn zurückgeholt habe. Wie hätte denn aber ein galoppierender Meldereiter den galoppierenden König einholen sollen, zeitig genug für einen Hilfsvorstoß, umgeben von Trauben fliehender Perser?

    Noch jetzt, einen Mond danach, in Babylon, in den Armen einer duftenden, gurrenden

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