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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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an.
    »Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom«, erklärte sie. »Hyperaktivitätsstörung. Auch bei therapieresistenter Depression oder Narkolepsie, besser bekannt als Schlafkrankheit.«
    »Hm.« Reineking nahm eine Packung aus dem Regal. »Vielleicht sollte ich davon mal was nehmen.«
    »Und wenn du es nicht mehr brauchst, verkauf es am Bahnhof. Du glaubst nicht, wie viele Junkies an Narkolepsie oder ADS leiden, seit Ritalin auf dem Markt ist. Die schnupfen oder spritzen das Zeug. Es führt zu Euphorie und Halluzinationen.«
    Reineking legte die Schachtel zurück. »Statt in der Mordkommission hättest du dich mal bei der Betäubungsmittel-Abteilung melden sollen.«
    »Die haben aber keine Psychologin gesucht.«
    »Hm, und sagt dir das hier etwas?« Reineking zog eine flache Digitalkamera aus seiner Jackett-Tasche, schaltete sie ein und gab sie Alex. Das große Display zeigte eine Medikamentenpackung, eine zweite Aufnahme einen Beipackzettel. Es schien sich um eine Art Muster zu handeln. Alex hatte das Präparat noch nie gesehen, was nicht weiter verwunderlich war, denn Psychopharmaka kamen Jahr für Jahr dutzendweise neu auf den Markt. Alex schaltete zwischen den Aufnahmen hin und her, bediente mit dem Daumen eine Taste und vergrößerte die jeweiligen Bildausschnitte. Die Schrift war zwar etwas unscharf, aber dennoch lesbar und die Mixtur somit eindeutig zu identifizieren.
    »Das hier«, erklärte sie, »ist ein spezieller Cocktail aus Endorphinen und Betablockern. Es hat noch keine Zulassung als Medikament, aber es verspricht, sehr erfolgreich zu werden. Es ist ein Angsthemmer und wird zum Beispiel zur Behandlung von traumatischen Erlebnissen eingesetzt. Der Name ist C- 12 , einen anderen gibt es dafür noch nicht.«
    »Mitbringsel aus Düsseldorf«, sagte Reineking. »Die Schachtel lag auf Siemers Nachttisch. Du hast recht gehabt mit der Vermutung, dass er das Zeug schluckt.«
    Siemer? Marlon? Beide C- 12 ? Wie …
    Die Erkenntnis, dass sie tatsächlich richtig gelegen hatte, traf sie wie ein Schlag. Alex lud noch einmal das Bild von der Verpackung und vergrößerte es auf dem Display. Auf der Lasche war ein Logo, ein farbiger Punkt, etwa so groß wie ein Stück Konfetti. Verwischt und etwas pixelig war in dem purpurfarbenen Tupfer eine dunkle Zeichnung zu erkennen. Alex kniff die Augen zusammen. Und dann war es offensichtlich: Das Logo zeigte einen stilisierten Drachen.

[home]
    40 .
    I ch habe Ihnen nichts zu sagen. Nicht das Geringste.« Wilhelm Roth stand in der wuchtigen Eingangstür des Gutshofes. Sein Gesicht war zerfurcht wie die Äcker, die das jahrhundertealte Anwesen umgaben. Feine, geplatzte Äderchen durchzogen die Wangen. Seine Stimme klang wie tiefes Donnergrummeln, das über den leeren Hof hallte, der von Stallungen gesäumt war und in dessen Mitte eine mächtige Linde stand.
    »Aber ich habe Ihnen etwas zu sagen«, antwortete Marlon, der immer noch den gusseisernen Griff des Löwenmaul-Türklopfers umschlossen hielt. Ein muffiger Geruch nach Staub und altem Mittagsbraten strömte durch den Türspalt vorbei an Roths Charakterkopf, auf dem er wie so viele Bauern eine dunkelgrüne Schiebermütze aus abgewetztem Tweed trug.
    »Und was könnte das sein?«, brummte Roth.
    Sein hellblaues Hemd war akkurat gebügelt und messerscharf aufgekrempelt, eine goldene Krawattennadel hielt den gestreiften Schlips fest, dessen Spitze im Bund der dunklen Hose aus derbem Stoff verschwand, die bis weit über den Bauchnabel hochgezogen sein musste.
    »Es geht um Ihren Sohn. Jürgen.«
    Roths wässrige Augen betrachteten Marlon von oben bis unten. Dann sagte er zögernd: »Na, dann komm mal rein, Junge.«
    Seit Marlon das letzte Mal hier gewesen war, schien sich drinnen nichts verändert zu haben. Vermutlich hatte im Haus der Roths vor zwanzig Jahren schon alles so ausgesehen, und vermutlich würde in weiteren zwanzig Jahren immer noch alles so aussehen. Der Empfangsraum, in dem Marlon Platz nahm, sah aus wie ein chinesisches Porzellangeschäft. Wohin das Auge blickte weiß-blaues Porzellan mit chinesischen Schriftzeichen und Symbolen. Roth, der Patriarch, thronte in seinem Sessel vor der großen Bücherwand. Die Einbände sahen gänzlich unbenutzt aus. Es stank nach kaltem Rauch, und Roth entzündete eine verloschene Zigarre neu, die in einem großen Aschenbecher gelegen hatte. Ebenfalls chinesisches Porzellan, natürlich.
    »Was wollen Sie mir über meinen Sohn erzählen, das ich nicht schon weiß?«, fragte Roth, paffte

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