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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zwei Parasangen südlich des Kampfplatzes bereits genau, welche Stellen sie später einnehmen sollten. Alle Einheiten trafen ein, fanden mit den jeweiligen anderen Hälften vielleicht eineinhalb Stadien vor dem Ufer des Pinaros zusammen und bildeten die sechzehn Glieder tief gestaffelte Phalanx mit geringen Zwischenräumen zwischen den Blöcken. Die Perser, mit Schanzarbeiten beschäftigt und offenbar von der schnellen Rückkehr der Makedonen überrascht, traten am Nordufer an, zunächst abgeschirmt von Speerwerfern und Bogenschützen.
    Demaratos deutete auf einige Stellen am Flußufer, wo unfertige Verhaue das Land schändeten. »Es ist spät, wir sind lange unterwegs; da kommt der Troß.« Er wies mit dem Daumen hinter sich; Karren und Packtiere tauchten auf. Kallisthenes erkannte Drakon an der Spitze eines Zugs von Heilern und Pflegern.
    »Das ist also nur eine Art Probe?«
    Demaratos grinste. »Die Zweikämpfer, die sich aufbauen, einander anbrüllen, sich auf die Brust schlagen und dann essen und schlafen gehen, damit der Kampf am Morgen stattfinden kann? Das glaubt Dareios. Und das ist gut so.«
    Kallisthenes raufte sich die Haare. »Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann das wirre Gerede eines alten Korinthers.« Er lief zu seinem Pferd, sprang auf und ritt hinab ins Flußtal.
    Rechts, in den Hügeln südlich des Pinaros, sah er plötzlich Bewegung; die Perser hatten einige Hundertschaften Leichtbewaffneter vorgeschoben, um den Gegner zu beobachten und die rechte Flanke der Makedonen zu beschäftigen. Kallisthenes kniff die Augen zusammen; er war nicht sicher, glaubte aber, leichte Reiter und Agrianen zu sehen, die gegen die Hügelstellung vorrückten. Absicherung, oder sollte da tatsächlich bald gekämpft werden? .
    Auf halber Höhe hielt er noch einmal. Er sah die Masse der persischen Reiter weit links, jenseits des Pinaros; daneben, hinter einem Vorhang aus Bogenschützen, die leichtbewaffneten Karadaker; in der Mitte, sicherlich ebenfalls an die 20 000 Mann stark, zwei Blöcke hellenischer Söldner, mühelos an der einheitlichen Hoplitenrüstung zu erkennen, und zwischen ihnen die Leibwache, die Unsterblichen des Dareios, auf Pferden und Kampfwagen. Am linken Flügel der Perser schließlich noch einmal Bogenschützen und Leichtbewaffnete, dahinter eine zweite Reihe, die ganze Länge der Aufstellung: Zehntausende asiatischer Fußkämpfer. Es mußten insgesamt an die 100 000 Mann sein, die dort drüben standen. Plötzlich waren die groben Makedonen aus den Bergen des Nordens keine Barbaren mehr, sondern Hellenen wie er, und er dachte an Gesichter und Namen und Abende. Und daran, daß diese Makedonen Alexanders zwischen ihm und den asiatischen Tausendschaften standen; daß er nie wieder die Agora und die Akropolis und das Theater des Dionysos sehen würde, wenn die dreifache Übermacht sich durchsetzen sollte. Eine kalte Faust tastete nach seinem Magen, quetschte ihn, drehte ihn im Leib herum. Er sah das Häuflein hellenischer Söldner auf Seiten der Makedonen, vielleicht sechs oder sieben Pentekosiarchien, hinter der Phalanx stehen, zum Eingreifen und Retten und Lückenstopfen; er sah ein paar Hundertschaften hellenischer Söldnerreiter am linken Flügel, den 30 000 persischen Berittenen gegenüber; er sah die Fußkämpfer der linken Hälfte, wie immer unter Parmenions Befehl – thrakische Speerkämpfer, kretische Bogenschützen, die vier Hopliten-Taxeis von Amyntas, Ptolemaios dem Seleukiden, Meleagros und Krateros; dann, Teil des rechten Treffens unter Alexander, die Taxeis von Perdikkas und Koinos, Nikanors Hypaspisten, die Hetairenreiter des Philotas, dahinter Paionen und Odrysen, schließlich ganz rechts makedonische Bogenschützen und Agrianen. Er sah und schaute und starrte, aber er nahm nichts wahr, nur ein Gewirr von Rücken und Helmen und Pferden.
    Eben rasten hinter den Reihen, für die Perser nicht zu sehen, die schweren thessalischen Reiter nach links hinaus, um Parmenions schwachen linken Flügel gegen die Berittenen des Nabarzanes zu verstärken. Sein Herz klopfte im Hals, in den Schläfen, in den Ohren. Undeutlich, durch ein metallisches Rauschen hindurch hörte er Alexander und Parmenion sprechen, vom langen Marsch und der Übernachtung am Granikos und davon, daß Dareios nicht mit einem Angriff rechnen konnte; dann ritt Parmenion zum linken Flügel, langsam, gelassen, wie zu einem Becher Wein mit ein paar Freunden, und Alexander, gefolgt von wenigen Hetairen, durchquerte die Phalanx,

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