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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Heer des Dareios habe am Vortag Issos erreicht, die zurückgelassenen Kranken und Verwundeten niedergemetzelt, die Vorräte geplündert und werde wohl einige Tage dort rasten.
    »Was sagt Alexander?«
    Der Schreiber hob die Schultern. »Was soll er sagen? Er war entsetzt, wie alle – darüber, daß die Perser all die wehrlosen Kameraden ermordet haben. Das Heer war gestern mittag müde, gestern abend frisch gewaschen, rasiert und erheitert; heute kocht es vor Wut und will so schnell wie möglich Rache.«
    Kurz vor Mitternacht holten sie die Truppen ein, die einen Paß ungefähr dreieinhalb Parasangen südlich von Issos besetzt hatten und offen lagerten, ohne Zelte, nur mit ein paar Feuern, abgeschirmt von weit vorgeschobenen Posten. Die Aufklärer waren die ganze Nacht unterwegs; kurz vor Morgengrauen, nach nicht mehr als fünf Stunden Schlaf, brachen die Makedonen wieder auf. Kallisthenes, durch die Umstände ans Ende des langen Zugs geraten, konnte auf den schmalen, abwechselnd schlammigen und steinigen Wegen nur den gemächlich vorrückenden Troß überholen, der lange nach den Kämpfern am Pinarosufer eintreffen würde. Erst als der Weg die Berge verließ und zum schmalen Küstenstreifen abfiel, war es dem Hellenen möglich, sein Pferd schneller voranzutreiben.
    Unmittelbar südlich des Pinaros war der Küstenstreifen vielleicht fünf Stadien breit; auf einem der letzten Hügel vor Erreichen des Flußtals sah Kallisthenes eine Gruppe von Meldern und Stabsoffizieren; immer wieder ritten einige los, andere kamen von irgendwo, erhielten offenbar Anweisung und verschwanden wieder. Als der Hellene die Hügelkuppe erstiegen hatte, fand er dort nur noch Demaratos und Hephaistion vor, umgeben von einem kleinen Melderstab; irgendwo weiter rechts, auf einem der nächsten Hügel, hockte Eumenes auf einem flachen Felsen.
    Was immer Hephaistions Aufgabe oder Anliegen gewesen sein mochte, erfuhr Kallisthenes nicht; ehe er die Gruppe erreichte, hob der Makedone den rechten Arm, rief Demaratos etwas zu, zeigte die weißen Zähne in einer Art Lächeln und galoppierte davon. Kallisthenes sprang vom Pferd und trat neben Demaratos, der einen Fuß auf einen Stein gestellt hatte und in die Flußebene hinabschaute.
    Unter den Wolkenfetzen, von abflauendem Meerwind getrieben, glitzerten in den unterbrochenen Strahlen der Sonne – es mochte zwei Stunden vor Sonnenuntergang sein – Tausende Lanzen, Helme, Schilde. Der Boden war durch den Fluß und den langen Regen so feucht, daß die Truppenbewegungen keinen Staub aufwirbelten; selbst die Zelte des persischen Heers, zwischen den Fußhügeln im Norden, schienen zum Greifen nah.
    »Wer zu spät kommt«, sagte Demaratos, »den bestraft die Geschichte, über die er nicht berichten kann. Wo hast du gesteckt, Hellene?«
    Kallisthenes antwortete nicht; mit angehaltenem Atem blickte er hinab zu den Ufern des Pinaros.
    »Du siehst die Vorzüge kleiner selbständiger Einheiten«, knurrte Demaratos. »Und er hat alles im Kopf ...«
    Zumindest in einer Hinsicht hatten die Perser ganze Arbeit geleistet: Das Dorf Issos war spurlos verschwunden. Nördlich der Flußmündung ballte sich die Reiterei, zwei große Truppenkörper nebeneinander, dahinter in der Mitte ein dritter.
    »Ihr Götter!« Kallisthenes’ Stimme war heiser. »Und ich hatte die Meldungen über ihre Stärke für aufgebläht gehalten!«
    Demaratos folgte seinen Blicken und gluckste. »Das sind die Kämpfer zu Pferd, unter Nabarzanes. An die dreißigtausend, etwa soviel wie unser ganzes Heer. Dareios hat sie gut aufgestellt, da am Strand – keine Hügel, keine Häusertrümmer mehr, sie können sich bewegen. Ganz ordentlich.«
    Kallisthenes seufzte. »Was hab ich verpaßt?«
    Der Korinther fuchtelte mit beiden Armen. »Alles was bisher geschehen ist natürlich, Dummkopf.«
    Während sich unten Truppenteile vor und zurück bewegten, seitlich in andere Stellungen rückten und offenbar zum Kampf vorbereiteten – Kallisthenes hielt es für Wahnsinn, wegen der späten Stunde und des langen Marschs –, gab Demaratos ihm die nötigen Erklärungen.
    Kundschafter hatten die Anordnung des persischen Lagers gemeldet, aus der einiges zu entnehmen war – Truppen, die den rechten Flügel bilden sollen, werden selten hinter dem Gelände des späteren linken Flügels lagern. Unterwegs, beim Eilmarsch zurück nach Norden, gab Alexander knappe Befehle, die Reiter in halben Ilen, die Fußkämpfer in halben Pentekosiarchien rückten vor und wußten

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