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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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genoß das Staunen, das Geschrei und den kühlen Regen.

    Die »Neuvermählten« hatten 3000 makedonische Fußkämpfer, 500 Reiter und 150 Freiwillige aus Elis mitgebracht: willkommene Verstärkung. Die Verluste aus den Kämpfen waren dadurch mehr als wettgemacht, die Verluste durch zurückgelassene Besatzungen allerdings nicht. Immerhin, als Parmenions Truppen bei Gordion eintrafen, hatte das Heer fast wieder die Stärke des Vorjahrs erreicht; und mit dem Troß, den Händlern, Dirnen, Gauklern und Musikern, den Neugierigen, Bittstellern und Abenteurern waren nun weit über 70 000 Menschen in und um Gordion eingetroffen, die vom Land leben mußten, ohne Stadt und Land allzu sehr zu behelligen. Einkäufer von der Versorgung, die immer größere Kreise um Gordion ritten, kamen oft zu spät: Händler waren vor ihnen dagewesen, hatten Getreide, Gemüse, Obst, Hühner, Schafe, Rinder aufgekauft und gaben sie zum doppelten Preis an die Kämpfer weiter. Die Führer der einzelnen Abteilungen mußten ihre Leute beaufsichtigen, damit es weder zu Reibereien untereinander noch zu Streit mit den Phrygiern kam; sie hatten über alles und jedes zu berichten, die nächsten Schritte vorzubereiten, mit den Stäben und dem König zu beraten. Diejenigen, die wie Ptolemaios keine eigenen Einheiten befehligten, waren noch stärker gefordert, da sie jederzeit überall eingreifen, schlichten, ausgleichen, beschaffen, planen, besorgen, beaufsichtigen mußten.
    Am Tag nach Parmenions Eintreffen erschien einer der Schreiber des alten Korinthers bei Ptolemaios, der gerade im Stehen eine Handvoll Körner und zwei Schluck Wasser zu sich nahm.
    »Demaratos sehnt sich nach deinem Anblick.«
    Ptolemaios kaute zu Ende, raufte sich die Haare, übertrug die Aufsicht über die Latrinen einem jungen Offizier und folgte dem Schreiber in die Stadt; Demaratos hatte sich in einigen ungenutzten Räumen der Akropolis eingerichtet. Aus den Fenstern blickte man weit über die dunstige Ebene, die wie ein Flickenteppich dalag: Baumgruppen, Äcker, Wiesen, Zelte, Zelte, Zelte ... Der große Raum war kahl und karg, Decke und eine Wand notdürftig ausgebessert, es gab weder Verputz noch Einrichtung außer einem Gestell mit Rollen, einem Tisch, vier Schemeln und einem flachen Lager. Fenstersimse und der Boden nahe den Fensteröffnungen waren bedeckt mit Vogelkot.
    »Setz dich.« Demaratos, mit Ried und Papyros beschäftigt, deutete auf einen der Schemel.
    Ptolemaios trat von einem Fuß auf den anderen. »Keine Zeit, keine Zeit«, knurrte er. »Was willst du von mir?«
    Der Korinther blickte auf, musterte ihn von Kopf bis Fuß und lächelte spöttisch. »Der Drang des Königs nach ständiger Bewegung überträgt sich auf seine jungen Gefährten, wie? Setz dich. Du wirst dich setzen, hörst du? Und du bleibst sitzen, bis ich mit dir fertig bin.«
    Ptolemaios knirschte mit den Zähnen. »Zuviel zu tun. Wenn ich mich setze, steh ich nicht mehr auf.«
    »Du wirst dich setzen und einen Schluck Wein trinken; dann wirst du beginnen zu gähnen. Und du wirst mir zuhören. Das ist ein Befehl, hörst du? Alexander hat dich mir unterstellt.«
    Ptolemaios ächzte; er setzte sich auf die Vorderkante eines Schemels, den Rücken durchgedrückt, und verschränkte die Arme. »So?« Er gähnte.
    Demaratos nickte. »Schon besser. Also: Es gibt viel zu tun.«
    »Fangt schon mal an.« Ptolemaios grinste und rieb sich die Augen. Dann trank er einen Schluck aus dem Becher, den der Korinther ihm reichte.
    »Wir haben ein paar kleine Probleme, die wichtiger sind als deine Latrinen. Kannst du jetzt zuhören?«
    Ptolemaios nickte; Demaratos stand auf und ging hinter seinem Tisch auf und ab, die Hände auf dem Rücken. Er hielt zunächst einen kurzen Vortrag über die Wichtigkeit von Kenntnissen. Politik, sagte er, sei Krieg mit anderen Mitteln; man müsse immer wissen, was der Gegner plane, was er könne, was seine Möglichkeiten und seine Geheimnisse seien. Deshalb gebe es geheime Kundschafter; manchmal seien sie sogar nützlich, was man von Politikern und Offizieren nicht sagen könne. Wie Ptolemaios seit einiger Zeit wisse, habe der alte korinthische Handelsherr Demaratos in Jahrzehnten die geheimen Dienste Philipps aufgebaut und geleitet – die nun für Alexander arbeiteten. Es gebe gute und schlechte Mitarbeiter; einer der besten sei der Musiker Dymas gewesen, der leider nicht mehr mitmachen wolle.
    »Das Netz hat mehrere Knoten, Junge; einen hält Antipatros in der Hand, einen ich. Die

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