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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Siemer, und wie ich über den Flurfunk gehört habe, interessiert ihr euch dafür?«
    Alex nickte. »Dem Anschein nach gehört er in unsere Serie, Helen. Und irgendwie auch wieder nicht, weil er aus der Art schlägt.« Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Es ist alles etwas … Na ja, es ist alles ziemlich verwirrend, weißt du?«
    Helen schwieg einen Moment. »Kommst du klar?«
    Alex formte aus den Zahnstochern ein Dreieck. »Ja, ich komme klar.« Sie sah auf. »Und jetzt sag mir, was du wirklich willst.«
    Helen räusperte sich. »Ich habe … Okay. Eigentlich wollte ich nur wissen, wie es dir geht. Ich hatte da so ein komisches Gefühl.«
    »Und?« Alex zerstörte das Dreieck und nippte an dem Espresso.
    »Ja, ein wirrer Traum mit dir in der Hauptrolle. Ich bin morgens um vier Uhr schweißgebadet aufgewacht. Ich kann dir nicht mehr sagen, worum es genau ging, aber … Na ja, du weißt ja, wie das ist. Es hat mich einfach beunruhigt, und ich musste den ganzen Tag lang schon daran denken.«
    »Sag schon, worum ging es?«
    »Es … Es ist irgendwie blöd«, stammelte Helen. »Du wurdest von einem Monster verfolgt und angegriffen.«
    Alex lachte leise. »Habe ich überlebt?«
    Helen seufzte. »Da hörte der Traum auf. Und deswegen … Deswegen dachte ich, ich rufe mal an.«
    Alex stellte den Espresso zurück. »Weißt du noch, vor ein paar Wochen auf der Schießbahn?«
    »Ja klar.«
    »Es waren alles Kopftreffer. Ein Schießtrainer hätte mich dafür gerügt, denn wir fangen ja immer erst mit den Beinen an, wenn es ernst wird, und arbeiten uns dann weiter hoch.«
    »Mhm.«
    Alex baute aus den Zahnstochern eine Figur mit Armen und Beinen und legte den runden Mandelkeks von der Untertasse des Espresso als Kopf über die spindeldürre Körpermitte. »Ich nicht, Helen«, sagte Alex, nahm dem Männchen den Kekskopf wieder weg und biss ein Stück davon ab. »Ich fange gleich oben an, wenn es drauf ankommt. Verlass dich drauf.«
    »Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.«
    »Mache ich.« Alex zerkaute den Keks und spülte mit etwas Bitter Lemon nach.
    »Okay«, sagte Helen leise. »Bye.«
    »Bye.«
    Alex ließ das Telefon in ihrer Handtasche verschwinden und starrte auf die Straße. Der Anruf war typisch für Helen. Sie hatte sich schon früher andauernd Sorgen um Alex gemacht. Manchmal nervte das, andererseits mochte Alex das Gefühl, dass sich jemand Gedanken um sie machte. Dass sich jemand kümmerte, dass sie nicht ganz so allein auf der Welt war, wie sie es sich gelegentlich einredete. Aber war sie sich tatsächlich so sicher, dass sie im Fall der Fälle auf sich aufpassen konnte? Alex steckte sich den Rest des Mandelkekses in den Mund und beobachtete die Jungs auf den Inlineskatern, die auf dem Bürgersteig an ihr vorbeirollten. Dann verscheuchte sie einige kleine Gewittertierchen, die vor ihren Augen in der schwülwarmen Luft tanzten.
    »’n Abend«, keuchte es neben ihr.
    Alex merkte träge auf. Mit einem müden »Hallo« begrüßte sie Schneider, der schwerfällig neben ihr Platz nahm und sofort nach einer Papierserviette griff, um sich die Stirn abzuwischen. »Die Luft ist ja zum Schneiden. Das gibt noch ’nen Knall heute. Sie haben schon wieder Gewitter angekündigt. Scheißklimawandel.«
    »Ja, da hast du wohl recht«, antwortete Alex und bugsierte die Zahnstocher mit der Fingerspitze in eine andere Richtung.
    »Sag mal«, Schneider deutete mit einem Nicken auf die kleinen Holzstäbchen, »ist das so eine Art Origami? Ich habe das jetzt schon öfter beobachtet – ständig sortierst du irgendwas.«
    »Ach, ist nur eine Angewohnheit. Hilft mir beim Denken. Gibt’s was Neues, oder weswegen wolltest du mich treffen?«
    »Ich komme gerade aus der Pathologie und habe dort mit Dr.Woyta gesprochen.« Schneider steckte sich eine Pall Mall an.
    »Aha.« Alex schmunzelte.
    »Nee, nicht, was du denkst.« Schneider lachte heiser und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Dr.Woyta war dieses Mal mit einem größeren Team angereist. Sie hatten Roth und die drei anderen Todesopfer auf dem Tisch. Roth konnte anhand seines Gebisses zweifelsfrei identifiziert werden. Sie haben seine sterblichen Überreste dann noch mit nach Münster genommen und dort durchleuchtet, um Fremdkörper wie Projektile festzustellen. Haben aber keine gefunden.«
    »Gab es Besonderheiten?« Alex griff nach dem Espresso. Schneider hatte ihre volle Aufmerksamkeit.
    »Sie vermuten, dass Roth im Schlaf ums Leben gekommen ist. Der

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