Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Antigenes und Lysimachos; Eumenes und seine Schreiber.
»Was würdest du tun, Parmenion mein Vater, wenn du Dareios wärst?« sagte Alexander schließlich.
Parmenion schnitt eine Grimasse. »Sei froh, daß ich Parmenion bin; wäre ich Dareios, wärst du verloren. Er hat fast dreimal soviel Kämpfer wie wir – erstklassige hellenische Söldner dabei; er hat allein an Reitern soviel wie wir überhaupt an Kämpfern. Ich, Alexander mein Freund und König – ich würde die Pässe stürmen und besetzen und dich begleiten. Ich würde dich nicht angreifen – nur begleiten, so daß du keine Stadt nehmen, keinen Schluck Wasser trinken, kein Huhn erwürgen kannst ohne Behinderung. Früher oder später müßtest du dann angreifen, über die Berge kommen, in die Ebene gehen, wo seine Reiter überlegen sind. Tag und Nacht, auf dem Weg, würden die Reiter dein Heer belästigen – und meines, also das des Dareios, würde sich nicht zur Schlacht stellen, sondern immer weiter zurückweichen. Und dann, König der Makekonen, wenn du mit deinen Leuten am Rand der weg- und wasserlosen Wüste stehst, den Feind nicht findest, aufgibst und umkehren willst, dann würde ich dir eine Falle stellen und dich mit der Übermacht zerquetschen.«
Alexander nickte langsam, nachdenklich. »So ähnlich würde auch ich es machen, aber es ist gut, es von dir zu hören, Parmenion. Wir wissen also, was wir auf keinen Fall tun dürfen. Nicht in die Ebene gehen, uns nicht auf eine Strategie der Zermürbung einlassen, nicht warten. Was können wir tun?«
»Angreifen«, sagte Krateros. »Bloß – wo und wie? Wenn er sich zurückzieht, wie Parmenion es täte ...«
Sie beredeten das Problem, vor und zurück, immer wieder, von allen Seiten. Kallisthenes verglich Laomedon mit einem Kater, der feist sein müßte, um seine Bestimmung zu finden, und den Führer der Agrianen, Attalos, mit einem Specht, dessen heftige Kopfbewegungen und Gebärden ins Leere stießen, da sie sich nicht gegen Holz, sondern gegen Sand richteten. Er hatte längst nicht mehr zugehört, als Alexander sich an Demaratos wandte.
»Wie lange brauchst du, um sicherzustellen, daß Dareios bestimmte Kenntnisse erhält?«
Der Korinther wechselte einen Blick mit Parmenion. »Ist er noch da, wo er deiner Kenntnis nach zuletzt war? Gut – sagen wir: drei Tage.«
»Wie lange braucht er, um hierher zu kommen, wenn er sofort aufbricht, Parmenion?«
Der alte Stratege bleckte die Zähne; im Zelt war es still geworden. »Hierher, nach Issos? Wenn das, was du ihn wissen lassen willst, ihn tatsächlich herlockt ... Fünf Tage.«
»Also acht, insgesamt.« Alexander lehnte sich zurück, auf die Ellenbogen gestützt, und starrte ins rauchige Dunkel unter dem Zeltdach.
»Was brütest du aus, o mein Sohn?« sagte Parmenion; seine Stimme war beinahe liebevoll.
Alexander setzte sich wieder auf; er lächelte. »Folgendes werden wir tun, meine Freunde. Parmenion – du ziehst deine Truppen ab, gibst die Gegend um den Paß frei. Wir lassen unsere Verwundeten und Kranken und ein wenig Vorräte hier, mit geringer Bedeckung; dazu alle Schiffe, die wir auftreiben können. Es werden Schuppen, Scheunen und Lagerhallen gebaut; außerdem legen wir, andeutungsweise, einen Flußhafen an, in der Mündung. Du, Demaratos, nutzt deine Leute, um den Perser wissen zu lassen, daß wir Issos zu unserem wichtigsten Nachschubplatz ausbauen. Dann marschieren wir ab, nach Süden, und besetzen den südlichen Paß nach Syrien.«
Parmenion holte tief Luft; er sagte nichts, nickte nur und strahlte den König an.
»Was ... warum denn das?« sagte Eumenes, der an einem Hühnerknochen nagte und offenbar nur einen Teil der Ausführungen mitbekommen hatte.
»Zweierlei«, sagte Alexander gelassen. »Wenn wir dieses Nest hier, Issos, ausbauen, muß Dareios versuchen, es einzunehmen. Damit schneidet er uns gleichzeitig die rückwärtigen Verbindungen ab; und er nimmt die ungeheure Menge an Vorräten, Waffen und Geld weg, die wir angeblich hier lassen. Wenn er es tut, steckt er in dem engen Flußtal hier, wo er seine Reiter nicht wie in der Ebene einsetzen kann; dann kommen wir zurück.«
»Ich«, sagte Parmenion, immer noch mit strahlendem Lächeln, »wenn ich Dareios wäre, würde das Heer in der syrischen Ebene lassen und nur mit einem kleinen Teil der Truppen Issos nehmen. Was dann, Junge?«
Alexander stand auf, ging zu Parmenion und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Dann, Parmenion mein Vater, ziehen wir durch den
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