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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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Straffen unterworffen; so verliert der Muht des Volkes seine Schnellkraft, es beuget sich ohne Wiederstand unter das Joch, und fühlt an statt des Triebes nach Ehre, nur die Triebe die zum Unterhalt des Lebens treiben, oder die gröbsten der Sinne vergnügen. Freylich ist also das Reich der Seren zum Kiege minder geschikt; auch sehnt sich sein Fürst nach keinen Eroberungen, er begnügt sich mit dem unermeßlichen Umfange seines angestammten Gebietes, und lehnt wohl eher die freywillige Unterwerfung benachbarter Völker ab, die durch den unter den Seren herrschenden Wohlstand angezogen, den Schuz des Beherrschers suchen, der seines Volkes Vater ist.«
    »Aber dennoch genießt dieses große Reich den unendlichen Vorzug, daß kein Großer sich wider den Kaiser aufzulehnen sich waget; da er einzeln ist, keine Wurzeln in einem verwandten und mächtigen Adel hat, so reißt ihn der erste Sturm der monarchischen Ungnade ohne Wiederstand aus.«
    »Ein König der Sachsen kan keinen Großen bestraffen, daß er nicht desselben Verwandte, sein Geschlecht, und auch wohl alle Große beleidige, die in der Erniedrigung eines jeden von ihnen die Möglichkeit ihrer eigenen Erniedrigung mit Verdruß ansehen. Der kriegerische Muht ist aber bey den Seren minder nöhtig, da sie zerstreute und vertheilte Nachbarn haben, die ihre Gränzen wohl beunruhigen, aber dem Reiche keine alzugefährliche Wunde beybringen können. Vom Anfange der Geschichte her ist das Reich der Seren immer unbezwungen geblieben, die Königsstämme sind ausgelöscht, andre Seren haben sich auf den Thron geschwungen, aber keine fremde Macht hat das Reich überwältigt.« Die Einfälle der östlichen Tartaren vom Stamme Kin, der westlichen unter dem Stamme Ywen, und wiederum der östlichen unter dem Stamme Tsing, sind alle neuer als Alfreds neuntes Jahrhundert.
    »Es ist ein großer Vorzug beym Reiche der Seren, wenn man zum Aeußersten des Alterthums hinaufsteigt, dahin wo noch kein anderes Reich der Welt sich erhoben hatte, wenn man biß zu den Gränzen der Fabel zurüke geht, wo die Geschichte ihren Anfang nimt; so findet man allemal ein gesittetes, ein fleißiges und unzählbares Volk, immer Künste, Geseze, weise Männer, und große Fürsten, einen Yu, einen Schung, einen Wenwang, einen Wuwang.«
    »Doch, fuhr Amund fort, und neigte sich ehrerbietig gegen den König, ich bin kein blinder Verehrer einer unumschränkten Herrschaft, ich bin ein freygebohrner Gothe, dessen Herz sich nicht unter einen Fürsten würde beugen können, wenn die Ehrfurcht nicht es leitete, demjenigen zu dienen, den ich für tüchtiger zu befehlen halte. Ich werde dem Könige die Folgen der grenzenlosen Gewalt aus meiner eigenen Erfahrung zeigen können.«
    Nach einigen Tagen begleitete Amund die schöne Theophane an den Hof, sie brachte der edeln Alswithe einen weissen von glänzender Seide gewobenen Schleyer; in welchen sie von den höchsten Farben Blumen und Thiere gestikt hatte, so wie sie in den milderen Gegenden des Süden von der Natur mit schimmernden Farben bemahlt werden, als es Nodens schwächere Sonne vermag. Die Königin bewunderte die Kunst und das Zeug, und erwiederte das Geschenk der reizenden Griechinn mit dem feinsten Leinwande, der aus Flandern kam, und dessen zarte Fäden fast dünner schienen, als daß sie von Menschenhänden hätten verarbeitet werden können. »In unsern frostigen Gegenden, sagte Alfred, verspricht die Natur weniger, und überläßt dem Fleisse der Menschen mehr. Die Emsigkeit kan aber auch hier Schäze finden, die zum Glüke des Volks eben so viel beytragen können, als die Freygebigkeit der Natur.« Theophane gestund, daß sie im künstlichen Byzanz nichts gesehen hätte, das diese Arbeit überträfe, und am Nuzen wich freylich der Flachs der Seide nicht.
    Alfred foderte selbst den Amund auf, seine Unterredung fortzusezen. »Die unumschränkte Macht des Fürsten ist ein Joch, sagte der Kämpfer, unter welchem niemand glüklich seyn kan. Umsonst lacht uns die Gunst des Hofes an, wer kan ein wandelbares Glük ruhig genießen, wenn bloße Runzeln an der Stirne des Fürsten uns ohne unsre Verschuldung in den Abgrund stürzen können?«
    »Ein guter Herrscher wendet allerdings seine große Macht zum Besten seines Volkes an, und thut um desto mehr Gutes, je weniger er umschränkt ist. Er wacht über seinen Dienern, wählet sie mit Bedacht, und läßt nicht zu, daß auch die Untersten seines Volkes unter ungerechtem Druke leben. So waren die ersten Häupter

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