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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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aufatmete.
    Dymas berührte ihre Hand. »Ich danke dir – für dies und jenes. Ein kluges Wort ersetzt mehrere Messerstiche.«
    Sie zeigte ihm die Zungenspitze. »Zwei Jahre«, sagte sie dann, immer noch leise und am Nebentisch nicht mehr zu hören, »seit man dich nach Aigai schickte. Seither nichts, oder?«
    Er räusperte sich und betrachtete seine Hände. »Man könnte natürlich dem einen oder anderen etwas erzählen – wenn man etwas sieht. Gegen gute Münzen. Unverbindlich, ohne einen dauernden Auftrag daraus entstehen zu lassen.«
    Einer der drei Makedonen stand von seinem Tisch auf – er hatte allein gegessen, schien nichts mit den beiden anderen gemein zu haben – und kam mit seinem Weinbecher herüber.
    »Aber warum ich?« sagte Dymas, ein wenig lauter und fast erbost.
    Der Makedone berührte seine Nase mit dem Rand des Bechers. »Weil Augen, die einmal zu sehen gelernt haben, mehr sehen als andere. Darf ich mich zu euch setzen?«
    Tekhnef kicherte leise; Dymas seufzte.
    »Von wem willst du uns grüßen?«
    Der Makedone zog einen Scherenstuhl heran, ließ sich nieder und beugte sich vor. »Vom Strategen Europas.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Von wem denn sonst?«
    Tekhnef kicherte immer noch. »Wir haben beide verloren«, sagte sie mit einem Glucksen.
    »Was habt ihr verloren?«
    »Wetten. Ob zuerst einer von Olympias oder von Antipatros zu uns kommt. Aber wir hatten erst mit morgen früh gerechnet.«
    Der Makedone grinste. »Eines der Mädchen hier arbeitet auch für Olympias; seit ihr angekommen seid, werdet ihr beobachtet.«
    Dymas nickte; sein Gesicht war mürrisch. »Na gut. Und?«
    »Ihr solltet morgen früh nach Pella reiten; der Stratege erwartet euch, am späten Vormittag.«
    »Bedauerlich.« Dymas deutete mit dem Kinn auf den ägyptischen Händler. »Für den Strategen, meine ich. Wir werden ihn enttäuschen müssen. Ich wollte den Handelsherrn dort drüben fragen, wann sein Schiff ausläuft. Und ob er uns gegen Bezahlung mitnimmt.«
    Der Makedone verschränkte die Arme. »Sein Schiff läuft morgen früh aus; ohne euch.«
    »Bist du sicher?«
    »Eure Pferde ...«
    »Die können wir verkaufen.«
    Der Makedone schüttelte den Kopf; eine Art spöttischer Trauer zog über seine Gesichtszüge. »Macht es euch und mir doch nicht so schwer. Muß ich denn das Schiff von einem Kriegsruderer anhalten lassen?«

    Antipatros empfing sie im großen Beratungsraum der Königsburg, die auch unter dem gleißenden Sommerhimmel zu düster war, um den Vorstellungen von einem Palast zu entsprechen. Über die Glatze des alten Strategen hatte sich ein Netz feinster Schweißperlen gebreitet, mit denen er hin und wieder ein bräunliches Tuch befeuchtete, ohne sie mindern zu können. Die Fensteröffnungen des dunkel getäfelten Raums waren dunkel verhängt; vor den Fenstern standen Wasserschalen mit Blüten, die der stickigen Luft einen Beigeschmack von Dung gaben.
    Antipatros trug nur einen ledernen Schurz. Das Alter des Körpers zeigte sich in der weißgrauen Behaarung; der Rest war Muskeln, Sehnen, Narben, kein schlaffes Gewebe: der Leib eines harten, junggebliebenen Kriegers.
    Tekhnef erfrischte sich mit Getränken und Früchten in einem kleinen Nebengemach, außer Reichweite von Olympias’ Spitzeln, frei von der Langeweile, die sie im Beratungsraum empfunden hätte, wie sie sagte. Pella, zu ruhig an diesem heißen Vormittag, hätte sie vielleicht zu einem Bummel verlockt, aber nicht allein, nicht jedenfalls, solange sie damit rechnen mußte, zur Königsmutter gebeten oder geschleppt zu werden.
    Antipatros kam sofort zur Sache. Er hatte einen kleinen Stapel Tetradrachmen auf dem langen Beratungstisch aufgetürmt, deutete kurz auf die Silbermünzen und fragte Dymas aus. Es ging vor allem um die Dinge, die der Musiker in Thrakien gesehen und gehört hatte, auf dem Weg vom Hellespont nach Pella. Dymas berichtete, ausführlich und genau; schließlich füllte Antipatros die Becher wieder mit Fruchtsaft und Wasser und fletschte die Zähne.
    »Nichts, was uns unbedingt sofort aufregen müßte ... Immerhin klingt deine Wiedergabe gewisser Gespräche in Schänken weniger fröhlich als das, was die Offiziere und Verwalter berichten. Nun ja ...« Er starrte auf die Tischplatte, schob Täfelchen und Stifte hin und her. »Zwei Jahre? Drei?«
    »Bis zum großen Aufstand?« Dymas runzelte die Stirn. »Es hängt von vielen Dingen ab. Ein riesiges Land, in dem ihr zu wenig Leute verteilt habt. Die Fürsten ...

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