Alexander
schließen, schienen die Kriegerinnen ebenso hübsch wie energisch zu sein.
Weibliche Fülle zwar hatten sie nicht viel zu bieten, doch davon hatte man in Babylon genug bekommen. Die Brüste, hieß es, waren ihnen wegoperiert, das fanden die an Päderastie gewohnten griechisch-mazedonischen Soldaten gerade sehr anziehend: das weibliche Geschlecht zu den harten, schmalen und trainierten Knabenkörpern. Und wie sie den Kopf hielten! So tapfer und lustig wild funkelten die Augen keiner griechischen, persischen oder ägyptischen Frau.
Hochgemut zog man aus zu diesem Kampfspiel, das man als das besonders dringliche Werben um eine störrische, doch sehr begehrenswerte Geliebte auffaßte, die sich mit hartnäckiger Koketterie allen Männern versagte.
Überraschenderweise wurde es ernster. Die schönen Zwitterwesen ließen nicht mit sich spaßen, vielmehr kämpften sie grausam und unerbittlich. Man merkte, daß sie im Innersten aufgebracht, empört und rachsüchtig waren. Seit Jahrzehnten hatte ihr Gebiet kein Mann betreten, selbst der Perserkönig hatte es nicht gewagt; und nun die Leute dieses hergelaufenen Alexander. – Vor allem die junge Königin und oberste Kriegsherrin, Roxane, schien besessen von Wut; die Pfeile, die sie schleuderte, saßen am besten, und sie waren am schlimmsten vergiftet.
Daß es sich hier nicht um einen erotischen Spaß handelte, sondern um blutigen Kampf, merkten Alexanders Soldaten am ersten Tag schon. Es gab viele Tote. Kein Feind war so rabiat wie dieser gewesen. Waffen, Steine und Geschosse flogen überraschend aus Verstecken, ein glitzerndes Wesen sprang vom Felsen dem fassungslosen Mann auf die Schultern; würgte, biß, stieß dem Unglücklichen, wenn er hinsank, das kurze Schwert in den Hals. Als ein Unvorsichtiger an einer, die er gefangen hatte, einer besonders Wilden und besonders Schönen, Rache nehmen wollte, indem er sie vergewaltigte, waren zwanzig andere da, völlig wie aus der Erde gestampft; sie zerrissen ihn in blutige Fetzen.
Da nahmen auch die Männer sich zusammen. Wenn es einmal um ihre Ehre gegangen war, so diesmal. Sie waren mit dem Dareios, mit dem Bessos fertig geworden; warum nicht mit diesen geharnischten Furien? – Nun lernten auch sie den Rausch der Grausamkeit kennen. Die sie fingen, schändeten sie nicht mehr, sie erdrosselten sie, zerschnitten ihnen Gesicht, Brust und das Geschlecht, das sich ihnen nicht hatte ergeben wollen. Hätten sie nur erst die Königin! Diese müßte Alexander selbst ermorden.
Welch Triumph, das Weiberheer fing an sich zurückzuziehen! Immer noch kämpfend, kleine Vorstöße immer noch wagend, suchten sie ihre Burg zu erreichen. Die freilich galt für völlig uneinnehmbar. Von dem Felsen, auf dem sie lag, hieß es, nur geflügelte Soldaten könnten sie nehmen. Hatte man selbst den Felsen, blieben eiserne Tore, dicke Mauern, und aus den kleinen Fensterluken gossen die Frauenzimmer siedendes Öl, schleuderten ihre tödlich präparierten Pfeile.
In diese höllische Burg sah man als letzte Königin Roxane verschwinden. Sie grüßte höhnisch, winkte, rief etwas Grelles; angesichts ihrer gereckten Gestalt lief es den Soldaten drunten eiskalt über den Rücken.
Über ihre Ausschweifungen und Grausamkeiten waren in der Armee die finstersten Gerüchte im Umlauf. Man erzählte sich mit gedämpfter Stimme von den kleinen Kindern, die sie zu schlachten pflegte, von den Bestien, auf denen sie ritt, von den Beschwörungsformeln, Zaubereien, unanständigen Kulten, mit denen sie vertraut war. Manche verglichen sie mit Olympias, doch war sie ohne Frage noch schrecklicher.
Wenn man Alexander dergleichen erzählte, winkte er ab. Diese war ein Feind wie alle anderen. Feinde waren dazu da, besiegt zu werden.
So konzentriert hatte er nicht einmal vor der Schlacht bei Issos mit seinen Generalen sich besprochen. Man kannte diese schwärzlich verfinsterten Augen, dieses entschlossene Muskelspiel um den Mund. Doch so energiegeladen und kalt hatte seine Stimme noch nie geklungen.
Der Angriffsplan, den er seinen Führern unterbreitete, war ebenso listig wie kühn. Sicher war es der verwegenste, den er jemals entworfen.
Zwei Tage später hatte die Armee Alexanders die Burg der Amazonenkönigin erstürmt. Sie drangen schon in die Säle, ein Teil des Gemäuers brannte, aus rauchenden Trümmern kamen die Wut- und Verzweiflungsschreie der Weiber.
In allen Sälen stauten sich die entstellten Leichen, so hatten sogar diese Soldaten noch nie gehaust.
Durch
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