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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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die Erbauung der Stromflotte sammelte, nicht mehr als hundert Talente gegeben und feierlich dazu bemerkt: er sei nun einmal nicht mit Glücksgütern gesegnet.
    So schamlos hätte er nicht werden dürfen, es ging selbst dem König zu weit. Man dachte sich, ihn zu blamieren, eine grausame Methode aus: nächtens wurde sein Zelt angezündet, und zwar auf Alexanders Befehl, damit das ganze Lager den Spaß habe, den Geizkragen mit seinen Schätzen, die er dem gemeinnützigen Zweck vorenthalten, ins Freie stürzen zu sehen. Die Sache ging etwas schlimm aus, nicht nur, weil der hasenköpfige Herr aus Kardia beinah selbst mit verbrannt wäre – das hätte der Armee nur ein Gaudium mehr bedeutet –, sondern weil verschiedene Kanzlei- und Staatspapiere dabei verlorengingen, die sehr mühsam wieder zu beschaffen waren. Immerhin blieb es für alle Feinde des Eumenes ein netter Triumph, daß man in dem Schutthaufen, der von seinem Zelte übrigblieb, an geschmolzenem Gold und Silber über tausend Talente fand.
    Ärgerlicherweise konnte sogar diese Geschichte ihm den Hals nicht brechen. Der König, der ihn irgendwie zu brauchen schien, hielt ihn in seiner Nähe.
    Daß Hephaistion mit diesem nichtswürdigen Onkel ernsthaft Streit bekommen könnte, hätte niemand für möglich gehalten. Trotzdem kam es so weit.
    Zu irgendeinem Anlaß hatte Hephaistion vom König ein Geschenk bekommen, eine Halskette, die zwar kostbar, aber ohne besondere Liebe ausgesucht schien. Der Freund Alexanders, intimere Geschenke gewöhnt, freute sich über das etwas plumpe Stück nicht besonders, immerhin trug er es, wenn auch nur, um nicht den Geber zu kränken. Diese Halskette nahm Eumenes als Anlaß zum Zetern. So war es: die Günstlinge bekamen den goldenen Schmuck, mit kargem Lohne mußte der treue Arbeiter sich begnügen. Wofür schuftete man? Damit die Lieblinge in Glanz und Wonne saßen; man selber blieb, so tüchtig man immer sein mochte, vernachlässigt, häßlich und klein.
    Hier schien eine lang versteckte Eifersucht die Zeit, sich Luft zu machen, für gekommen zu halten. Vor diesem Ausbruch eines gemeinen Temperaments senkte Hephaistion angeekelt die Lider. Aber der andere schimpfte weiter. Was gewisse Herren geleistet hätten? fragte er mehrmals und mit immer schärferem Nachdruck, als verlange er wirklich und unbedingt eine Antwort.
    Da die Szene im Vorzimmer des Königs sich abspielte, erwiderte Hephaistion immer noch nichts. Er erblaßte nur, denn er dachte: wie sicher muß diese Kreatur sich fühlen, da sie es wagt, in Alexanders nächster Nähe Lärm zu schlagen – gegen mich diesen Lärm zu schlagen, gegen mich –
    Währenddem kläffte der Schreiber mit einer Stimme, die sich im Zorn grotesk überschlug: »Was Ihr, sauberer Herr Hephaistion, geleistet habt? Wenn Ihr‘s nicht sagt, ich sag‘ es. Ihr habt mit dem König geschlafen, das ist Euere Leistung –«
    Da Hephaistion noch wie ein Versteinerter dastand, fügte Eumenes hinzu, wobei er grinsend gelbliche Zähne entblößte: »Das haben andere allerdings auch, der kleine Bagoas zum Beispiel –«
    Endlich hatte er die Faust des anderen im Gesicht. Hephaistion schlug auf ihn ein, in den Mund, auf die Nase, aus der kümmerlich hellrotes Blut schoß; erst da Alexanders Stimme von der Türe kam, hörte er auf zu schlagen. Der König schrie: »Auseinander!« Dabei packte er beide an den Schultern, Hephaistion war so unsanft noch niemals von ihm berührt worden.
    Eumenes winselte noch und rieb sich die zerschlagene Fresse; währenddem sah Hephaistion angewidert auf seine Hände, die blutig waren. Was es gegeben habe, fragte Alexander scharf. Da Hephaistion hochmütig schwieg, log der wimmernde Sekretär: wie er den bevorzugten General um die wunderschöne Kette etwas beneidet habe und wie der gleich grob geworden sei. »Aber so sind die Herren Offiziere«, schluchzte der geprügelte Mensch, aus dessen Nasenlöchern immer noch Blut rann. »Und der Herr Hephaistion ist der brutalste von allen –«
    Alexander sagte zu Eumenes mit einer schneidenden Freundlichkeit: »Beruhigen Sie sich, mein Lieber, Sie bekommen dieselbe Kette wie der General. Sie haben sie sich reichlich verdient.« Während der Geehrte schon über die königlichen Hände gebückt schluchzte, bemerkte Alexander noch, mit einer halben Wendung zu Hephaistion, aber den dunkel-entsetzten Blick meidend, den der Freund auf ihn richtete: »Ich verbitte mir übrigens, daß du mit meinen Beamten Streit anfängst. Damit

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