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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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Handys, fand Marcus’ Mobilnummer und wählte sie an. Obwohl er bereits nach dreimaligem Klingeln abhob, schien ihr das Warten eine Ewigkeit gedauert zu haben. Marcus klang hellwach. Alex atmete einmal kräftig durch und erzählte ihm dann von Marlons Anruf.
    »Wo bist du?«, fragte Marcus ruhig.
    »Keine Ahnung. Unterwegs. Irgendwo.«
    »Ich mache mich auf den Weg und leite alles ein.«
    »Er hat gesagt, sobald Polizei aufläuft, werde alles platzen.«
    »Das hast du bereits erwähnt. Vertrau mir, Alex. Wir kriegen das hin. Und halte dich so lange von allem fern, bis ich da bin, und tu nichts Unüberlegtes!«
    Alex schwieg.
    »Haben wir uns verstanden?«
    Alex antwortete immer noch nicht.
    »Ich bin schneller da als jeder andere«, sagte sie dann tonlos.
    »Mann, Alex, wie stur bist du eigentlich, das ist eine Anordnung gewesen!«
    »Tut mir leid, aber …« Alex spürte einen Kloß im Hals. »Ich muss ihn aufhalten, ich weiß, was ich tue. Er hat gesagt, ich soll alleine kommen. Er muss mich da sehen, sonst … Ich weiß auch nicht, was sonst.«
    Alex hörte Marcus stöhnen. »Ich fahre sofort los«, sagte er und beendete das Gespräch.
    »Okay, bye«, seufzte Alex. Gerne hätte sie ihn weiter in der Leitung gehabt. Seine Stimme zu hören hatte ihr Sicherheit und Orientierung gegeben. Es war, als ob …
    Etwas tauchte von rechts im Scheinwerferlicht auf. Alex trat mit beiden Füßen auf die Bremse. Die Reifen quietschten. Der Mini brach aus der Spur aus. Alex schrie. Dann stand der Wagen quer auf der Straße. Aus glasigen, weit aufgerissenen Augen starrte sie ein Mann durch das Seitenfenster an. Nur eine Sekunde später, und …
    »Bisssu irre oder wasss«, lallte der Mann und trat gegen die Fahrertür. Sein fleckiges Hemd war aus der Hose gerutscht. »Bekloppt oder wasss? Keine Augen im Kopp oder wasss?« Ein dumpfer Donnerschlag hallte durch die Straße.
    »T-tut mir leid, ich …«, stammelte Alex und hob entschuldigend die Hände. Die Unfallfotos, die sie auf Marcus’ Rechner gesehen hatte, schossen ihr durch den Kopf. Der zertrümmerte, blutverschmierte Kotflügel. Um ein Haar …
    »Bisssu besoffen, Mensch, Mädchen, ich ruf die Polizei, hömma!« Dann trat der Mann ein zweites Mal gegen die Tür und torkelte schimpfend davon.
    Alex sank in sich zusammen. Ihre Brust hob und senkte sich. Dann wischte sie sich mit der Hand über das Gesicht, griff nach dem Lenkrad und legte den Gang ein. Keine Zeit für Selbstmitleid. Sie hatte ein Date mit dem Teufel und gedachte nicht, sich zu verspäten. Sie gab Vollgas. Die Dunkelheit verschluckte den kleinen Wagen.

[home]
    55 .
    D ie Lemfelder Sommerkirmes schlief. Alle Buden waren geschlossen, die Lichter erloschen. Kein Karussell drehte sich. Kein Kinderkreischen. Keine wummernden Bässe aus den Boxen des Autoskooters. Warmer, weicher Regen prasselte auf den Asphalt. Gelegentlich warf ein Wetterleuchten sein Schlaglicht auf das weitläufige Areal, auf dem sich noch vor wenigen Stunden Tausende getummelt hatten. Ihre Hinterlassenschaften, weggeworfene Popcorntüten, Pappbecher, zerknüllte Servietten, Bratwurstteller und Zigarettenpackungen, verschmolzen mit dem Nass zu einem Brei.
    Alex entsicherte die Walther und schaltete die Maglite an. Der Lichtkegel tanzte nervös über den Boden, strich über die heruntergeklappten Läden von Imbissbuden, fuhr über die Tierköpfe am Kinderkarussell und verlieh den Fratzen an der Geisterbahn ein noch bizarreres Aussehen.
    Das Gelände war riesig. Es mochten an die dreißig Fahrgeschäfte aufgebaut sein. Skooter, Musik-Express, Schiffschaukeln und spektakuläre Maschinen, die dazu gebaut waren, Fahrgäste an die Grenzen des physikalisch Machbaren zu katapultieren. Unter anderen Umständen wäre Alex schon vom Hinsehen schlecht geworden. Jetzt war es die pure Angst, die ihren Magen wie ein dunkler Tintenfisch mit schleimigen Tentakeln umfangen hielt. Alex strich sich eine klatschnasse Haarsträhne hinter das Ohr. Irgendwo würde Marlon sein. Er würde auf sie warten. Möglicherweise lauern.
    »Marlon?«
    Alex’ Ruf hallte einsam durch die Budengänge. Sein Echo verlor sich im Prasseln des Regens.
    »Marlon Kraft?«
    Keine Antwort. Keine Umrisse, kein Gesicht, das im Kegel der Taschenlampe auftauchte, der suchend durch die Luft schnitt. Ihr Blick strich über die bunten Verkleidungen der Losbuden, der Bierstände und Hotdog-Häuschen. Schließlich blieb er an der Silhouette hängen, die majestätisch und ehrfurchtgebietend

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