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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Waffe beiseitezulegen. »Der Purpurdrache – es geht dabei um mehr als um das Hirngespinst eines Kranken. Das alles hat irgendetwas mit mir zu tun, aber ich weiß noch nicht, was. Es gibt eine New Yorker Adresse im Internet, pupuradragon.com, eine Firma mit diesem Namen, die gegenüber einer psychiatrischen Klinik liegt und die in Verbindung mit der Gruppe steht, die das Luisenstift führt, in dem Roth einsitzt. Meridian Health Care. Es gibt eine Aussiedler-Kolonie in Südamerika namens Glücksberg und unter der New Yorker Adresse eine Anwaltskanzlei mit einem ähnlichen Namen. Sie können das alles nachprüfen. Ich wollte Ihnen eben meine Aufzeichnungen von meinem Interview mit Roth und Dr.Engberts geben. Roth spricht darin Spanisch und erzählt von einem Bruder des Drachen. Das alles ist ein gigantisches Mosaik, und ich muss es zusammensetzen …«
    Was ist, wenn es stimmt?
    Alex verwarf den Gedanken. »Falsch«, antwortete sie kalt. »Sie werden es nie zusammensetzen. Sie werden es immer wieder aufs Neue versuchen, aber es wird kein Ende geben. Es ist eine Spirale, die nach unten führt. Sie haben sich eine Phantasie ersponnen, um die Taten im Bewussten zu rechtfertigen, die sie im Unbewussten begehen. Es ist eine Form der Schizophrenie und kein Trauma, das aus einem Kindergarten stammt. Da haben Sie doch schon Schlimmeres erlebt in Ihrer Vergangenheit, oder?«
    Kraft schwieg.
    »Was auch immer es ist«, fuhr Alex fort, »Sie werden es nicht mit Ihrem C- 12 in den Griff bekommen. Vielmehr hat es Ihre Krankheit vielleicht ausgelöst und Türen geöffnet, die ansonsten verschlossen geblieben wären. Angst hilft uns, in der Balance zu bleiben. Sie hält das wilde Tier gefesselt. Bei Ihnen, Marlon, ist es ausgebrochen, weil Sie Ihre natürliche Angst unterdrückt haben. Sie sind der Täter. Nicht Roman König. Nicht Ludger Siemer. Hören Sie in sich hinein, Marlon. Sie sind es.«
    »Nein«, hauchte Kraft, ging einige Schritte zur Seite und schüttelte langsam den Kopf. »Sie werden nicht schießen. Was ist, wenn Sie falschliegen? Dann haben Sie einen Unschuldigen getötet, der zudem der Starreporter der Zeitung ist. Wie wird es dann mit Ihnen weitergehen? Aus der Traum.
Finito.
Vielleicht schieben Sie in drei Jahren die Einkaufswagen im Supermarkt zusammen. Vielleicht noch nicht mal das. Und was viel schlimmer ist: Sie werden es nie mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, alle anderen und vor allem sich selbst enttäuscht zu haben. Sie sind viel zu eitel und ehrgeizig, um das alles für eine vage Möglichkeit aufs Spiel zu setzen, nicht?«
    Alex schluckte. Er wollte sie verunsichern. Und sie gab sich alle Mühe, nicht zu zeigen, dass er damit Erfolg hatte. Und wenn er tatsächlich unschuldig war?
    Benjamin. Benny. Benji. Du hast ihn nach draußen gehen lassen. Du hast ihn nicht zurückgehalten. Du hast nicht gesagt: Scheiß auf das Speed, küss mich lieber. Du hast gesagt: Holst du uns was?
    Was Kraft da von einer New Yorker Firma und einer Kolonie erzählt hatte, mochte natürlich die Ausgeburt einer kranken Phantasie sein. Aber Sie hatte es noch nicht überprüft. In der Tat war ihre Theorie ins Wanken geraten. Sie war nicht akkurat, nicht exakt und nicht präzise. Dennoch konnte es ebenso gut sein, dass Kraft sie in die Irre führte.
    Kraft sah sie ernst an. »Jetzt denken Sie nach, Alex, und das ist gut so. Sie könnten es nicht ertragen, die Verantwortung für etwas zu übernehmen, von dem Sie nicht hundertprozentig überzeugt sind. Sie mögen eine Meinung haben, aber Sie haben keine Beweise. Und Sie wollen keine Schuld auf sich laden. Glauben Sie mir, ich weiß, wie das ist. Ich werde jetzt zu meinem Wagen gehen, und ich nehme die Waffe runter. Sie müssten mir schon in den Rücken schießen.«
    »Tun Sie das nicht«, sagte Alex mit fester Stimme. Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie gerade schockgefroren. Kraft zwang sie zu einer Entscheidung, die sie nicht treffen wollte.
    »Ihr Zug, Frau Doktor.«
    Damit steckte er die Pistole zurück in seinen Gürtel und ging davon.
    »Kraft!«, rief Alex zitternd. Ihr wurde schwindelig.
    Kannst du es? Ist es richtig?
    Der Reporter ging durch das raschelnde Laub und drehte sich nicht mehr um. Alex nahm die Pistole in beide Hände und zielte zwischen die Schulterblätter. »Kraft! Zum letzten Mal: Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!«
    Vielleicht in die Beine? Und wenn du die Schlagader triffst? All das Blut. Benjis Blut. Überall auf Händen, Beinen und Wangen.

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