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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Leichnam war in keinem guten Zustand, aber sie sind dennoch davon überzeugt, dass nichts auf die übliche Herangehensweise des Mörders hindeutet. Der Körper war bis auf die schweren Verbrennungen intakt – also nichts aufgeschnitten, keine Schläge auf den Kopf. Anhand der Blutwerte sowie des Befunds der Schleimhäute und der Lunge gehen sie von einer Rauchgas-Intoxikation aus – er ist erstickt.«
    Alex trank den Espresso in einem Zug leer. »Der Modus Operandi ist unterbrochen – Roths Tod schlägt völlig aus der Art, darüber habe ich auch schon nachgedacht, Rolf.«
    Schneider nickte und griff, ohne zu fragen, nach Alex’ Bitter Lemon. »Das toxikologische Gutachten wird hoffentlich zeigen können, ob er ebenfalls eine Ketamin-Injektion erhalten hat. Wenn es unser Mann war, dann ist er schnell rein in das Gebäude, hat die Hütte angesteckt und spazierte flott wieder raus. Kein aufwendiger Zinnober, wenn du verstehst, was ich sagen möchte.«
    Alex nickte. »Aber das passt nicht ins System. Der Täter hat seine Rituale, alles muss nach einem Schema ablaufen. Es nutzt ihm nichts, die Menschen einfach so zu töten. Es entspricht nicht seinem Weg.«
    »Tja«, murmelte Schneider und trank das Glas leer. »Genau darüber mache ich mir Gedanken. Alles deutet darauf hin, dass er dieses Mal keine Zeit hatte. Wenn er es war.«
    »Keine Zeit gehabt, hm.« Alex zwirbelte in ihrem Zopf und legte die Stirn in Falten. »Aber es müsste irgendwo ein Zeichen geben, eine Ankündigung für den nächsten Mord. Etwas, was auf den Drachen hindeutet, das nächste Symbol in der Reihe.«
    »Nee, nichts bislang. Reineking hat das ganze Areal rund um die Brandruine absuchen lassen und nichts gefunden. Und wenn im Inneren des Gebäudes etwas plaziert worden sein sollte, hat das Feuer es sicherlich zerstört.« Schneider zog sich den Teller mit dem Rucola-Salat heran. »Isst du den Salat noch?«
    Alex verneinte. Sie hatte keinen Appetit. Dann blickte sie auf. »Der Hinweis, Rolf. Das Zeichen war in diesem Fall das Opfer selbst. Deswegen habt ihr nichts gefunden.«
    »Wie bitte?«
    »Natürlich, Roth war als der Purpurdrache bekannt, und das nächste Zeichen ist der Drache. Roth gleich Drache, verstehst du? Roth selbst ist das Symbol.«
    Schneider stopfte sich eine Gabel voll Salat in den Mund und sprach mit vollem Mund weiter. »Möglich. Aber so richtig stimmig ist es dennoch nicht, Alex. Einerseits zelebriert der Täter seine Morde bis ins Detail am Vorbild dieses Tierkreises, und seine rituell getöteten Opfer sind Frauen. Auf der anderen Seite haben wir mit Siemer und Roth zwei männliche Tote. Beide werden ganz ordinär aus dem Verkehr gezogen, statt aufwendig geopfert, zumal Siemer in Düsseldorf und nicht hier ermordet wurde. Ich will sagen: Es gibt drei Morde, bei denen sich der Täter vollends entfalten konnte, und es gibt zwei, bei denen er die Leute einfach so getötet hat. In drei Fällen hatte er Zeit, in den anderen beiden scheinbar nicht.« Schneider schob noch eine Gabel Salat nach. »Geht so ein Ritualkiller vor?«
    »Nein. Trotzdem hat er im Luisenstift das Element des Feuers und Roth als Symbol für den Drachen eingesetzt.«
    »Falls es überhaupt unser Mann gewesen ist.«
    Alex lupfte die Augenbrauen. »Bitte? Wer denn sonst?«
    »Weiß ich nicht. Aber wir müssen das zumindest in Frage stellen. Wir haben noch kein abschließendes Gutachten über die Brandursache. Vielleicht war es auch nur ein Kurzschluss in den alten Stromleitungen.«
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst?«
    »Aus der Brandbeschau hat sich zunächst nur ergeben, dass das Feuer sich aus dem Trakt ausgebreitet hat, in dem Roth untergebracht war. Bevor die Kollegen mit ihren Gasspürgeräten rein können, um nach Brandbeschleunigern zu suchen, müssen die Trümmer erst mal gesichert werden. Solange wir nicht sicher wissen, dass es sich um Brandstiftung handelte, wissen wir gar nichts.«
    »Aber du hast doch gerade selbst gesagt, dass der Täter in diesem Fall wenig Zeit gehabt hat.«
    Schneider nahm die Serviette und tupfte sich etwas Balsamico vom Mundwinkel. »Ich habe aber auch gesagt:
Wenn
es unser Mann war und
falls
es Brandstiftung war. Ich hab so das Gefühl, das du manchmal über das Ziel hinausschießt, Alex, und ein bisschen viel interpretierst. Roth und Siemer können als Opfer auch deswegen aus der Art schlagen, weil sie gar nicht in die Serie gehören. Roth ist vielleicht das Opfer eines Unfalls geworden, und Siemer wurde eventuell

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