Alfons die Weihnachtsgans
Pudelmütze. Nur Muscheln und nasses, rottendes Schilf.
Dann fiel ihm etwas ein. Ganz bestimmt war die Gans ja mit anderen zusammen geflogen, sie pflegten immer in Gesellschaftzu sein. Und dann war es wahrscheinlich, dass der Puk bei einer anderen aufgesessen war. So musste es sein. »Onkel Calle ist nicht mein Onkel«, widersprach er automatisch.
»Wer’s glaubt, wird selig. Also, wo geht es zur Hallig?«
Meier rückte bedrohlich näher, und Tore erkannte, dass der Kerl es ernst meinte. »Dort«, murmelte er und winkte in die Richtung rechts vom Lorendamm. Dort würde Meier auf jeden Fall auf Land stoßen.
»Ich sage auf der Hallig Bescheid, dass ihr hier irgendwo steckt.« Meier verabschiedete sich mit einem coolen Winken und machte sich davon.
»Nett von Ihnen – Saukerl«, flüsterte Tore aufgebracht und sah ihm nach. Dann fiel ihm etwas ein. »Ihre Fotoapparate, Herr Meier!«
»Ich weiß. Ihr könnt sie mir auf der Hallig zurückgeben.«
Jetzt reichte es Tore, in jeder Hinsicht. So wütend war er noch nie gewesen. Der Puk war nicht da und Meier bald auch nicht mehr. »Ihre Fotoapparate werden mir in den Matsch fallen!«, schrie er hinter Meier her. »Sie haben ja bestimmt mitbekommen, dass ich nicht einmal eine Teekanne halten kann!«
Einige Augenblicke später war Meier zurück.
Kapitel 9
D er Hubschrauber war sicher auf der Straße gelandet. Der Rotor wurde langsamer, bis er stillstand, während das Sanitätspersonal schon mit der Trage die Ack hochlief. Anke beobachtete ihre Ankunft am Fenster und erwartete die Männer dann an der Tür.
»Na, haben Sie sich ein wenig verrechnet?«, fragte der eine Sanitäter Anna launig, während er mit routinierten Handgriffen die Trage zum Umbetteten fertigmachte. »Sollte das Kind ein Weihnachtsgeschenk für Ihren Mann werden?«
»Eigentlich nicht«, keuchte Anna, tapfer auf die Frotzelei eingehend, obwohl wieder eine Wehe kam. »Es war als Geburtstagsgeschenk gedacht. Zum achten Januar.«
»Das ist ja wohl gründlich danebengegangen«, meinte der andere bedauernd. »Aber Sie sind ja jung und haben noch viele Versuche frei.«
»Wir werden uns alle Mühe geben«, meinte Nommen. »Können Sie sich nicht ein wenig beeilen?«
Dabei waren sie fast schon am Hubschrauber angekommen.
»Nur die Ruhe, werdender Papa«, sagte der Ältere der beiden Sanitäter. »Bisher haben wir es noch mit jedem Halligkind bis in den Kreißsaal geschafft. Möchten Sie mitfliegen?«
»Ja, selbstverständlich«, sagte Nommen aufbrausend. »Was denken denn Sie? Soll ich hinterherlaufen?«
»Schon gut. Aber nehmen Sie sich ruhig ein Beispiel an Ihrer Frau. Die ist die Ruhe selbst.«
»Sie haben gut reden«, murrte Nommen. »Sie bekommen das Kind ja nicht.«
»Nein. Aber Sie auch nicht. Ihre Frau macht das schon. Möchten Sie eine Beruhigungsspritze für unterwegs?«
»Nein, nein«, stammelte Nommen und verfärbte sich. Selbst er merkte jetzt, dass er ein wenig auf den Arm genommen worden war.
Anke unterdrückte ihr Schmunzeln. Während die Sanitäter Anna in den Hubschrauber hineinschoben, tätschelte Anke sanft Nommens Arm. »Es wird alles gut gehen. Anna ist stark. Das weißt du doch.«
Nommen nickte mit verkrampften Kiefern, nicht im Geringsten beruhigt. Anke drückte ihm seine warme Jacke in den Arm, die er natürlich vergessen hatte, und winkte ihrer Tochter zu, deren Trage bereits im Inneren des Hubschraubers festgemacht war.
Nommen stieg zu ihr, dann wurde die Tür zugeschlagen, der Hubschrauber hob ab.
Anke folgte ihm mit den Augen, während er in die Luft stieg und die Richtung nach Niebüll einschlug, in etwa dem Lorendamm folgend. Seine Lichter blinkten unaufhörlich, und einmal meinte Anke, auch unterhalb des Hubschraubers ein Licht gesehen zu haben. Wahrscheinlich eine Spiegelung im auflaufenden Wasser.
Sie kehrte in das Haus der Kinder zurück, um eine Flasche Korn und einen Stapel Schnapsgläschen aus Plastik zu holen. Die Feuerwehrleute hatten etwas Wärmendes verdient. Die Zuschauer auch. Unter ihnen warteten immer noch die Männer des Marschenbauamtes, die auf dem Nachhauseweg zum Festland aufgehalten worden waren. Sie wurden bestimmt allmählich ungeduldig.
Ein Rundumblick. Der Herd war aus; Lichter ausschalten und Türen zuschließen konnte sie später, wenn sie das Haus endgültig verließ. Dann telefonierte sie in der Diele kurz mit Krischan und bat darum, abgeholt zu werden.
Als Anke wieder unten auf der Straße stand, hatten die Feuerwehrleute schon
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