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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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ist, dass sich im Umfeld des Wehrs am See etwas findet. Ich habe eine Hundertschaft angefordert, um das Areal dort noch heute Abend zu durchkämmen. Wir werden auch Hubschrauber bekommen. Nachher sollte vom Staatsanwalt ein Durchsuchungsbefehl für Marlons Wohnung eintrudeln. Wir haben versucht, ihn zu orten. Aber wir bekommen kein Signal von seinem Handy. Den Pieper und auch den Polizeifunkscanner in seinem Wagen muss er ausgestellt haben. Alles andere hätte mich auch gewundert. Tja, und einen Haftbefehl habe ich auch beantragt. Das war eines meiner schwersten Telefonate, seit … Na ja, was soll’s. König werden wir heute Abend ebenfalls vernehmen können, wenn Rolf ihn uns von Samos anliefert. Ich denke, dann kommen wir weiter.«
    »Ein Haftbefehl?«
    »Es führt kein Weg dran vorbei.«
    »Wo ist …«, wollte sich Alex nach dem Gesprächsraum der Praxis erkundigen, aber Marcus zeigte bereits mit dem Finger auf eine schwarze Tür, die weit offen stand.
    »Und wenn dich das noch interessiert …« Er nahm eine rote Akte von einem der Lederstühle. »Marlons Behandlungsunterlagen. Dir wird das mehr sagen als mir.«
    In Vivianes Büro standen neben ihrem Schreibtisch ein Le-Corbusier-Sessel und eine Liege. Eine Kokospalme breitete ihre gewaltigen Blätter wie einen Schirm aus. An den Wänden hingen drei gerahmte goldene Bilder, die indische Gottheiten zeigten. Alex strich mit den Fingern über das Antlitz eines der Götzen und öffnete dann den Wandschrank. Bücher, Medikamentenpackungen und Fläschchen. Zyprexa, Risperdal, Abilify und Seroquel, Antidepressiva wie Cipramil, Ciraplex, Trevilor und Remergil, das meiste davon Muster von Pharmavertretern, sowie Haldol und einige Benzos zur akuten Beruhigung von erregten Personen. Dazu Muster und Testprodukte, die Alex nicht kannte. Einige Zeitschriften und Broschüren von Pharmafirmen. Sie ließ sich seufzend in Vivianes Sessel fallen und schlug die Akte auf.
    Marlon Kraft.
    Beim Durchblättern stutzte sie. Einige Blätter zeigten den Briefkopf von Meridian Health Care. Alex überflog die Seiten. Es handelte sich um Anmeldebögen und Bestätigungsschreiben. Der Name sagte ihr etwas. Marlon hatte ihn erwähnt. Sie legte die Stirn in Falten, als sie las, dass das Unternehmen eine Testreihe veranlasst hatte, an der Marlon teilnahm. An die Papiere waren Kopien von Multiple-Choice-Bögen geheftet. Und jetzt las Alex den Begriff. C- 12 . Sie legte die Akte auf ihren Schoß und dachte kurz nach. Viviane hatte Marlon vor gut zwei Jahren zur Behandlung seiner posttraumatischen Störungen in einer Versuchsreihe untergebracht, die mit dem neuen Produkt arbeitete. Federführend war offensichtlich ein Institut der Uni gewesen. Der medizinische Leiter war Professor Dr.Reinulf Engberts.
    Im Luisenstift lässt du dich verleugnen, und plötzlich finde ich dich hier …
    Vivianes ebenfalls angehefteten Kommentaren entnahm sie, dass die Behandlung Marlons mit C- 12 teilweise Stunden andauernde Blackouts nicht beeinflusst habe, er ansonsten sehr gut damit zurechtgekommen sei, in der fortschreitenden Behandlung jedoch zunehmende Aggressionsanfälle aufgetaucht seien, die Viviane in direkte Beziehung zu der angstlösenden und damit enthemmenden Wirkung des C- 12 gesetzt hatte.
    Blackouts. Aggressionsattacken. In der Therapie lassen sich mit dem Mix aus Unterdrückung und Aufarbeitung multiple Persönlichkeitsstörungen gelegentlich ganz hervorragend züchten …
    Viviane war davon ausgegangen, dass das Ereignis im Kindergarten bei Marlon etwas ins Rollen gebracht hatte, das schon vorher da gewesen sein musste. Ein Trigger, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das deckte sich mit Alex’ Einschätzung. Jemand wie Marlon hatte in seinem Job schon viele Tote gesehen. Er war bedroht worden. Er musste über einen berufsbedingten Panzer verfügen. Wenn dieser aufbrach, dann nur deswegen, weil ihn eine spitze Lanze an der dünnen Nahtstelle erwischt hatte, wo der eine Rüstungsteil in den nächsten überging. Jede Geschichte hatte ihre Vorgeschichte. Es musste da also noch irgendetwas anderes geben in seiner Geschichte, das …
    »Mein lieber Mann.«
    Alex zuckte zusammen. Reineking stand plötzlich hinter ihr und starrte auf das Arsenal an Medikamenten in dem Wandschrank. »Metelfendidat?«
    »Methylphenidat«, korrigierte Alex und klappte die Akte zusammen. »Gebräuchlicher ist der Name Ritalin. Gibt man für gewöhnlich bei ADS .«
    Reineking sah sie fragend

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