Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Mitspieler war; Alexander gab ihm plötzlich eine Hoffnung, die Aussicht auf Rückkehr, auf ein Leben mit Tekhnef; erneuertes Leben statt qualvollen Todes unter den Händen jener, die den Königsmord rächen würden.
Dymas faßte einen Entschluß. Er stieß sich von der Tischkante ab; seine Finger krampften sich um die Kithara.
14. ENDE UND ASCHE
»Der fünfzehnte Daisios, und wieder ein lausiger Tag. Was willst du so früh hier?« sagte Eumenes.
Nearchos rieb sich die Augen und betrachtete das verquollene Gesicht des Hellenen. »Ich konnte nicht mehr schlafen. Diese Hitze. Und du?«
Eumenes bleckte die Zähne. »Ich hab mich gar nicht erst hingelegt. Bei dem Wetter.« Er kaute auf dem Ried, patschte mit der Linken auf dem Papyros herum. »Der Häuptling hat außerdem wieder Sonderwünsche.«
»Was denn?«
»Geschenke und ein langer Bericht, nach Susa – für Stateira, damit sie die Schwangerschaft besser übersteht. Soll heute morgen abgehen; und solche Berichte schreibt er entweder selbst, oder ich muß das machen. Er wollte aber lieber seiner schwangeren Roxane beiwohnen, also ...«
Nearchos ging zur offenen Tür; über dem vierten Innenhof des Palasts hing schwüle, graue Dämmerung. Ein Sklave brachte lautlos eine Silberplatte mit Brot, Fleisch, Früchten, Wasser und heißem Würzwein. Der regelmäßige Schritt des Postens hallte im Säulengang.
»Was liegt an?«
Eumenes warf einen Blick auf eine Wachstafel. »Für dich? Nicht viel – ein Ausflug, sozusagen. Wettrudern auf dem Fluß; der König wünscht, daß sein kretischer Nauarch mit an Bord geht. Danach empfängt Perdikkas die Gesandten, am späten Nachmittag; Alexander geht vielleicht hin, vielleicht nicht; wir sollten, nehme ich an.«
»Wo steckt Ptolemaios?«
Eumenes grunzte. »Nachdem er erfolgreich die edle Artakame geschwängert hat, kann er wieder die Vorzüge der schwellenden und unersättlichen Thais genießen. Wo wird er also mit was stecken?«
Nearchos legte eine Bratenscheibe auf Brot, rollte es zusammen, goß heißen Wein in den Becher, biß ab. Eumenes betrachtete ihn, als hätte er nie einen Mann frühstücken sehen.
»Wann?« sagte er schließlich; eine Mischung aus Staunen und Mißbilligung klang aus der Stimme.
Nearchos seufzte. »Bald. Fünf, sechs Tage; warum?«
Eumenes schaute sich um; dann lachte er gepreßt. »Hier rede ich mit dem Herrn aller Spitzel und schaue mich nach Ohren um. Bah.«
»Du kannst unbesorgt reden.« Nearchos hob die Schultern. »Ptolemaios und ich, wir tauschen uns da aus; selbst wenn einer seiner Leute lauschen sollte ... Außerdem sieht er gewisse Dinge ähnlich.«
Eumenes legte das zerkaute Schreibried beiseite und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wie stehen die Vorbereitungen?«
»Ein Teil des Heers ist schon am Persischen Meer, der größte Teil der Flotte sowieso. Der Rest marschiert, sobald er es befiehlt.«
»Ich beneide euch.« Eumenes’ Stimme troff von Hohn.
Nearchos nickte langsam. »Das denke ich mir. Du bedauernswertes Geschöpf mußt in Babylon bleiben, umgeben von Kargheit, während wir schwelgerisch Arabien umrunden.«
»Kommt mir so vor, als ob Gedrosien dagegen ein Vergnügungsmarsch gewesen wäre.«
Nearchos runzelte die Stirn. »Wir haben’s überlebt – ihr an Land, ich mit den anderen auf den Schiffen.«
Leise sagte der fette Kardier: »Es ist Wahnsinn, und wir alle wissen es. Die Perser haben das Land zweihundert Jahre lang beherrscht, Tribut gefordert und erhalten, aber sie waren nie so verrückt, ein Heer in die Wüste zu schicken. Außer damals Kambyses, gegen Siwah; und die ägyptische Wüste ist kleiner. Wir haben ihre Landkarten und Wegbeschreibungen, wir kennen die Häfen und Handelsplätze – es gibt da nichts zu erforschen. Es gibt auch nichts zu erobern; alle haben sich freiwillig unterworfen. Und wenn schon – weißt du eine schlimmere Zeit, diesen Marsch anzutreten, als den Beginn des Sommers, die heißeste Zeit – jetzt? Wahnsinn.«
Nearchos schwieg; er aß seine Brotrolle zu Ende, wischte sich die Hände an einem weißen Tuch, trank einen Schluck aus dem Becher.
Eumenes starrte ihn an. »Und?«
Nearchos schüttelte den Kopf. »Nichts ›und‹. Wir haben das doch tausendmal besprochen, Mann. Mit Perdikkas. Mit Leonnatos. Mit Lysimachos. Mit Seleukos. Mit Ptolemaios. Mit allen, sogar Krateros hat einen vorsichtigen Brief dazu geschrieben. Der alte Antigonos auch; auch vorsichtig, aber eindeutig.«
»Aber wir tun nichts«, sagte
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