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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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irgendwo herumlungernder Burschen keine Rückschlüsse auf die Anzahl der Reiter, denen sie folgen mochten. Und keiner wußte, wo der König und Parmenion waren. Es schien aber auch keinen zu bedrücken; ein Unterführer der Phalanxabteilung des Perdikkas sagte, der Junge und der Alte wüßten schon, was zu tun sei, und man könne ihnen blindlings folgen. Nicht einmal die Abwesenheit des Taxiarchen Perdikkas, eines von Alexanders jungen Gefährten, schien eine Rolle zu spielen.
    In der Dämmerung kam ein Melder zu dem Feuer, an dem Dymas und Tekhnef sich niedergelassen hatten.
    »Der König wünscht eure Gesellschaft«, sagte er, ohne vom Pferd zu steigen.
    »Woher weiß er, daß wir hier sind?«
    »Er weiß immer, wo alle sind.«
    Tekhnef und Dymas nahmen die Instrumente und folgten dem Reiter; ihre Pferde ließen sie zurück. Jenseits eines kleinen Hügelzugs standen die Zelte des Königs und der Stabsoffiziere. Ein Bach, der zwischen den Hügeln entsprang, schien zahllose Knaben und Männer mit Gefäßen anzuziehen; weiter unten drängten sich Pferde wie gestutzte Pappeln am Wasserlauf. Der Himmel zeigte noch Spuren des Tags; im Westen flackerte letztes Rot. Es war zu hell, außer für die kräftigsten Sterne und den Mond; die glimmenden Feuer rechts und links des Bachs wirkten vom Hügel wie gestürzte Sterne, und tausend Speerspitzen, Schmuckschilde, goldene und silberne Verzierungen an Zelten und Rüstungen vervielfachten und verzerrten die Lichter.
    Der Melder glitt vom Pferd, deutete auf das größte Zelt und führte dann sein Tier den Bach hinab zu einer Art Koppel; Sklaven und einige Königsknaben bewachten dort wohl die kostbareren Tiere. Man hatte Pfosten eingerammt und Seile zwischen ihnen gespannt, die im schwindenden Licht nur noch zu ahnen waren.
    Als sie sich dem Zelt näherten, kam der König mit schnellen Schritten, fast im Dauerlauf, von rechts herbei, offenbar aus einer Mulde zwischen den Hügeln. Sein Heiler und hetairos Philippos folgte keuchend. Alexander sprang über den Bach, blieb stehen, betrachtete eine dunkle Masse, die er in den Händen hielt, und wandte sich zu Philippos um.
    »Übrigens gibt der Sud dieses Krauts, richtig verdünnt, seltsame Träume. Als ob man flöge. Unverdünnt kann er zu Wahnsinn führen.«
    Philippos klackte mit der Zunge. »Das haben wir aber nicht von Aristoteles gelernt.«
    Alexander lächelte; seine weißen Zähne blitzten im Widerschein der Feuer. »Ah, du hast nicht aufgepaßt, Freund.«
    Philippos schnaufte; seine Brust hob und senkte sich schnell. »Doch, hab ich wohl. Für Gifte ist eher deine Mutter zuständig, nicht Aristoteles.«
    Alexander drückte ihm das dunkle Zeug in die Hand und wischte seine Finger am Chiton. »Olympias weiß einiges über Gifte, aber Aristoteles weiß mehr. Er hat es nur nie so deutlich gesagt.«
    »Dann muß ich zu klein und zu dumm gewesen sein, um es mitzukriegen.«
    Der König lachte. »Gewesen? Bist du denn gewachsen und klüger geworden?«
    Er wandte sich den Musikern zu, die auf ihn warteten. Als er nahe an Dymas herantrat, sah dieser, daß Alexander etwas kaute, und er roch den milden Atem: Minze.
    »Dymas, Tekhnef, ich danke euch, daß ihr meiner Bitte gefolgt seid. Geht ins Zelt, laßt euch bedienen; ich komme bald nach. Sobald ich mich gesäubert habe.« Er blickte an sich hinab; der Chiton war verschmiert, die Sandalen von Lehm verkrustet, wie die Unterschenkel insgesamt.
    »Wir danken für den ehrenvollen Ruf, Herr«, sagte Dymas.
    Alexander nickte knapp und lief zu einem kleineren Zelt, neben dem großen aus Leder und weißen Tüchern, vor dem Posten standen. Licht fiel aus dem Eingang; als sie näher kamen, hörten sie gedämpftes Stimmengewirr.
    Das Zelt des Königs war etwas mehr als doppelt mannshoch, zehn Schritte breit und sicherlich zwanzig Schritte tief. Den Boden bedeckten große, vernähte Lederstücke und Felle. Eine Vielzahl kleiner und größerer Tische standen zwischen den Sitzbänken, Schemeln und Klinen. Dymas kannte oder erkannte die meisten der etwa vierzig Männer, die dort saßen und lagen, bedient von Königsknaben. Parmenion war da, ebenso seine Söhne Hektor, Nikanor und Philotas; die Führer der sechs Phalanxabteilungen, Perdikkas, Koinos, Amyntas, Philippos, Meleagros und Krateros; die älteren Offiziere und Berater wie Demaratos, Antigonos und Demetrios; die Reiterführer Agathon, Philippos und Kalas; andere hohe Offiziere und hetairoi wie Klearchos, Attalos, Hephaistion, Ptolemaios,

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