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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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niedergebrannt war.
    Als das Motorengeräusch verklungen war, spitzte er die Ohren. Irgendwo in der Nähe klatschten Wellen an den Steindamm. Das Wasser kam.
    Er erhob sich mühsam. »Herr Meier, wir müssen Opa auf die Steine hochholen! Er kann da unten nicht liegen bleiben.«
    Meier hockte auf der Lore und zog bibbernd die nasse Wolldecke um sich, die er unter Alfons Käfigresten gefunden hatte. »Wenn du meinst«, murmelte er.
    Als Tore sich über Opa Fedder beugte, hatte dieser die Augen geschlossen. Er erschrak. »Glauben Sie wirklich, dass Opa nur schläft?«
    »Ich denke schon«, murrte Meier. »Komm, pack an.«
    Sie schoben und hoben, und endlich lag Fedder etwas erhöht, so trocken wie nur möglich.
    »Warum das Ganze?«, schnaufte Meier.
    »Das Wasser ist da«, antwortete Tore beklommen.
    »Und was jetzt?«, fragte Meier patzig, nachdem er sich umgesehen und erkannt hatte, was Tore meinte.
    Die Wellen schlugen inzwischen nicht nur vernehmlich an die Steine, gelegentlich glitzerten auch Schaumkronen und hochspritzendes Wasser durch die Dunkelheit.
    »Wir warten«, sagte Tore entschlossen. »So kurz vor Hochwasser kann auf der Hallig niemand mehr meinen, dass bei uns alles in Ordnung ist. Zu der Zeit darf man nicht fahren.«
    »Aber ...«
    »Wir haben keine andere Wahl! Und nein, Experimente machen wir nicht mehr. Sie bleiben hier, Herr Meier, und versuchen nicht, sich auf die Hallig zu retten. Bald wird das Wasser auf den Schienen stehen, und Sie können nicht einmal sehen, wo Sie gehen! Außerdem fehlt Ihnen die Erfahrung.«
    »Aber du hast Erfahrung, ja? Wie alt bist du eigentlich? Sieben?«
    »Zwölf Jahre. Und immerhin habe ich Sie von Ihrer idiotischen Wanderung nach Föhr zurückgeholt.«
    Meiers wütendes Knurren tat Tore richtig gut. Dem hatteer erfolgreich den Mund gestopft. Dabei war ihm selber weniger forsch zu Mute, als er tat.
    »So ein hirnverbrannter Ausflug!«
    Tore wusste nicht, ob Meier den zur Hallig oder ins Watt meinte, und es war ihm auch völlig egal. Am liebsten hätte er sich der Länge nach ausgestreckt und wäre eingeschlafen. Er war völlig fertig.
    Noch hatte das Wasser weder den Opa noch Tores Hinterteil erreicht, als er unter sich eine Bewegung spürte. Obwohl er steif von Kälte und fast gefühllos war. Er legte seine Hand auf die Schiene.
    Es stimmte! Die Schiene vibrierte, und dann hörte er schon das Summen einer Maschine. Tore stemmte sich hoch. »Sie kommen!«, rief er triumphierend. »Endlich!«
    »Wo, wo?« Meier rutschte von der Lore herunter und spähte wild in der Gegend herum. »Ich sehe nichts!«
    Ein starker Scheinwerfer stach durch die Nacht. Tore grinste mühsam. »Wenn Sie sich nach Langeness umdrehen würden ...«
    Donnerwetter, dachte Tore überwältigt, als die große Lore abgebremst hatte und vor ihnen stehenblieb. Eine Lore wie ein Eisenbahnwaggon mit fünf großen Fenstern an den Seiten und drei nach vorne, wo der Fahrer saß. Edlef, den er kannte. Die Lore aber hatte er noch nie gesehen. Es war die Lore, die alle die Sambalore nannten.
    Einer nach dem anderen sprangen die Männer auf die Steine herunter, alle in Uniform, es schien die gesamte Feuerwehr von Langeness zu sein, die sie abholen wollte. Und nicht alle hatten Gummistiefel an, aber das schien ihnen egal zu sein, als sie durch das Wasser zur Unglücksstelle patschten.
    Und dann sah Tore auch die gelbe Dienstjacke, die auf der Rückseite mit »Halligschwester« gekennzeichnet war, und heute steckte zum Glück seine Großmutter darin.
    Er lief sofort zu ihr. »Oma, Großvater hat einen Beinbruch. Er ist am schlimmsten verletzt. Jetzt schläft er, aber ganz genau weiß ich es nicht.«
    Oke hatte mitgehört. Während Käte zu ihrem Mann eilte, ließ er die starken Strahler der Lore auf Fedder richten, die auch Meiers dürre Gestalt in Licht tauchten. Der stand teilnahmslos auf den Schienen, bis einer der Feuerwehrmänner sich seiner annahm und ihn vorsichtig zum Waggon führte.
    »Geh du auch hinein, Tore«, sagte ein anderer. »Da drin ist es pottwarm.«
    »Nein! Ich will erst wissen, was mit Opa ist!«
    Oma Käte sah zu ihm hoch, als er sich neben sie bückte. »Fedder ist jetzt wach. Er hat starke Schmerzen, aber seine Kleidung hat ihn einigermaßen trocken gehalten. Und die Plane und dein Schlafsack waren eine prima Idee.«
    »Wirklich?«
    Käte nickte, und Opa Fedder lächelte Tore etwas mühsam an.
    »Ja, dann ...« Plötzlich zitterte Tore wieder vor Kälte. Trotzdem war jetzt alles

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