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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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daß vom Knoten gar nicht die Rede ist?«
    Demaratos zuckte mit den Schultern; Laomedon kratzte sich den Kopf.
    »Ich glaube«, sagte er langsam, »wenn ich mich an die eine oder andere Unterhaltung mit Persern erinnere ... Also, ich meine, es heißt, wer die Deichsel vom Wagen lösen kann. Aber das läuft doch aufs gleiche hinaus.«
    Hephaistion grinste bösartig. »Kannst du nicht Asien erobern, ohne auf Prophezeiungen zu achten?«
    »Das Heer fühlt sich zweifellos besser, wenn alle Vorzeichen, Götterstimmen und ewigen Ratschlüsse berücksichtigt werden.«
    »Dann nimm das Schwert – zerhau den Knoten.«
    »Demaratos?«
    Der Korinther blinzelte. »Eine Möglichkeit, Alexander; es ist wahr, Hephaistion könnte recht haben. Aber ...« Er faltete die Hände und legte die Fingerspitzen an die Nase. »Du weißt, was die Perser daraus machen werden, nicht wahr? Demosthenes nicht zu vergessen. ›Tausend weise Männer mit feinen Fingern haben zweihundert Jahre lang daran geknüpft, und jetzt kommt dieser makedonische Barbar und zerstört das Kunstwerk mit einem Schwerthieb. So wird er ganz Asien behandeln, wenn ihr ihm nicht Widerstand leistet. ‹ Das werden sie sagen.«
    Alexander lächelte. »Dann werden wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen.« Seine Gedanken schienen weit fort zu sein.
    Sisines wurde am folgenden Morgen von den Makedonen mit Lanzen durchbohrt; Philotas reiste zurück zu Parmenion, mit Erigyios, der die Stelle des Alexandros einnehmen sollte; das Heer zog weiter an der Küste entlang, berauschte sich – diejenigen jedenfalls, die dafür empfänglich waren – an der Großartigkeit des Landes und des Meeres, das unter günstigem Nordwind zurückwich, damit Alexander das Vorgebirge des Klimax auf der Seeseite umrunden konnte, dann nach Norden, landeinwärts, mit zahlreichen Scharmützeln und Bergfestungen, mit der Einnahme der wichtigen Stadt Kelainai, die dank ihrer Mauern als unbezwinglich galt, aber nach zehn Tagen der Einschließung kampflos aufgab, bezwungen von Alexanders Geduld, von Hunger und von Durst. Antigonos der Einäugige blieb in Kelainai, mit 1500 Mann, um die Verbindungen offenzuhalten,und das eigentliche Phrygien zu befreien: als Satrap von Groß-Phrygien.

    Demaratos war vorausgeritten, mit einer kleinen Truppe unter dem Befehl des Schwarzen Kleitos. Einen halben Tagesmarsch vor Gordion traf er abends wieder im Lager ein, das sich zwischen Äckern und Wiesen am Rand der Königsstraße erstreckte.
    »Wie sieht es in Gordion aus?« sagte Alexander; er selbst goß Wein in Becher und reichte sie Demaratos und Kleitos.
    Der Korinther lächelte. »Die Stadt ist offen und wird dich vielleicht nicht gerade mit Jubel, aber doch friedlich begrüßen.«
    »Zum Glück.« Kleitos nahm einen langen Schluck. »Die Wälle sind gut, schwer zu nehmen. Es wäre ein blutiger Kampf.«
    »Da ist doch noch etwas.« Alexander musterte den Korinther mit zusammengekniffenen Augen.
    Demaratos stellte den Becher ab und fuhr sich durch den grauen Bart. »Dein Scharfblick verdient Bewunderung, Herr der Makedonen. Ja, da ist noch etwas; Berichte von Kundschaftern – du weißt, unsere geheimen Freunde hier und da. Ich hatte sie angewiesen, alles Wichtige nach Gordion zu melden, in der Erwartung, daß meine dortigen, ah, Freunde uns die Tore öffnen würden.«
    »Und? Was ist mit den Berichten?«
    Demaratos betrachtete seine Finger. »Wirre Gerüchte über Maßnahmen des Großkönigs – in den iranischen Kernländern, aber auch auf dem Wasser. Noch ergibt alles keinen rechten Sinn; er scheint aber jetzt dem Rhodier Memnon die Kriegsführung im Westen übertragen zu haben.«
    Alexander nickte. »Der einzig vernünftige Zug; ich hätte das schon längst getan. Nicht gut für uns, aber ... Du weißt noch nichts Genaues?«
    »Nein. Ich nehme an, Parmenion wird ebenfalls Nachrichten bringen. Und in den nächsten Tagen kommen zweifellos weitere Kundschafterberichte.«

    Am frühen Nachmittag verließ Alexander das Lager, das sie vor der Stadt aufgeschlagen hatten. Mit den wichtigsten Beratern ritt er auf der Königsstraße den Würdenträgern des Orts entgegen, die seit Stunden zwischen den Gräbern der alten phrygischen Könige warteten. Keiner wußte, weshalb Alexander sich so lange mit seinem Seher und einem alten Bauern aus der Gegend beraten hatte. Der Himmel verfinsterte sich immer weiter; es wäre sinnvoll gewesen, die Stadt zu betreten und die Feierlichkeiten hinter sich zu bringen, ehe das Unwetter

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