Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
Vom Netzwerk:
dusche morgens heiß und muss mich jedes Mal auf dem Flur kämmen und schminken, weil mein Badezimmerspiegel beschlägt.«
    »Hm.« Marcus hob eine Augenbraue und betrachtete den Spiegel. Alex ging an das Waschbecken heran, beugte sich vorsichtig nach vorne und hauchte auf die reflektierende Oberfläche. Ein Bogen erschien. Ein Teil von etwas.
    »Ich fasse es nicht«, sagte Marcus tonlos. Er öffnete den Hahn des Waschbeckens, der ganz nach links gestellt war, und ließ das heiße Wasser hereinströmen. Weiße Dampfschwaden stiegen auf, die den Spiegel mit einer zarten Schicht Wasserdampf benetzten. Alex trat einen Schritt zurück, um das Bild in Gänze sehen zu können, das auf die Fläche gezeichnet worden war. Auch Marcus starrte jetzt auf den Spiegel.
    »Was ist das?«
    Alex verkrampfte sich. »Eine Ankündigung.«
    Auf den Spiegel war ein Symbol gezeichnet, das nächste Zeichen im Tierkreis. Eines der Ohren war oben abgeknickt, das Auge bestand nur aus einem Punkt, und es trug eine Fliege um den Hals. Das
Playboy
-Logo. Das Bunny. Der Hase.
    »Verdammt«, sagte Marcus. »Es ist wirklich noch nicht vorbei.«
    »Nein«, sagte Alex tonlos und starrte auf die durch den Dampfnebel mit feinen Tröpfchen überzogene Oberfläche vor ihr. »Aber was mir wirklich Angst macht, ist noch etwas anderes.«
    Marcus legte den Kopf schief.
    »Der Spiegel, Marcus …«, flüsterte sie mit zittriger Stimme und betrachtete die Reflexion ihrer eigenen Züge, die mit den Strichen der Zeichnung zu verschmelzen schien. »Er zeigt mich.«

[home]
    43 .
    W ie eine Ratte in der Ecke. Wie eine jämmerliche Kellerassel unter dem Stein. Genau so saß er jetzt da. Marlon starrte in den Abendhimmel und rauchte die x-te Zigarette. Sergej hatte ihm versichert, dass ihn hier niemand finden würde. Hoffentlich hatte er recht. Ach, sicherlich hatte er das. Hier war niemand. Keiner. Vielleicht war das im Moment das Gefährlichste von allem: dass Marlon mit sich selbst allein war.
    Marcus war auf der Jagd. Sein Ziel war jetzt klar definiert, und Marlon war so dumm gewesen, es zu ignorieren. Wie blöd konnte man sein. Als sei nichts geschehen, war er vorhin nach Hause gefahren. Kurz vor dem Einbiegen in seine Straße hatte er die Polizeiautos gesehen, seinen Wagen ruckartig zurück auf die mittlere Fahrspur gerissen und Gas gegeben. Untertauchen. Weg. Verschwinden. Sie würden natürlich seine ganze Wohnung auseinandernehmen – und wer weiß, was sie alles fänden, das gegen ihn sprach. Gab es überhaupt noch etwas, was für ihn sprach? Er wusste es selbst nicht.
    Aber konnte es sein, dass er selbst …? Marlon knetete sich den Nasenrücken und blies einen feinen Strahl Rauch aus. Ja. Natürlich war es möglich. Die verdammten Blackouts. Nachdem Sandra bei ihm gewesen war, hatte er eines gehabt. In ein weiteres schwarzes Loch passte die Kleine aus dem Getränkemarkt, und es tat sich noch eines auf, in das zeitlich der Mord an Viviane fallen könnte. Die E-Mails schienen von seinem Rechner zu stammen. Weiß der Teufel, was er in diesen Phasen anstellte. Sie dauerten manchmal Sekunden, bisweilen Minuten und gelegentlich Stunden. Möglicherweise war er in diesen Zeiten bewusstlos, vielleicht saß er katatonisch und sabbernd auf dem Boden und faselte wirres Zeug. Möglicherweise aber übernahm auch ein anderes Ich die Kontrolle. Ein Mr.Hyde, der vom Purpurdrachen träumte und seine Kraft aus Marlons Unterbewusstsein schöpfte. Ein schwarzes Etwas, das Menschen aus seinem Umfeld zerfleischte und zum Ziel hatte, die komplette Kontrolle über Marlon zu gewinnen.
    Gedankenfetzen jagten wie Gewitterwolken in einem sturmumtosten Himmel durch Marlons Kopf. Tot. Alle tot. Ein Monster. Er presste sich die Handballen gegen die Schläfen und versuchte, ruhig durchzuatmen. Die Luft auf dem Schrottplatz roch nach Altöl und Staub. Er zog an der Zigarette.
    Zumindest eines war klar: Er war kurz davor, eine Schwelle zu überschreiten. Vielleicht gab es da aber auch jemanden, der ihn stieß. Er sah drei Varianten: Er konnte selbst der Mörder sein, ohne es zu wissen. Oder ein anderer war der Täter und versuchte, Marlon die Morde in die Schuhe zu schieben. Oder alles drehte sich darum, dass er, Marlon, das schlussendliche Ziel eines Killers sein würde. Im einen wie im anderen Fall müsste im Hintergrund noch ein großes Ganzes existieren, zu dem C- 12 , Glücksberg, Roth und Engberts gehörten. Wie auch immer das zusammenpassen mochte. Das Geheimnis des

Weitere Kostenlose Bücher